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Die Emergenz der Masse – zur Urbanität im globalen Süden
Peter Dirksmeier
The potentiality of crowds, in terms of possibilities for achieving a livelihood in the big and dense cities, gains centre stage in contemporary urban studies dealing with the global South. These emergent effects of crowds act as dissociation of further work in urban theory from the global North that often displays a universalistic claim. However, contemporary urban theory both from the global South and North has astonishing less to say about internal processes of crowds that could be interpreted as emerging effects. The paper analyses the work on crowds by Peter Sloterdijk and the performative theory of assembly by Judith Butler in terms of theoretical possibilities to enrich contemporary thinking on urbanity in the South. The paper accentuates two important arguments for urban theory that could be fit into existing work in the field. Sloterdijk emphasises the “affective synthesis” of crowds and the build environment as an important mechanism of interaction between crowds and urbanity, whereas Butler elaborates the performative effect of crowds to articulate the right of owning attested rights.
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There are in fact no masses, only ways of seeing people as masses. (Raymond Williams)
Urbanität als sozialwissenschaftliches Konzept für die Stadt im globalen Norden verweist auf ein stadtspezifisches Arsenal an Einstellungen und Ideen, Formen kollektiven Verhaltens sowie daran angepassten Mechanismen der sozialen Kontrolle in einer ökologischen Ordnung (Wirth, 1938) als einer „Ordnung des Nebeneinanders“ (Dirksmeier und Lippuner, 2015:256). Der tradierte Diskurs um Urbanität im globalen Norden fokussiert folgerichtig auf diejenigen Verhaltensanpassungen, die aus dieser als stadtspezifisch begriffenen Sozialität resultieren (Dirksmeier, 2006). Das wohl berühmteste Konzept in einer langen Reihe vorgeschlagener Begrifflichkeiten ist die simmelsche Blasiertheit als „subjektiver Reflex“ (Simmel, 1903:193) auf die Zumutungen der durchgesetzten Geldwirtschaft, die ihren Kumulationspunkt in der Grossstadt als dem Sitz der geldbasierten Ökonomie findet. Blasiertheit meint die aufgrund der Quantifizierungsleistung des Geldes auftretende „reine Sachlichkeit in der Behandlung von Menschen und Dingen“ (Lindner, 2004:174). Der Mensch ist gleichgültig und unempfänglich gegenüber den in der Geldwirtschaft begründeten gewandelten Formen des Konsums in der modernen Grossstadt (Simmel, 1903) und gerade dies ist spezifisch urban. Erving Goffmans Begriff der „civil inattention“ (Goffman, 1972:126) fällt ebenfalls in diese Reihe berühmter Funktionsweisen der Indifferenz zur Beschreibung urbaner Verhaltensausprägung im globalen Norden (Stichweh, 2010). Konfliktfreiheit in Begegnungen von Fremden in der Stadt wird über die gegenseitig wahrnehmbare Unaufmerksamkeit für den jeweils anderen garantiert, die ihrerseits wiederum in der Begegnung abgestimmt wird und so unterschwellig die wechselseitige Kenntnis bürgerlicher Umgangsformen und „Gesittetheit“ (Stichweh, 2010:170) kommuniziert. An der Schnittstelle von solcherart zivilisierten urbanen Verhalten und rassistischen Vorurteilen ist wiederum die Idee der „art of avoidance“ (Anderson, 1990:209) angesiedelt, die ähnlich wie das Konzept der civil inattention auf das Ausweichen von Interaktionen abstellt, dies aber stärker über die Vermeidung jeglicher direkter Kommunikation sicherzustellen versucht, etwa indem man im Vorfeld der Begegnung die Strassenseite wechselt und damit bereits kommuniziert, dass man seinem Widerpart misstraut (Anderson, 1990; Stichweh, 2010).
Der produktive Umgang mit Indifferenz als ein „Zustand der Nicht-Präferenz“ (Bourdieu und Wacquant, 1996:148) und Engagementlosigkeit unter synchron anwesenden Individuen als die basale Formel der Urbanität im globalen Norden (Nassehi, 1999) wird in Hinblick auf den Diskurs um die Städte des globalen Südens abgelehnt. Parnell und Robinson betonen: „The available stock of urban and planning theory is largely unsuited to help us understand and navigate the complex lived realities of citizens in the global South” (Parnell and Robinson, 2012:598). Sie führen als ein empirisches Beispiel die Arbeit von Ahiwa Ong (2006) über den Neoliberalismus als einer Ausnahmeerscheinung in spezifischen Räumen in Südostasien an. Ong zeigt auf, wie in ausgewählten Stadtvierteln südostasiatischer Städte das dominante Narrativ der Neoliberalisierung wenig Geltung aufweist, stattdessen Armut und ein großer informeller Sektor eine Steigerung von Konkurrenz und Informalität bedeuten (Parnell and Robinson, 2012). Im globalen Süden vollziehe sich vielmehr ein urbaner Wandel, der sich fundamental von Prozessen im globalen Norden unterscheidet und daher häufig als eine fehlgehende oder zu korrigierende Entwicklung charakterisiert würde (Sheppard et al., 2013). Gleichzeitig verbinde sich mit dieser Beobachtung die Vorstellung, dass der westliche Kapitalismus das Remedium bereithielte, um die lokalisierte Ungerechtigkeit, Armut und Ungleichheit in den Städten des globalen Südens zu minimieren (Sheppard et al., 2013). Als problematisch in Hinblick auf die Theoretisierung dieser Prozesse erweist sich die Tatsache, dass viele Städte eigene Netzwerke von Wissenschaftler/innen aufweisen, die sich jeweils mit dieser Stadt befassen. Jede Stadt im globalen Süden produziere daher in sich geschlossene Netzwerke der Interpretation. Zwischen diesen oftmals disparaten Ansätzen bestünden zuweilen Idiosynkrasien, die bereits ein bedeutendes Thema insbesondere der postkolonialen Stadtforschung seien (Robinson, 2014).
Ungeachtet der von Robinson angedeuteten Multivokalität der urbanen Theorie in Bezug auf die Städte des Südens finden sich in der Literatur mindestens fünf Aspekte, die die Vermutung einer spezifischen Urbanität des globalen Südens stützen. Ein erstes wesentliches Kennzeichen der Städte des globalen Südens ist die Bedingung der Ressourcenknappheit für die Mehrzahl der Bevölkerung. Die These der urbanen Theorie in Hinblick auf diese Knappheiten ist nun, dass mithilfe einer gesteigerten Kreativität und informellen Ökonomie versucht wird, diesen Knappheiten zu begegnen. Die damit verbundene Notwendigkeit kreativer Lebenssicherung versucht die Theorie aus dem Süden in ihren Urbanitätsvorstellungen zu reflektieren (Mabin, 2014). Der zweite anzuführende Aspekt zielt auf die Entstehungsbedingungen der Narrative von Urbanität im globalen Norden und Süden. Während die Urbanität der Städte im globalen Norden mit Theorie und universellem Anspruch beschrieben wird, rekurrieren Arbeiten zur Urbanität im globalen Süden häufig auf Ethnographie und damit auf Idiographien ohne generalisierende Ambition (Roy, 2014). Der dritte abgrenzbare Aspekt südlicher Urbanität ist ein schnelles Experimentieren mit Wohlfahrtsprogrammen und allgemeiner menschlicher Entwicklung in den Städten des Südens. Roy (2014:15) führt als Beispiel die Institutionalisierung von Right to the City-Politiken in Brasilien an, die so in Staaten des globalen Nordens nicht denkbar wären. Der vierte Aspekt südlicher Urbanität beruht auf den Interdependenzen der Bewohner/innen von Stadtvierteln hoher Dichte in Städten des Südens. Diese erzeugen eine spezifische Emergenz, die in dem immer wieder neuen Zusammenkommen, Entstehen und Vergehen von ökonomischen und sozialen Aktivitäten unter der Bedingung hoher baulicher und sozialer Dichte besteht (Simone, 2008). Der Wohnort dient als Quelle, um Informationen und damit Möglichkeiten des Gelderwerbs zu generieren. Wie Simone (2008:199) empirisch am Beispiel Phnom Penh zeigt, herrscht in den Niedriglohnsektoren der südlichen Städte viel Bewegung und Arbeiten werden auch nach den Möglichkeiten bemessen, die sich aus der Tätigkeit an einem bestimmten Ort ergeben. Das Phänomen der „peripheral urbanization“ (Caldeira, 2017:3) bildet den fünften abgrenzbaren Aspekt südlicher Urbanität. Peripheral urbanization bezeichnet das empirische Phänomen, dass Bewohner/innen im globalen Süden mehr und mehr dazu übergehen, nicht nur das eigene Haus oder die eigene Wohnung zu bauen, sondern gleichzeitig das Wohnumfeld und den Stadtteil gestalten. Die staatlich nur wenig regulierte Möglichkeit der peripheral urbanization (re)produziert in der Folge gesellschaftliche Ungleichheit, wie Caldeira am Beispiel Sao Paulo aufzeigt (Caldeira, 2017).
Subsumiert man die angeführten fünf Aspekte der urbanen Theorie unter ein Konzept von südlicher Urbanität sticht vor allem die akzentuierte und positiv gewendete Potenzialität für Emergenz hervor, die sich mit den unterschiedlichen Lebensbedingungen und -entwürfen in den Städten des Südens unter der Bedingung der Ressourcenknappheit (Mabin, 2014) verbindet. Simone (2008:201) charakterisiert die Stadt im Süden daher folgerichtig als „way of keeping things open and of materializing ways of becoming something that has not existed before, but which has been possible all along.” Die Dichte an Menschen bedeutet eine beschleunigte Ausbildung von Heterogenität und Optionsvielfalt, aber auch von Konkurrenz und Informalität, als verschiedenster Nischen, die wiederum ein Auskommen für mehr und mehr Menschen ermöglichen. Urbanität im globalen Süden speist sich damit aus den emergenten Effekten der Verhaltensoptionen in den grossen Städten (Simone, 2016).
Diese Arbeiten zur südlichen urbanen Theorie sind nicht ohne Widerspruch geblieben. Im Zentrum der Kritik steht zum einen der Anspruch von Theoretiker/innen auf einen solitären Status der Städte des Südens im Feld urbaner Theorieentwicklung, der u.a. von Storper und Scott bestritten wird. Storper und Scott erkennen anstelle sozioökonomischer Analyse lediglich „deleuzeguattarian jargon“ (Storper and Scott, 2016:1127), der zur poststrukturalistisch ausufernden Beschreibung urbaner Informalität verwendet würde (Storper and Scott, 2016). Seth Schindler stellt in diesem Zusammenhang die These auf, dass wesentliche Aspekte der Urbanität in Städten des Südens in den Arbeiten der Urbanist/innen nicht thematisiert würden. Diese Residuen sind massgeblich dafür, dass in theoretischen und empirischen Arbeiten die Stadt des Südens bis dato kaum erfasst werden kann (Schindler, 2017).
Die von Simone (2008, 2016) hervorgehobene Bedeutung der emergenten Effekte hoher baulicher und sozialer Dichte in den Städten des Südens können trotz dieser vorgebrachten Kritiken als Ausgangspunkt für ein Nachdenken über südliche Urbanität dienen. Der Beitrag schlägt im Folgenden vor, die Optionsvielfalt, die Menschenmassen bieten, als den hier wesentlichen Referenzpunkt des Urbanen zu nehmen. Arbeiten zum Begriff der Masse (klassisch: Tarde, 1910; Canetti, 1960) bergen Potenzial, um wesentliche Aspekte einer südlichen Urbanität jenseits von „deleuzeguattarian jargon“ (Storper and Scott, 2016:1127) tragfähig auszuarbeiten. Eine Auffassung von Urbanität in den Städten des globalen Südens, die Menschenmassen als ihren Ausgangspunkt nimmt (Simone, 2016), wird theoretisch überhaupt erst möglich aufgrund der „erstaunliche(n) Leistung des Herausfilterns von Tausenden von Anderen, die an sich da sind“ (Stichweh, 2010:171; Herv. i. O.). Der von Simone (2008, 2016) betonte emergente Effekt der Menschenmasse als Bereitstellerin von Nischen des Überlebens in der Stadt basiert zunächst auf der Mikrodiversität der Masse als die Varietät innerhalb dieser Population (Dirksmeier und Lippuner, 2015) und den damit einhergehenden Freiheitsgraden urbaner Sozialität (Rothfuss, 2012:205–209). Wie Rudolf Stichweh betont, braucht es in dieser mikrodiversen Menschenmasse „die Fähigkeit […], sich nicht auf alle diese Anderen bezogen zu fühlen“ (Stichweh, 2010:171), um über Selektionen und Ausblendungen anwesender Anderer wiederum das von Simone behauptete Potenzial der Menschenmasse in den Städten des globalen Südens produktiv in Wert zu setzen. Dem Kurzbeitrag liegt daher die These zugrunde, dass die Möglichkeit über die selektive Ausblendung der Anwesenheit von anderen bzw. über die selektive Bezogenheit auf andere ein Auskommen in der Stadt des globalen Südens zu finden (für ein madagassisches Beispiel: Gössling und Schumacher, 2012) als eine basale Potenzialität der Menschenmasse, erst das Argument von Simone (2008, 2016) der Urbanität als Emergenzeffekt von Menschenmassen denkbar werden lässt. Die Stadt ist dann die ökologische Bedingung dieser Potenzialität, die selbst wiederum einen wesentlichen Aspekt der Urbanität von Städten des globalen Südens darstellt, wie sie nach Schindler (2017) gerade nicht in den Arbeiten urbaner Theoretiker/innen thematisiert werden. Klassische soziologische Arbeiten zur Menschenmasse, wie beispielsweise von Gabriel Tarde (1910), lokalisieren zwar die Masse in der Stadt und fassen sie als ein konstitutives Merkmal derselben auf. Die Stadt bildet eine Szenerie der Menschenmasse, die sich gleichzeitig als machtvolle Manifestation und Materialisierung von Sozialität in der modernen Gesellschaft darstellt (Borch, 2005). Die Masse verwandelt jedoch das partizipierende Individuum in ein Nicht-Individuum, das für Aussenstehende in der Masse aufgeht (Meyer, 1951). Gleichzeitig operieren die zur Masse geformten Individuen mit weniger Moral und Intelligenz als die einzelnen Individuen in einer vergleichbaren Situation (Borch, 2005). Die Masse erscheint so als ein pathologischer Aspekt der Stadt, der nach einem Remedium verlangt, wie es der Stadtumbau von Paris durch Haussmann darstellt und weniger als konstitutiver Bestandteil von Urbanität. Haussmann wollte gerade die Stadt und die Herrschenden vor den Massen schützen (Benjamin, 1969) und nicht deren Optionsvielfalt in Wert setzen. Diese klassischen soziologischen Arbeiten sind geprägt von einer tiefgehenden Skepsis gegenüber der Menschenmasse selbst. Sie sind daher wenig geeignet als theoretisches Fundament eines südlichen Urbanitätsentwurfs zu dienen.
Das Ziel dieses Kurzbeitrages ist die produktive Diskussion zweier neuerer Angänge an die theoretischen Möglichkeiten von Menschenmassen in Hinblick auf ihre Eignung als theoretischer Baustein für eine Auffassung von Urbanität, die den besonderen Ansprüchen der Stadt im globalen Süden im 21. Jahrhundert genügt (Robinson, 2002; Simone, 2008, 2016; Schindler, 2017). Ein Blick in die vorliegende Literatur zeigt, dass „kaum Untersuchungen zur mikroräumlichen Dynamik von Ereignissen mit vielen, gleichzeitig anwesenden Menschen“ (Runkel, 2014:321) in der kultur- wie sozialgeographischen Literatur existieren. Vor diesem Hintergrund ist die von Schindler (2017) angemahnte Leerstelle in der Analyse der Stadt des Südens wenig erstaunlich. Der Beitrag prüft im Folgenden Peter Sloterdijks (2000) „Versuch“ über die Massen sowie Judith Butlers (2016) performative Theorie der Versammlung in Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit, den Diskurs um die Urbanität im globalen Süden zu informieren. Sloterdijks Arbeit bietet sich an, da er die Indifferenz als zentrales Identitätsmodell in der Masse begreift (Sloterdijk, 2000:85–95) und damit inhaltlich an die für Urbanität als basal betrachtete Verhaltensanpassung des (nördlichen) Diskurses anschliesst. Butler wiederum stellt auf die Relevanz physischer Anwesenheit von Individuen in Kollektiven und deren performativer Effekte ab. Sie bietet damit eine Analyse von Aspekten des nach Simone (2016) grundlegenden Mechanismus der rezenten Urbanität im Süden. Der Beitrag schliesst mit einigen synoptischen Schlussfolgerungen.
Die Modernisierung prägt mögliche Massen dahingehend, dass sie diese zu einem Maximum an Indifferenz drängt. Indifferenz versteht sich dabei als eine differenzlose Differenz. „Differenz, die keinen Unterschied macht, ist der logische Titel der Masse“ (Sloterdijk, 2000:86). Das Bild von Massen, das in der sozialphilosophischen Theorie von Sloterdijk bemüht wird, ist folglich ein zutiefst nördliches. Der Masse ist wesentlich, dass sie in sich zu keiner Emergenz fähig ist. Sie ist reine Form und „Menschenschwärze“ (Sloterdijk, 2000:18). Die Masse ist die Summe der atomisierten Individuen, deren grösste Leistung der Auftritt „vor sich selbst und für sich selbst“ (Sloterdijk, 2000:16) bleibt. Die Erschöpfung, die Sloterdijk den modernen zur Masse versammelten Individuen zuschreibt, ist spürbar in den Abhandlungen zur Menschenmasse des Karlsruher Philosophen. „Die postmoderne Masse ist Masse ohne Potential, eine Summe aus Mikroorganismen und Einsamkeiten, die sich kaum noch erinnert an die Zeit, in der sie – angereizt und zu sich gebracht durch ihre Vorsprecher und Generalsekretäre – als ausdrucksschwangeres Kollektiv Geschichte machen wollte und sollte“ (Sloterdijk, 2000:18). Die Masse ist hier als eine funktionale Masse gedacht, die als Subjekt mit einem obrigkeitsorientierten Handlungsmotiv – dem Protest, dem Umsturz, der Revolution – überhaupt erst in Erscheinung tritt. Im nach-modernen Zeitalter ist genau dieser Impetus obsolet geworden. Kommunikation verlagere sich zu weiten Teilen in die massenkommunikativ kompatiblen Kanäle des Internets (Sloterdijk, 2000). Social media würde zum Marktplatz der digitalisierten Metropolen. Masse gerinne so zur ausschliesslich theoretischen Möglichkeit der Verbindung zahlloser Einzelner über Algorithmen und Server als Krücken der Kommunikation (Sloterdijk, 2000). Sloterdijk erhebt damit die Masse zu einer Apotheose der nördlichen Urbanität als sinnbildliche Indifferenz der Postmoderne. Die Masse ist Indifferenz, wie die Urbanität der Stadt auf Indifferenz in ihren Verkehrsformen setzt.
Sloterdijks Nachdenken über die postmodernen Massen, das ganz wesentlich von Elias Canettis (1960) Arbeit „Masse und Macht“ beeinflusst ist, steht demnach den Auffassungen der Potenzialität der Menschenmassen in den Städten des globalen Südens, so wie etwa Simone (2016) sie betont, diametral gegenüber. Die Masse als Summenkonstanzannahme des versuchten Zusammenspiels erschöpfter Individuen einer haltlosen Postmoderne steht hier den emergenten Effekten der kreativen urbanen Massen gegenüber, die in der Auseinandersetzung mit sich selbst Optionen und Nischen zu (über)leben in den Städten des Südens schaffen. Die Urbanität der Stadt des globalen Südens gleicht demnach in sloterdijkscher Terminologie einem Schaum von unendlichen, dichten und lose gekoppelten Individuen, Haushalten, Vereinen, Interessengruppen, Verbänden usw. Ein wesentliches Argument von Sloterdijk für die Theorie der Stadt des Südens liegt in seinem Postulat, dass dieser Schaum der Masse in seiner Motivation politische Wirkungen und Änderungen der bestehenden politischen Ordnung zu erzielen, vor dem Problem steht, auf eine bauliche Struktur der Stadt zu treffen, die solche Versammlungen nicht vorsieht. Zur Durchsetzung einer neuen politischen Ordnung muss sich die Masse daher in die bauliche Struktur des herrschenden Regimes einpassen, dieses umnutzen und improvisieren (Sloterdijk, 2008). Diese Einpassung der Masse findet er prototypisch in der Französischen Revolution, wo die Stadträume des ancien régime, die keine grossen Versammlungen vorsahen, von den Massen erst okkupiert und dienstbar gemacht werden mussten. Mit Blick auf die Urbanität der Stadt des Südens lenkt dies den Blick auf die bekannte Frage, wie es den Massen gelingt, sich in die bestehenden baulichen Strukturen einzufügen, die mitunter für eine völlig andere Stadtgesellschaft gebaut wurden, wie etwa die im globalen Süden weit verbreitete Kolonialstadt europäischer Provenienz. Der Ethnologe Augé sieht in diesem Zusammenhang vor allem die symbolische Dimension der machtgeladenen Architektur als ein Hemmnis an, sich Räume anzueignen oder auch nur Protest zu artikulieren (Augé, 2014). Die Stadt selbst steht demnach dem Leben in der Stadt für die Massen im Süden entgegen. Ein denkbarer Mechanismus der Masse, auf diese Situation zu reagieren, ist ein kollektiver Enthusiasmus, den Sloterdijk mit „affective synthesis“ (Sloterdijk, 2008:54) tituliert. Der Affekt, der unweigerlich mit Massen verbunden ist, soll demnach Modifikationen ermöglichen, die die Stadt und ihre bauliche Struktur formen. Simone hat in diesem Sinne für Phnom Penh aufgezeigt, wie ein ursprünglich dysfunktionales Gebäude dennoch für die Bewohner/innen von großen Wert sein kann (Simone, 2008).
Der Nutzen für die Humangeographie von Sloterdijks massentheoretischen Überlegungen resultiert weniger aus der Anwendung von dessen kulturpessimistischer Analyse der postmodernen Massen als aus der Übertragung seines Lektüreertrages zur Masse in der Stadt der Moderne. In dieser historischen Analyse von Kollektiven und ihren Affekten (Sloterdijk, 2008) steckt ein Potenzial für das rezente Nachdenken über Urbanität insbesondere im globalen Süden. Solderdijks historisch informiertes Werk kann als ein Verbindungsglied zwischen den nur spärlich erschienenen Arbeiten zur endogenen Dynamik der Massen in der Stadt (Runkel, 2014), vorwiegend im globalen Norden, und der von Schindler (2017) angemahnten und von Simone (2008) angedachten Analyse der emergenten Effekte in den bevölkerungsreichen Städten des Südens gelesen werden. Inwieweit kollektiver Enthusiasmus als affektive Synthese, die nach Sloterdijk das Paris des 18. Jahrhunderts in den Grundfesten veränderten, dabei als theoretische Grundfigur trägt, sollte zumindest geprüft werden.
Judith Butlers performative Theorie der Versammlung (2016) liest sich als eine Wirkungsanalyse der „mikroräumlichen Dynamik“ (Runkel, 2014:321) von Menschenmassen vor allem im globalen Süden. Ihr Ausgangspunkt sind die öffentlichen Versammlungen von Körpern als Massen in Städten, um nach den Machtbeziehungen zu fragen, die in diesen Versammlungen inszeniert sind. Sowohl Occupy als auch der Arabische Frühling waren dabei geprägt von der Tatsache, dass sich die Massen über den virtuellen Raum synchronisierten. Dies änderte nichts an der Selektivität der Teilnahme an den Massen. Sie entstanden über virtuelle Kommunikation, aber nicht jede/r Internetnutzer/in trat in der Masse öffentlich in Erscheinung (Augé, 2014:70). Der wesentliche Punkt ist vielmehr die Flüchtigkeit dieser Versammlungen. Butlers These ist, dass die artikulierte Kritik in diesen Versammlungen nur aufgrund der Flüchtigkeit der Massen funktioniert, ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden, und damit einhergehend ihre Unberechenbarkeit, wesentlich für die Artikulation des Protestes ist (Butler, 2016).
Das zweite konstitutive Moment der performativen Masse ist neben ihrer Flüchtigkeit die Tatsache, dass sich hier Körper im Raum versammeln (Butler, 2016). Diese Körper treten in eine spezifische Beziehung der „Nichtkommunikation trotz unbestreitbarer Wechselseitigkeit des Wahrnehmens“ (Stichweh, 2010:172; Herv. i. O.) ein und werden auf „die konzentrierte körperliche Aktion“ (Butler, 2016:68) zurückgeworfen, die gerade Grundsätze von Gleichheit und Freiheit artikulieren kann (Butler, 2016). Die Präsenz von Körpern als Masse im Raum fordert damit das arendtsche Diktum des Rechts, Rechte zu haben, aufgrund des synchronisierten Handelns der Einzelnen ein. Butler erkennt in der Präsenz von Körpern als Versammlung einen emergenten Effekt der Masse, der es gelingt trotz der unbestreitbaren Vulnerabilität der Situation als angreifbare, situierte Körper im Raum (Butler, 2016), das Recht, Rechte zu haben, einzufordern. Dieses Gelingen basiert auf der Flüchtigkeit der Versammlung, ihrem plötzlichen, medial gesteuerten Erscheinen.
Anders als Sloterdijk begreift Butler die bauliche Struktur nicht als einen Widerstand gegenüber den Motiven der Massen, den es durch eine Einpassung in die gebaute Struktur der Architektur zu überwinden gilt, sondern vielmehr schafft die Masse sich den Raum ihrer Erscheinung selbst. Sie nimmt als Masse Raum ein. Sie dehnt sich aus und strömt mitunter in die Seitenstrassen, wo es zu einer Aufhebung der Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit kommt (Butler, 2016:97–98). Das Infiltrieren der Ränder der Versammlung durch die Massen bedeutet den Wechsel aus der öffentlichen vulnerablen Sphäre in die private, in den Schutz von privaten Wohnungen oder Geschäften. Ein politisches Potenzial von Versammlungen von Körpern in Massen liegt in diesem meist möglichen Wechsel zwischen den Polen einer Leitunterscheidung der nördlichen Urbanität von öffentlich/privat.
Für den Diskurs um die spezifische Urbanität im globalen Süden (Simone, 2016; Schindler, 2017) ist Butlers Erweiterung der performativen Versammlung um den Gedanken der Solidarität wertvoll. Butler erkennt in Netzwerken von Aktivist/innen, Gefangenen oder Freundschaften spezifische Formen der Solidarität, die über koordinierte Mittel wie Streiks, Petitionen und andere Formen politischer Repräsentation performative Wirkungen erzielen können, die wiederum über die Versammlung von Körpern im Raum kommuniziert und verstärkt werden (Butler, 2016). Die öffentlichen Massen als Körperversammlungen setzen sich demnach aus kleineren, festeren Einheiten zusammen, deren Kitt die Solidarität ist und die sich wiederum als Massen organisieren können. Canetti nannte diese Untereinheiten aus abgrenzbaren Gruppen bzw. Netzwerken Massenkristall (Canetti, 1960). Die nach Butler am Beispiel des Arabischen Frühlings beobachtbare Möglichkeit der wirkmächtigen Artikulation des Rechts, Rechte zu haben und einzufordern, ist damit ein genuin emergenter Effekt der aus solidarischen Partikularismen bestehenden Masse in der Stadt. Anders als Sloterdijks Postulat, dass die Masse den gebauten urbanen Raum sich erst gefügig machen muss (Sloterdijk, 2008), fungiert der urbane Raum bei Butler als ein Katalysator für die Anliegen der Masse.
Butlers Erweiterung des Performativitätsbegriffs in ihrer performativen Theorie der Versammlung beinhaltet die Auffassung von Versammlung als eine performative Inszenierung von Körpern. Damit verbindet sich zugleich die gleichfalls performativ erreichte Geltung der Souveränität der Menschen und dies schliesst wiederum unabdingbar eine performative Inszenierung von Körpern ein, die dabei aufgrund der spezifischen Formen von Solidarität, wie z.B. Netzwerke von Aktivist/innen, nicht notwendigerweise am selben Ort im Raum versammelt sein müssen, was ihre Vulnerabilität mindert (Butler, 2016:229). In Hinblick auf den Urbanitätsdiskurs im globalen Süden zeigt Butler anhand des empirischen Beispiels des Arabischen Frühlings eine Möglichkeit auf, wie die von Simone (2008, 2016) postulierten emergenten Effekte der Massen in Städten konzipiert werden können. Die über solidarische Netzwerke erreichte Versammlung der Körper im Raum der Stadt evoziert den performativen Effekt der Artikulation des Rechts, Rechte zu haben. Dies stellt letztlich eine bedeutende Dimension urbaner Soziabilität dar.
Simone stellt die besondere Potenzialität der Masse in der Stadt in Rechnung, wenn er seinen Urbanitätsbegriff anhand der Möglichkeiten konzipiert, die als emergenter Effekt der Menschenmasse titulierbar ist (Simone, 2008, 2016). Menschen im globalen Süden finden die grossen Städte gerade deshalb so attraktiv, weil sich hier aufgrund der Anwesenheit von Millionen von anderen trotz gesteigerter Konkurrenz Möglichkeiten des eigenen (Über)Lebens ergeben. Wie diese Emergenz sich empirisch darstellt, erscheint nach wie vor als eine offene Frage, deren Beantwortung Storper und Scotts (2016) und Schindlers (2017) diesbezügliche Kritik an bisherigen Urbanitätsentwürfen für Städte des globalen Südens abmildern könnte. Der Beitrag bringt zwei disparate Entwürfe in Anschlag. Sloterdijk geht von einer Einpassung der Masse in ihren Ort des Erscheinens aus, die sich mithilfe eines kollektiven Enthusiasmus realisiert (Sloterdijk, 2008). Rothfuss hat diesen in seiner empirischen Studie zu den Möglichkeitsräumen brasilianischer Favelabewohner/innen als „Intimität des Orgiastischen“ (Rothfuss, 2012:220) bezeichnet und einen dezidierten Weg aufgezeigt, wie die theoretisch eingeforderte Emergenz (Simone, 2008, 2016) des kollektiven Enthusiasmus empirisch nachzuzeichnen und darzustellen ist (Rothfuss, 2012). Butler konzipiert dagegen einen greifbaren emergenten Mechanismus mit dem performativen Effekt der Artikulation des Rechts, Rechte zu haben aus der Versammlung von Körpern im Raum der Stadt (Butler, 2016). Beide Vorschläge spuren eine Richtung für empirische Forschung vor, die vielversprechende Ergebnisse aus einer Tradition des urbanen Lernens zwischen globalen Norden und Süden erzielen könnte (McFarlane, 2010). Rothfuss Begriff des Origiastischen als „Verschmelzen des Individuums mit dem Kollektiv zu einer spontanen räumlichen Ordnung sich begegnender und vereinender Körper“ (Rothfuss, 2012:218) ist dabei ein erster wichtiger Schritt hin zu einer empirischen Analyse der Urbanität im globalen Süden, der sowohl Sloterdijks als auch Butlers theoretische Abhandlung zu den Massen produktiv zu wenden weiss.
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Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Ich danke Tobias Boos, Simon Runkel und einem/einer anonymen Gutachter/in
für ihre unterstützenden und konstruktiven Kritiken an früheren Versionen dieses Kurzbeitrags.
Edited by: Benedikt Korf
Reviewed by: one anonymous referee
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