Ghost towns in den Ostalpen : das Phänomen der Entvölkerung im friulanischen Berggebiet (Italien)
Abstract. Die vorliegende Studie geht von der These aus, dass die Entvölkerung des Berggebietes in Friaul innerhalb der gesamten Ostalpen am weitesten fortgeschritten ist. Um 1990 zählten die meisten Subregionen Nordfriauls zu jenen Gebieten Italiens, die seit dem Zweiten Weltkrieg die stärksten Bevölkerungsverluste hinnehmen mussten. Ausschlaggebend dafür waren mehrere Auswanderungsschübe, deren negative Auswirkungen auf die aktuelle Bevölkerungsstruktur sich in steigenden Sterbe- und sinkenden Geburtenziffern widerspiegeln. Eine Abschwächung der Bevölkerungsabnahme in jüngster Vergangenheit ist lediglich auf wenige Zuwanderungen zurückzuführen, die statistisch zwar in Erscheinung treten, insgesamt gesehen jedoch zu vernachlässigen sind. Verglichen mit dem übrigen Berggebiet Friauls häufen sich im Canale di Ferro trotz periodisch anwesender Freizeitbevölkerung total entsiedelte geschlossene Ortschaften (ghost towns) wie sonst nirgendwo im Ostalpenraum. Da die bisherigen raumwirtschaftlichen Entwicklungsmaßnahmen die sozioökonomischen und demographischen Probleme nicht lösen konnten und eine Umsetzung unkonventioneller Förderungsstrategien wenig realistisch erscheint, ist davon auszugehen, dass die Entvölkerung des friulanischen Gebirgsraumes in Zukunft weiter anhalten wird.