Existenzsicherung unter Risikobedingungen : sozialwissenschaftliche Analyseansätze zum Umgang mit Krisen, Konflikten und Katastrophen
Abstract. In der Entwicklungsforschung spielen für die Analyse von Alltagshandeln und Existenzsicherung Risikokonzeptionen eine wichtige Rolle. Der Risikobegriff selbst bleibt dabei jedoch häufig diffus und ambivalent. Verwundbarkeits- und livelihood-Modelle werten Krisen und Katastrophen als Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse, die zum Zusammenbruch lebensnotwendiger Ressourcen oder zum Versagen adäquater Bewältigungsstrategien führen. Die Risikobedingungen des Alltagshandelns werden zwar angesprochen, aber befriedigende Erklärungen für die Beweggründe dieses Handelns werden kaum geliefert. Der Beitrag zeigt, dass Ansätze der Risikosoziologie die geographischen Konzepte hier sinnvoll ergänzen können. Aus Sicht der Risikosoziologie ist Existenzgefährdung aus dem gesellschaftlichen Umgang mit Unsicherheit zu verstehen. Dieser Umgang zeichnet sich durch das dem sozialen Handeln zugrundeliegende Streben nach Herstellung von Berechenbarkeit im Alltag aus. Berechenbarkeit entsteht als Folge eines Kommunikations- und Handlungsprozesses, in dem Betroffene Gefahren in Risiken übersetzen. Aus der Kombination von livelihood- und Risiko-Konzepten ergeben sich daher nicht nur wertvolle Hinweise zur entwicklungstheoretischen Erklärung von Existenzgefährdung, sondern auch vielversprechende Ansatzpunkte für die entwicklungspraktische Arbeit.