Postsozialistische Stadtentwicklungen zwischen nachholender Modernisierung und eigenem Weg
Abstract. Die Großstädte Ostmittel- und Osteuropas sind seit zehn Jahren von tiefgreifenden Veränderungen betroffen, die sich im Spannungsfeld von zunehmender Internationalisierung und interner Restrukturierung der Transformationsgesellschaften vollziehen. Die neue Bedeutung der Städte als Orte, die globalen Einflüssen intensiv ausgesetzt und daher von strukturellen Wandlungsprozessen in besonderem Maße betroffen sind, wird durch die schnelle ökonomische Entwicklung einiger Metropolen, durch die Deindustrialisierung der Städte, durch das schnelle Wachstum des (formellen und informellen) tertiären Sektors, durch neuartige sozialräumliche Differenzierungen und neue Entwicklungen an den städtischen Peripherien deutlich. Der Beitrag untersucht den Wandel von Städten im östlichen Europa anhand von vier Fallbeispielen (Moskau, Budapest, Jekaterinburg und Lodz). Im Zentrum der Betrachtung steht dabei die Frage nach der Erkennbarkeit unterschiedlicher Entwicklungspfade postsozialistischer Stadtentwicklung. Die vergleichende Analyse der vier Untersuchungsstädte bestätigt, dass die postsozialistische Stadtentwicklung erhebliche qualitative und quantitative Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen und Stadttypen aufweist. Insbesondere in den peripheren Stadträumen ist eine deutliche Ausdifferenzierung unterschiedlicher Entwicklungen zu beobachten. Dennoch lassen sich auch übergreifende Transformationsphänomene feststellen, die aufgrund der Wirkung politischer, ökonomischer und sozialer Prozesse, die in ihren Grundzügen im gesamten osteuropäischen, ehemals sozialistischen Raum gelten, begründet werden. Neben den strukturellen Ausgangsbedingungen der «sozialistischen Vergangenheit» ist jedoch der Grad der Integration der jeweiligen Stadt in die globale Wirtschaft für die Intensität der Entwicklung postsozialistischer Funktionen und stadträumlicher Strukturen ein wesentlicher Faktor.