Für eine Verunsicherung des geographischen Blicks : Bemerkungen aus dem Zwischen-Raum
Abstract. Die postkoloniale Kritik, die auf einem widersprüchlichen Denken in einem immer wieder anderen Zwischen-Raum basiert, zeichnet sich durch ein entschiedenes Interesse an der De- und Rekonstruktion geographischer Welt-Bilder aus. Dessen ungeachtet hat sich die deutschsprachige Geographie bisher kaum mit den postkolonialen Interventionen auseinandergesetzt. Das ist insofern bedauerlich, als sie viel dazu beitragen können, den geographischen Blick auf die «Ordnung der Dinge» zu bereichern. Vor diesem Hintergrund wird – in Einklang mit den dekonstruktiv-rekonstruktiven Bewegungen des Postkolonialismus und in Auseinandersetzung mit dem derzeit wohl wirkungsmächtigsten Welt-Bild – eine Praxis skizziert, die es erlaubt, immer wieder andere und bessere Welt- Bilder zu entwerfen. Diese Bilder verzichten ebenso auf den Anspruch, allgemeingültig zu sein, wie sie ohne die fixierende Verortung eines «Eigenen» und «Anderen» auskommen. Damit korrespondieren sie mit einem Denken, das dazu aufruft, gewohnte Denkschemata in Frage zu stellen und nicht zuletzt den eigenen Blick immer wieder aufs neue zu verunsichern.