Sozioökonomische und politische Umbrüche in Südostasien : Einführung zum Themenheft
Abstract. Mit dem zweifachen ökonomischen Umbruch – Wirtschaftsboom seit Mitte der 1980er Jahre sowie Wirtschaftskrise seit 1997 – gehen einschneidende soziale und politische Strukturumbrüche in Südostasien einher: (1) Bei der demographischen Entwicklung sind eine deutliche Verlangsamung des Bevölkerungswachstums sowie veränderte innerstaatliche und internationale Migrationsprozesse zu beobachten. (2) Die wirtschaftlichen Entwicklungen zeigen erhebliche Steigerungen von Bruttoinlandsprodukt und Einkommen, steigende Anteile des sekundären und tertiären Sektors, massiven Ausbau der Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur, seit 1997 zunehmende Arbeitslosenzahlen und Entsendung von Arbeitskräften ins Ausland. (3) Soziale Folgen sind erhebliche Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungsbereich, erhöhte Zahl der Mittelschichtangehörigen, aber auch vertiefte sozioökonomische Disparitäten. Ausgaben- und Preisveränderungen in Schlüsselbereichen sowie steigende Armut und Kriminalitätsraten. (4) Parallel finden höchst unterschiedlich verlaufende Prozesse politischer Diversifizierung statt mit engen Spielräumen für öffentliche Information und Pressefreiheit, Restrukturierung in Verwaltung und Wirtschaft sowie zunehmender Einbindung Südostasiens in multinationale Kooperationen. Sozialer Sicherheit als integralem Bestandteil marktwirtschaftlicher Ökonomien wird erst seit Einsetzen der sog. Asienkrise Aufmerksamkeit zuteil. Wichtig ist, dass nötige Reformen der Verwaltungsstrukturen, Unternehmenskultur und bei der Privatisierung unrentabler Staatsunternehmen nicht frühzeitig abgewürgt werden.