Gated communities in Madrid : zur Funktion von Mauern im europäischen Kontext
Abstract. Bislang sind noch keine empirischen basierten Untersuchungen zu geschlossenen Siedlungskomplexen in Europa durchgeführt worden, obwohl dieses Phänomen bereits seit vielen Jahren, insbesondere in einigen süd- und osteuropäischen Ländern, existiert. Im vorliegenden Beitrag wird vor dem Hintergrund eines akteursbezogenen Untersuchungskonzeptes nach den Gründen der Entstehung und Ausbreitung von gated communities in Spanien gefragt. Mittels standardisierter Befragungen und Leitfadengesprächen in verschiedenen Typen von gated und pseudo-gated communities in der Metropolregion Madrid wird folgenden Fragen nachgegangen: Welche Rolle spielen Umweltfaktoren, beispielsweise der soziokulturelle, ökonomische und institutionelle Zusammenhang, für die Expansion von gated communities? Welche Bedeutung kommt den öffentlichen und privaten Akteuren der Stadtgestaltung zu, und wie sind die Motive der individuellen Akteure bei ihrer Wohnstandortsuche zu bewerten? Es zeigt sich, dass zum Einen spezifisch spanische kulturelle Faktoren entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Siedlungen haben. Vor allem aber ist die Trennung in Sicherheits-, Prestige- und Lebensstilsiedlungen, wie sie in der Literatur häufig zitiert wird, im europäischen Kontext nicht anwendbar, weil sowohl auf der Nachfrageseite, etwa bei der Bedeutung der Sicherheit, aber auch im institutionellen Bereich völlig andere Prioritäten gesetzt werden als in nordamerikanischen Zusammenhängen. Die Konsequenzen sowohl für die Stadtentwicklung als auch für die urbanen Gesellschaften unter dem Gesichtspunkt der Privatisierung öffentlicher Räume sind folglich andere als in den USA oder in Schwellen- und Entwicklungsländern, zu denen bisher die meisten Studien vorliegen.