Habitus und Feld : Anregungen für eine Neuorientierung der geographischen Entwicklungsforschung auf der Grundlage von Bourdieus "Theorie der Praxis"
Abstract. Der Beitrag plädiert für eine Neuorientierung der geographischen Entwicklungsforschung im Sinne einer geographischen Sozialforschung in Entwicklungsländern. Ausgangsbasis dafür ist eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen entwicklungstheoretischen Diskussion und der Übertragung akteurszentrierter Ansätze in die Entwicklungsforschung. Die Kritik an diesen Ansätzen konzentriert sich auf deren unzureichend fundiertes Gesellschaftsverständnis, in dem die Beziehung zwischen Subjekt und Gesellschaft nicht hinreichend erklärt wird und Abhängigkeitsverhältnisse zu wenig berücksichtigt werden. Mit der «Theorie der Praxis» von Pierre Bourdieu wird versucht, die Forschungsperspektive auf genau jene gesellschaftsrelevanten Zusammenhänge zu richten. Im Mittelpunkt stehen dabei das «soziale Feld», das durch Machtbeziehungen und die Konkurrenz von Akteuren geprägt wird, und der «Habitus» als System dauerhafter Dispositionen bzw. als verinnerlichte Verhaltensgrammatik. Nach der Darstellung der wichtigsten Bourdieuschen Theoreme schließt der Artikel mit einigen kurz umrissenen Beispielen, die eine mögliche forschungspraktische Umsetzung skizzieren.