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Schutz- und Sorgepraktiken: Wie LSBT-Organisationen in Deutschland Safer Spaces für ihre Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten adaptieren
Lotte J. Hiller
Since the “summer of migration” in 2015, LGBT organizations have been actively involved in migration work, particularly in creating safer spaces for queer asylum seekers and refugees. This involvement marks a shift as these organizations previously had limited engagement with queer people of color. German LGBT organizations focus on providing support, security, and community for queer asylum seekers and refugees, drawing upon the concept of safer spaces. While existing literature addresses LGBT organizations in development and the challenges faced by queer asylum seekers, there is limited research on the creation of safer spaces. Research suggests a predominant focus on spatial separation as a means of ensuring safety. This article aims to fill this research gap by exploring how German LGBT organizations are adapting and institutionalizing the concept of safer spaces. It investigates the role of spatial separation, control mechanisms, and potential essentialist and cultural biases in shaping safer spaces. The study contextualizes this within the framework of homonationalism in Germany, followed by a theoretical exploration of safer spaces and an empirical analysis of how LGBT organizations conceptualize them. Drawing on expert interviews with spokespersons of German LGBT organizations and an extensive analysis of their websites, my study shows the ways in which the LGBT organizations construct themselves as saviors of vulnerable queer asylum seekers and migrants, while constructing the non-queer asylum seekers and migrants as a threat through othering. Following the logics of these safer space concepts, spatial separation appears as the ultimate solution to offer safety to queer migrants and refugees. In contrast, I also observe alternative safer spaces offered by LGBT organizations, which, in addition to their purely protective function, also create spaces for caring practices and peer-to-peer empowerment through storytelling.
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Organisationen, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Personen einsetzen (im Folgenden: LSBT-Organisationen) sind seit dem Sommer der Migration 2015 als Akteurinnen in der Migrationsarbeit aktiv. Sie schaffen für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete u. a. Angebote der Beratung, der Begleitung im Asylprozess und der Unterbringung. Dies ist besonders interessant, da die LSBT-Organisationen zuvor kaum eine nicht-weiße Zielgruppe im Blick hatten. Der Fokus ihrer Arbeit liegt seit 2015 auf der Schaffung von sicheren Räumen für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete, da nur wenige andere Organisationen an der Schnittstelle von Flucht und Queerness arbeiten, obwohl der Bedarf für queersensible Migrationsarbeit immer sichtbarer wird. Auffällig ist, dass die LSBT-Organisationen das Konzept der Safer Spaces, wie es in der queer-aktivistischen Szene verwendet wird, aufgreifen und zum zentralen Anliegen ihrer Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Migrant:innen machen. Die LSBT-Organisationen nutzen das Konzept der Safer Spaces, um sicherzustellen, dass queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete einen Raum haben, an dem sie möglichst ohne Angst vor Diskriminierung oder Ablehnung Unterstützung, Sicherheit und Gemeinschaft finden können. Insgesamt nehmen sich die LSBT-Organisationen zum Ziel, Safer Spaces als mehrdimensionale Räume zu gestalten, die Sicherheit in verschiedenen Formen bieten, um queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten ein Gefühl von Schutz und Selbstbestimmung zu vermitteln. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der auf die vermuteten spezifischen Bedürfnisse und Erfahrungen dieser Gruppe eingeht und ihnen ermöglicht, sich frei und sicher zu entfalten.
Mit welchen Vorstellungen von Sicherheit und Raum die LSBT-Organisationen Safer Spaces konkret konzeptualisieren, ist in der einschlägigen Forschung bislang noch nicht bekannt geworden. Während wissenschaftliche Analysen die Rolle von LSBT-Organisationen und Queerness in der Entwicklungszusammenarbeit untersuchten (Klapeer, 2018; Weerawardhana, 2018; Moreau und Currier, 2018; Nasser-Eddin et al., 2018; Jolly, 2000; Mawdsley, 2020) und die besonderen Herausforderungen für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete in Deutschland herausarbeiteten (Aygün, 2019; Hokema, 2017; Shevtsova, 2019; Wiegand, 2019), fehlt bisher ein (macht-)kritischer Blick auf die Rolle von deutschen LSBT-Organisationen bei der Schaffung von Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete. Die hier genannten Beiträge zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Projekte vorstellen, miteinander vergleichen und Herausforderungen in der (Sozial-)Arbeit diskutieren.
Eine der ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen im deutschsprachigen wissenschaftlichen Diskurs ist ein Aufsatz von Thielen (2006), in dem der Autor homofeindliche Gewalt in Gemeinschaftsunterkünften mit Blick auf Männlichkeitskonstruktionen analysiert. In dem Beitrag wird unter anderem darauf hingewiesen, dass der Vorschlag eines Gewaltopfers, ein Einzelzimmer zu bekommen, von der Ausländerbehörde abgelehnt wurde; gleichwohl wird von Thielen die räumliche Trennung von schwulen Asylbewerbern nicht weiter erörtert. Erst ungefähr zehn Jahre später werden die von Thielen aufgegriffenen Themen zentral in den Unterbringungsdebatten für queere Asylbewerber:innen diskutiert. Aygün (2019:85) analysiert die Arbeit ausgewählter LSBT-Organisationen mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten und spricht sich für getrennte Unterkünfte für queere Asylbewerber:innen aus. Zwar wird erwähnt, dass Diskriminierung auch unter queeren Asylbewerber:innen stattfindet, dennoch wird die Kritik, kulturalisierende Argumente zu nutzen, ausschließlich auf Politiker:innen verlagert. Auch Hokema (2017:49) folgt dem Paradigma, dass ein sicherer Raum für queere Asylbewerber:innen nur durch eine getrennte Unterkunft geschaffen werden kann und lagert dabei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen nach außen aus. Mit ähnlicher Argumentation plädiert Schrader (2018:149) für räumlich getrennte Unterkünfte. Shevtsova (2019) analysiert, wie die Unterbringungssituation in deutschen Mainstream-Zeitungen verhandelt wird und arbeitet die rassistische Haltung der journalistischen Medien heraus, wenn die queerfeindliche Gewalt den muslimischen Geflüchteten allein zugeschrieben wird; die Rolle der LSBT-Organisationen wird in dem Kontext nicht erwähnt. Wiegand (2019) stellt dar, wie Schutzraumkonzepte weitere Gewalterfahrungen von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten verhindern können und Empowerment einen gestärkten Umgang mit Diskriminierungserfahrungen schaffen kann, womit letztlich Integration und Partizipation der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten durch Organisationen gefördert werden sollen.
Dieser Blick in die Forschungsliteratur macht deutlich, dass zum Thema Migrationsarbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten bisher nur ein kritischer Blick auf Politik und Medien eingenommen wurde, jedoch die Perspektive auf die LSBT-Organisationen und ihrer Konzeptualisierung von sicheren Räumen wenig Beachtung fand. Dieser Artikel versucht diese Forschungslücke zu adressieren, indem er anhand empirischen Datenmaterials untersucht, wie das Konzept Safer Spaces von LSBT-Organisationen für ihre Migrationsarbeit adaptiert und institutionalisiert wird. Wie versuchen deutsche LSBT-Organisationen Sicherheit für diese Personengruppe zu schaffen? Welche Rolle spielen Ein- und Ausschlüsse dabei? Was unternehmen die LSBT-Organisationen, um Sicherheit aufrechtzuerhalten? Es zeigt sich – so viel sei schon aus den Ergebnissen vorweggenommen –, dass dem Aspekt der räumlichen Trennung und der Kontrolle durch die LSBT-Organisationen eine entscheidende Bedeutung zukommt. Für die Herstellung von Safer Spaces spielen dabei dichotome Zuschreibungen von Räumen als sicher/unsicher eine Rolle, die mit gefährlichen und gefährdeten Personen(gruppen) assoziiert werden. Schließlich untersuche ich, inwiefern sich in den LSBT-Organisationen ein essentialistisches und kulturalisierendes Denken wiederfindet, das die Safer-Space-Konzepte in der Migrationsarbeit prägt. Hierfür greife ich auf das Konzept des Homonationalismus zurück, das untersucht, wie dichotome Konstruktionen von schützenswerten queeren Subjekten und nicht-weißen queerfeindlichen Gefährder:innen zur Profilierung von Organisationen als Retter:innen instrumentalisiert werden (Puar, 2007).
In diesem Beitrag beginne ich mit einer Kontextualisierung von Homonationalismus in Deutschland und der Rolle von LSBT-Organisationen (Abschnitt 2) und gebe anschließend eine theoretische Annäherung an Safer Spaces, indem ich die Perspektiven der Queeren Geographien auf Safer Spaces als einen materiell-physischen, relationalen und imaginierten Raum darstelle (Abschnitt 3). Nach den Ausführungen zur empirischen Methode (Abschnitt 4) wende ich mich der Auswertung der erhobenen Daten im Hinblick auf die Raumsemantisierungen der Safer Spaces durch die LSBT-Organisationen zu und zeige auf, wie sich Essentialismen und Kulturalisierungen sowie ihre homonationalistischen Implikationen deuten lassen (Abschnitt 5). Im abschließenden Fazit (Abschnitt 6) führe ich meine Ergebnisse zusammen und formuliere Empfehlungen für die Migrationsarbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten.
Puar (2007) prägte den Begriff Homonationalismus, der die dichotome Konstruktion von „Westen“ und „Globalen Süden“ mit Fokus auf staatliche Narrative über Homosexualität und Queerness beschreibt. Innerhalb derer werden homosexuelle (im weiteren Sinne auch queere) Subjekte als Träger:innen liberaler Werte aufgewertet und die Rolle „Westlicher“ Demokratien als Schutzmächte postuliert (Franke, 2012). Während sich die „Westlichen“ Nationen als tolerante „sexual democracies“ (Fassin, 2010) konstruieren, verändern sie Staaten des „Globalen Südens“ und „Ostens“ als „homophobic other“ (Mepschen et al., 2010; El-Tayeb, 2012) und werten diese pauschal als intolerant ab (Puar, 2017). Homonationalismus beschreibt letztlich „a disciplining ideology and regulatory regime within the structure of citizenship“ (Hartal und Sasson-Levy, 2018:1395), bei der politische Entscheidungen als von Unterdrückung befreiend konstruiert werden, letztlich jedoch missionarisch wirken und/oder als Vorwand für andere (ökonomische und/oder militärische) Ziele instrumentalisiert werden (Puar, 2007). Homonationalismus ist demnach die Konstruktion einer Dichotomie von homofreundlichen und homofeindlichen „Kulturen“, die eine Veränderung von muslimischen bzw. nicht-weißen Menschen zur Folge hat. Puars Analysen dazu, wie Sexual- und Sicherheitspolitiken miteinander verwoben sind, fokussieren zunächst den US-amerikanischen „war on terror“. Nach und nach greifen Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen das Konzept Homonationalismus für ihre Analysen unterschiedlicher Themen auf, um imperialistische Diskurse herauszuarbeiten, in denen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zur Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen instrumentalisiert werden.
Studien zu Homonationalismus in Deutschland untersuchen hauptsächlich die konstruierte Gegensätzlichkeit von Muslim:innen und Queerness (Yılmaz-Günay, 2014; Haritaworn et al., 2008), was bspw. an der Rolle von Integrationstests diskutiert wird, die die Haltung von Migrant:innen und Geflüchteten gegenüber queeren Lebensrealitäten abfragen (Haritaworn und Petzen, 2014) oder sie diskutieren die ambivalente Position der AfD, die eine gewisse Homotoleranz für eine restriktivere Migrationspolitik instrumentalisiert (Hunklinger und Ajanović, 2022). Çetin (2015:39) betont die Rolle von LSBT-Organisationen im Zusammenhang mit Homonationalismus, indem er ihre Rolle bei der Etablierung queerfeindlicher Diskurse von muslimischen Migrant:innen hervorhebt, wenn sie diese Personengruppe zum Untersuchungsgegenstand von Studien machen: „In diesen und vergleichbaren Studien, die überwiegend von vermeintlichen homofeindlichen Einstellungen, Handlungen, Weltanschauungen der Migrant_innen handeln, lassen sich kulturalisierende und biologistische Rassismen erkennen, die unter anderem eine neue Sexualpolitik im Namen der neuen deutschen Nation propagieren.“ Haritaworn (2009) zeigt auf, wie LSBT-Organisationen dazu beitragen, eine „migrantische Homofeindlichkeit“ zu konstruieren, bei der weiße queere Menschen als Opfer und muslimischen Migrant:innen (und die, die als solche gelesen werden) als Täter:innen gegenübergestellt werden. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass der Großteil der deutschen LSBT-Organisationen bis 2015 eine ausschließlich weiße Zielgruppe ihres Aktivismus im Blick hatte, erscheint es relevant, deren Arbeit mit queeren Migrant:innen und Geflüchteten kritisch zu untersuchen.
Die Abwertung der vermeintlich Anderen wird zur Aufwertung des Eigenen instrumentalisiert und schlägt sich in einer Überhöhung der eigenen Zivilisiertheit durch die Konstruktion als Retter:in nieder. Diese Form des Erzählens vom Retten verweist auf einen postkolonialen Bezug, denn das Rettungsnarrativ ist nach Hughey (2014) ein grundlegendes Element der kolonialistischen Logik, das auf den Annahmen beruht, dass zwischen „entwickelten“ und „unterentwickelten“ Räumen unterschieden wird und die letzteren mithilfe der „Zivilisierten“ diesen Zustand überwinden können, was schließlich eine asymmetrische soziale Beziehung legitimiert und rationalisiert. Der:die weiße Retter:in ist durch paternalistisches, altruistisches Verhalten charakterisiert, das auf einem schier angeborenen Sinn für Gerechtigkeit beruhe (Hughey, 2014:2). Die als solche konstruierte Hilfe des:der Weißen stellt sich allerdings nicht als bedingungslos heraus, sondern dient dem eigenen Gefühl der Erfüllung und Aufwertung. Diese Fortschrittserzählung knüpft an bereits bestehende kolonialistische Narrative an, die ebenfalls eine exzeptionalistische Überlegenheit des Westens rahmen und so die Deutungshoheit darüber in Anspruch nehmen, welche Werte und Normen – in diesem Falle Homotoleranz – demnach universell gelten (Dietze, 2019); so wird die Hilfsbedürftigkeit queerer Menschen im „Globalen Süden“ und „Osten“ hervorgehoben, um deren „Rettung“ zu rechtfertigen (Mwikya, 2013; Bracke, 2012). Wie sich dieses lineare Fortschrittsnarrativ in der Arbeit von LSBT-Organisationen wiederfindet, zeigt van den Brandt (2016) in ihrer Analyse, wie Safer spaces von LSBT-Organisationen mit „Westlichen“ Vorstellungen konzeptualisiert werden und auf dem Ideal beruhen, dass ein offen queeres Leben in der Öffentlichkeit möglich sei und durch ein Coming-out eingeleitet werde. Die Autorin stellt dem nicht-„Westliche“ Konzepte gegenüber, die ein geoutetes Leben weniger idealisieren, private Räume, in denen Stories geteilt werden, inkludiert und dadurch letztlich „Westliche“ Konstruktionen von „proper gayness“ hinterfragen (van den Brandt, 2016:52). An dieser Stelle wird deutlich, dass verschiedene Konzeptualisierungen von Safer Spaces existieren, weshalb im Folgenden ein Überblick über diese gegeben wird.
Safer Spaces ist ein „traveling concept“, das sich durch unterschiedliche Kontexte bewegte, von unterschiedlichen Akteur:innen aufgegriffen und von ihnen an ihre jeweiligen Ziele angepasst wurde. Um zu verstehen, wie LSBT-Organisationen dieses Konzept für ihre Migrationsarbeit adaptierten, folgt zunächst ein kurzer Abriss über die geschichtliche Entwicklung von Safer Spaces, um anschließend die unterschiedlichen Konzeptualisierungen aufzuzeigen. Dabei reduziere ich den intersektionalen Blick und fokussiere mich auf die beiden Dimensionen „Migration“ und „Queerness“ sowie deren Überschneidungen, um gezielter Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete diskutieren zu können.
Die Philosophin Hilger (2023:32) stellt durch ihre Genealogie der queeren und feministischen Diskursstränge von Safer Spaces in den USA fest, dass diese durch ihre ständigen Veränderungen zu „einem schwer fassbaren, da pluralen und wandelbaren Phänomen“ werden. Sie widersetzt sich zudem einer positiven Mystifizierung von Safer Spaces durch die LSBT-Bewegung als „ein linearer Weg, der aus der Unterdrückung hinaus und hin zu mehr Freiheit und Emanzipation führt“ (Hilger, 2023:58). Hanhardt (2013) sieht den Ursprung von Safer Spaces in der feministischen und LSBT-Bewegung in den USA in den 1960er und 1970er Jahren. Militante „butterflies“ mit Trillerpfeifen patrouillierten in den Schwulenvierteln („gay neighborhoods“ bzw. „gayborhoods“) von San Francisco und New York, um Schutz vor homofeindlicher Gewalt (durch die Polizei) zu bieten. In diesem Kontext wurde ein sicherer Raum „commonly imagined as a condition of no challenge or stakes, a state of being that might be best described as protectionist (or, perhaps, isolationist)“ (Hanhardt, 2013:30). Hilger (2023) dagegen sieht den Ursprung von Safer Spaces bereits in den (weißen) schwulen und lesbischen Bars in den USA der 1930er Jahre, die allerdings einen anderen politischen Charakter aufwiesen als die „consciousness-raising“ Gruppen der 1960er Jahre sowie die der FrauenLesben-Räume der 1970er Jahre.
Das Konzept Safer Space hat sich von der US-amerikanischen Bürger:innenrechtsbewegung über den feministischen politischen Aktivismus der zweiten Welle bis hin zur Erziehungswissenschaft entwickelt (Kaldewey, 2017; Boostrom, 1998). Hier zielt es darauf ab, eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der sich Schüler:innen „wohl genug fühlen, um ihre vielfältigen Individualitäten zum Ausdruck zu bringen“ (Chin, 2017:391), wodurch Studierende mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund befähigt werden sollen, an Bildung teilzuhaben (Hawkins, 1987). In den USA, im Vereinigten Königreich und in den letzten Jahren vermehrt auch in Deutschland wird eine polarisierte Debatte über Safer Spaces auf dem Universitätsgelände geführt, die von beiden Seiten – Befürworter:innen und Kritiker:innen – mit Polemik und Ironie geführt wird (Hilger, 2023; Kaldewey, 2017). Unter einem Safer Space auf dem Universitätscampus wird ein Raum verstanden, in dem es keine körperliche Gewalt gibt und eine Atmosphäre des Respekts, der Inklusion und der Antidiskriminierung herrscht (Froese, 2018:480). Letztlich zeigt sich eine Entwicklung hin zur Institutionalisierung und Neoliberalisierung, wenn das Safer-Space-Konzept durch Akteur:innen wie Universitäten zur Verbesserung der eigenen Reputation angeeignet wird. Hilger (2023:218) beschreibt diesen Prozess am Beispiel der landesweiten diversity-Programme an Universitäten in den USA so: „Die vormals selbstsorgerische und anti-institutionelle Praxis, die die feministischen und homosexuellen consciousness-raising-Gruppen der 1970er Jahre verkörperten, wird in Form von diversity-konformen Safer-Space-Programmen zu einer gouvernementalen Sorgepraxis.“ Eine solche Aneignung des Konzeptes Safer Space verweichliche und entpolitisiere es letztlich: „Einem potenziell kritikorientierten Konzept werden die Zähne gezogen“ (Hilger, 2023:224).
Gerade dieser Prozess der Institutionalisierung vom Konzept der Safer Spaces durch verschiedene Organisationen unterstreicht die Relevanz der Erforschung der Migrationsarbeit der LSBT-Organisationen; doch trotz der thematischen Überschneidung von Sicherheit und Raum gibt es in der Humangeographie bisher nur wenige Arbeiten, die sich explizit mit dem Thema auseinandersetzen. Obwohl es insgesamt ein immer größeres akademisches Interesse an (queeren) Safer Spaces und queerer Kultur im Allgemeinen gibt, ist es noch sehr wenig konzeptualisiert (Cisneros und Bracho, 2020:1495) und noch zu wenig diskutiert oder kritisch betrachtet (Pascar et al., 2018:7).
In der Humangeographie setzen sich die Geographien der Sexualitäten, Gender-Geographien und die Queeren Geographien mit dem Thema Safer Spaces auseinander und nehmen dabei grundlegend eine Forschungsperspektive ein, die darauf abzielt, heteronormative Perspektiven auf Raum zu destabilisieren und zu denaturalisieren, indem u. a. die Binarität von Geschlecht und Dichotomien von Öffentlichkeit/Privatheit hinterfragt werden (Schuster, 2012:646). Forscher:innen untersuchen daher die räumlichen Aushandlungen und wie durch queere Raumpraktiken und -aneignungen die heteronormative Ordnung infrage gestellt wird (Schuster, 2012:648). Welche unterschiedlichen Lesarten von Safer Spaces in diesen Forschungsarbeiten analysiert werden, wird im Folgenden skizziert, um diese später im Datenmaterial identifizieren und analysieren zu können. Dabei lassen sich in der Literatur unterschiedliche Perspektiven auf die Frage identifizieren, wie für marginalisierte Personen räumliche Sicherheit hergestellt werden kann. Die in der Forschungsliteratur diskutierten unterschiedlichen Deutungen und Praktiken von Safer Spaces fasse ich je nach Verständnis von Sicherheit und Raum in drei Kategorien zusammen: Sicherheit durch räumliche Trennung, Safer Space als poröser Raum und Safer Space als ambivalenter Raum.
3.1 Sicherheit durch räumliche Trennung
Am häufigsten wird ein Safer Space als ein Raum konzeptualisiert, der Sicherheit durch räumliche Trennung und Isolation schafft. Dieses Verständnis von Safer Spaces als Schutzraum für bestimmte (mehrfach-)marginalisierte Personengruppen beruht im Allgemeinen auf der Vorstellung von Safer Spaces, in Opposition zu einer feindlichen, diskriminierenden, gewaltvollen Umwelt zu stehen und alternative Strukturen dafür zu bieten (Pascar et al., 2018:4). In solch einem Safer Space bedeutet Sicherheit mehr als physische Unversehrtheit, sondern auch psychologische, soziale und emotionale Sicherheit (Hartal, 2017:1056). Schließlich kann ein Safer Space förderlich für die Gesundheit der Community-Mitglieder sein (The Roestone Collective, 2014:1354–1355). Nach dieser Lesart stehen Safer Spaces gewissermaßen „neben“ den heteronormativen und rassistischen Räumen und grenzen sich von diesen physisch ab. Meist steht dabei im Zentrum, dass sich die marginalisierten Menschen in diesen Räumen wohl und sicher fühlen. Darin zeigt sich die Konstruktion des Safer Spaces als Container-Raum, der sozusagen Sicherheit „beinhalte“ und sich klar vom unsicheren Außen abtrenne. Diese Grenzziehung wird allerdings auch sozial hergestellt.
Ein Beispiel für Safer Spaces, die Sicherheit durch räumliche Trennung schaffen, sind Szeneorte wie Bars oder Clubs, die als subversive Räume gedeutet werden können. Sie können für das Ausprobieren von temporären Utopien genutzt werden und sind damit ein zentrales Werkzeug für queer-emanzipatorische Bewegungen (Schuster, 2010:94). Sie haben, Pascar et al. (2018) zufolge, das Potential, eine Community zu schaffen und eine queere Kultur zu fördern, die sich jeglicher Form der Normierung widersetzt. Anstatt zwischen dem Alltagsraum und dem Safer Space zu trennen, streben subversive Safer Spaces eine Transformation der Alltagsräume an, die mehr Sicherheit für marginalisierte Personen bieten. Letztlich wird versucht, dadurch physische Grenzen zu überwinden und auf subjektive Grenzen zu fokussieren, die letztlich einen „sense of belonging“ schaffen können (Pascar et al., 2018:5). Schuster (2010:285) verdeutlicht die komplexen und unterschiedlichen Aushandlungen über Normen und Werte sowie um Ein- und Ausschlussmechanismen. Sie macht dabei auf die Dynamiken aufmerksam, indem sie subversive, temporäre queere Szeneräume untersucht. Diese sind dadurch charakterisiert, dass sie durch spezifisches Wissen und durch Praktiken konstruiert werden, nach außen abgeschlossen sind, aber sich intensiv mit den hegemonialen Normen auseinandersetzen und sich damit ständig wandeln (Schuster, 2010:292, 296).
Kritische und differenzierte Perspektiven auf Safer Spaces durch räumliche Trennung gehen über ein Verständnis von Safer Spaces als physische Räume hinaus; sie argumentieren dafür, Sicherheitswahrnehmungen nicht zu universalisieren und betonen die Relationalität der Räume (Cisneros und Bracho, 2020:1495). In Abgrenzung bzw. Erweiterung dazu hebt Rouhani (2012:388) hervor, es müsse stärker darauf fokussiert werden, wer die Räume zu welchem Zweck gestaltet. Dies sei insbesondere deshalb von Bedeutung, um die subversiven und kreativen Potentiale von Safer Spaces zu verstehen; diese gehen nämlich über das Herstellen von Sicherheit hinaus, weil sie auch identitätsstiftend seien. Das The Roestone Collective (2014:1354f.) betont, dass räumlich getrennte Safer Spaces zugleich das Risiko bergen, zu depolitisieren und sogar andere Identitäten weiter zu marginalisieren. Ebenso steht diese Konzeptualisierung in der Kritik, da Inklusion und Exklusion auf Identitäten basieren, die klare Rollen aufrechterhalten, wer eine Bedrohung darstellt und wer als berechtigt schutzsuchend gilt. Ein solches Verständnis von Safer Spaces übersieht häufig Machtverhältnisse, Hierarchien und Ausschlussmechanismen innerhalb des als sicher angenommenen Raums.
3.2 Sicherheit durch poröse Räume
Eine weitere Konzeptualisierung von Safer Spaces konstruiert keinen räumlich getrennten Schutzraum, sondern fokussiert Strategien, wie der unsichere Alltagsraum durch ein Gefühl von Sicherheit durchquert werden kann. Das The Roestone Collective (2014) spricht hierbei von porösen, also durchlässigen Räumen, wenn diese nicht auf einer räumlichen Trennung basieren, sondern in diskriminierende Alltagsräume hineinwirken. Porosität meint, dass die scheinbar klaren Kategorien sicher/unsicher verschwimmen und sich die konstruierte Trennung von privatem und öffentlichem Raum auflöst (The Roestone Collective, 2014:1359). Zentral ist die Vorstellung, dass durch Empowerment der eigene Körper zu einem Safer Space wird und dadurch die Wahrnehmung des Alltagsraumes verändert wird. Dabei wird Sicherheit, im Kontrast zum Safer Space durch räumliche Trennung, unabhängig von einer kontrollierenden Instanz verstanden, die in einer Bedrohungssituation mit Bestrafung oder Ausschluss reagieren würde. Die marginalisierten Körper können sich beispielsweise mit Objekten wie einem Fahrrad oder einem Handy durch den sonst als unsicher wahrgenommenen öffentlichen Raum bewegen (The Roestone Collective, 2014:1358). Ähnliches beschreiben Hardie und Johnston (2016) in ihrer Forschung mit lesbischen Frauen, die sich durch Musik einen „mobile closet“ schaffen, der Sicherheit biete.
Ein weiteres Beispiel, das als poröser Raum gedeutet werden kann und in den Queeren Geographien vielfach untersucht wird, ist die Sichtbarkeit von queeren Körpern im öffentlichen Raum z. B. beim Christopher Street Day (CSD) und wie durch diese Form der Raumaneignung der Raum (temporär) gequeert wird (Schuster, 2012:649). Beim CSD zeigt sich, dass die Anwesenheit von einer geschlossenen Gruppe von queeren Menschen allein zwar keine objektive Sicherheit schafft und Kontrollinstanzen wie Sicherheitspersonal oder Polizei diese auch nicht allumfänglich durchsetzen können. Dennoch schafft ein CSD einen Raum, der für die Zeit der Veranstaltung als sicher(er) wahrgenommen wird. Vergleichbar dazu sind alltägliche und subtile Formen des Queerens, wie z. B. Valentine (1993) ein Wiedererkennen über queere Symbole als „gay(ze) spaces“ deutet.
Gieseking (2020) nutzt die Metapher der „constellations“ und eröffnet hier eine Perspektive auf urbane queere Räume, die ähnlich wie Sternenbilder aus Punkten und deren Verknüpfungen bestehen und setzt diese Perspektive auf queere Räume in Kontrast zu traditionellen Kartierungen von „gay neighborhoods“:
By tracing the production of virtual, physical, and imagined places and the lines and networks inbetween them, I show the formation of constellations as a queer feminist practice of resilience and, at times, resistance, as well as an alternative geographical imagination of the production of urban space. (Gieseking, 2020:2)
Dabei fußen die Kartierungen queerer Räume bei Gieseking (2020:7) auf ortsbasierten Stories von lesbisch-queeren Menschen verschiedener Generationen in New York, die queere Räume als physische Orte (Bars, Buchläden etc.), Interaktionen mit anderen (erster Kuss, Events etc.) und Erfahrungen mit sich selbst (Musik hören, den ersten Binder umlegen etc.) beschreiben. Dadurch werden queere Räume sichtbar, die äußerst individuell sind, aber auch viele Überschneidungen mit denen von anderen queeren Menschen aufweisen.
Insgesamt brechen poröse Räume die Dichotomie von Privatheit und Öffentlichkeit auf und ermöglichen es, dass sich marginalisierte Menschen in einer sonst feindlichen Umgebung bewegen und dadurch besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Diese Raumaneignung kann entweder durch temporäre sichtbare Präsenz (wie bei einem CSD) passieren, eher im Unerkannten (wie bei den „gay(ze) spaces“) oder imaginär (wie bei den „constellations“).
3.3 Intersektionale Perspektiven auf Safer Spaces
Immer wieder bemängeln Autor:innen unzureichende intersektionale Perspektiven auf queere Räume, die unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen von Sicherheit berücksichtigen (Schuster, 2012:646; Cisneros und Bracho, 2020; Hutta und Witzel, 2020:2), denn dort kann es gerade bei rassifizierten queeren Menschen zu Stress-, Diskriminierungs- und Ausschlusssituationen kommen (Cisneros und Bracho, 2020). Fox und Ore (2010:631) heben hervor, wie Safer Spaces innerhalb von normalisierenden Machtstrukturen operieren, die von einer weißen, maskulinen Mittelschicht ausgeht, denn feste binäre Identitätskonstruktionen, so die Autorinnen, stärken letztlich solche Unterdrückungsformen. Das gilt vergleichbar für dichotome Konstruktionen von Sicherheit und Unsicherheit, wodurch Intersektionen mit anderen Unterdrückungsformen außerhalb von Homofeindlichkeit und Heterosexismus aus dem Blick geraten (Fox und Ore, 2010:632). Die Autorinnen fordern eine Selbstreflexion der eigenen Positionalität, um ein Bewusstsein für die Einbindung aller Menschen in Privileg, Macht und Unterdrückung zu schaffen; sie plädieren für eine Überwindung einer dichotomen Konstruktion von sicheren und unsicheren Räumen, wodurch stattdessen die Räume als Prozess verstanden werden, in denen sich alle mit ihren Alltagserfahrungen bewegen und im Austausch miteinander stehen (Fox und Ore, 2010:643).
Ähnlich argumentiert Hartal (2017), bei einer Analyse von Safer Spaces nicht den Fokus auf Identitäten zu setzen, sondern auf queere Subjektivitäten. Sie vertritt die Auffassung, dass es sich bei Safer Spaces um ein „Westliches“, neoliberal geprägtes Konzept handelt, das die Entfaltung der eigenen Identität queerer Subjekte in diesen Räumen mit Sichtbarkeit in Zusammenhang bringt (Hartal, 2017:1057). Diese Kritik an einem essentialistischen Raumverständnis greift das The Roestone Collective (2014:1347f.) auf, indem es dafür plädiert, Safer Spaces so zu rekonzeptualisieren, dass Sicherheit und Unsicherheit nicht als starr angenommen werden, sondern dass die Menschen innerhalb dieser Räume Unterschiede erkennen und aushandeln. Daher verstehen sie Safer Space als einen paradoxen Raum „as simultaneously safe and unsafe, inclusive and exclusive, separatist and integrated“ (The Roestone Collective, 2014:1353).
Eine intersektionale Perspektive erlaubt es schließlich, die Komplexitäten, Widersprüchlichkeiten und Machtrelationen auch innerhalb von Safer Spaces zu untersuchen. Dieser Perspektive zufolge werden Safer Spaces nicht neben heteronormativen Räumen (Safer Spaces durch räumliche Trennung) oder über heteronormativen Räumen (Safer Spaces als poröse Räume) verortet, sondern sie versteht einen Safer Space als einen ambivalenten Raum. Für diesen Artikel ist es von zentraler Bedeutung Safer Spaces als ein vielfältiges Konzept zu verstehen, das immer in Zusammenhang mit einer intersektionalen Perspektive steht, wenn es im Folgenden darum gehen soll, die Konzepte der LSBT-Organisationen in Deutschland zu untersuchen, wie sie Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete schaffen.
Dieser Artikel untersucht institutionalisierte Adaptionen von Safer Spaces und fokussiert dabei die verräumlichten Konstruktionen von Sicherheit durch deutsche LSBT-Organisationen in ihrer Migrationsarbeit. Das Datenmaterial setzt sich aus zwei Erhebungen zusammen. Zunächst greife ich auf Expert:inneninterviews mit Sozialarbeiter:innen, Berater:innen und Projektleiter:innen in deutschen LSBT-Organisationen zurück, in denen deutlich wird, wie sie ihre Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten konzipieren und welche Rolle Sicherheit, Schutz und Empowerment dabei spielen. Von Februar bis April 2018 interviewte ich sieben Personen in Berlin, Köln, Potsdam und Rostock. Bei der Wahl der Organisationen war mir wichtig, dass ich solche mit unterschiedlichen Bedingungen in Bezug auf Professionalität, Spezialisierung, finanzielle Situation und Reputation abdecke. Die Interviews dauerten zwischen einer und zwei Stunden, wurden aufgenommen und transkribiert.
Zusätzlich sammelte ich von März bis Mai 2023 Texte von Internetauftritten von LSBT-Organisationen in Deutschland, in denen sie über ihre Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten berichten. Um einen Überblick über solche LSBT-Organisationen zu erhalten, habe ich auf die Datenbank von „Queer Refugees Deutschland“ (Dörr, 2022) zurückgegriffen. Zu den über 100 aufgeführten Anlaufstellen gehören etablierte LSBT-Organisationen, Projekte aus größeren LSBT-Organisationen, AIDS-Hilfen und Migrant:innenselbstorganisationen. Für die Datenerhebung zog ich verschiedene Kanäle ihrer Selbstdarstellung heran: Webseiten, Tätigkeitsberichte, Stellungnahmen, Broschüren und Informationsmaterial, Social Media, Videos sowie Aufnahmen von Live-Übertragungen. Diese Form der Datenerhebung ermöglicht es, einen Überblick über die Selbstrepräsentationen aller Projekte in einem mehrjährigen Zeitraum zu gewinnen.
Das gesammelte Datenmaterial wurde nachfolgend anhand des Verfahrens der qualitativen Inhaltsanalyse bearbeitet, indem es induktiv thematisch kodiert wurde und sich wiederholende Konzepte identifiziert wurden. Mithilfe des Materials untersuchte ich, welche Sicherheitspolitiken sich beobachten lassen und welche Konzepte von Safer Spaces von den LSBT-Organisationen verfolgt werden. Im Zentrum standen hierbei die Begründungen aus dem Datenmaterial, wie Safer Spaces konzipiert werden, sowie die Art und Weise wie Sicherheit/Unsicherheit und Einschluss/Ausschluss konstruiert werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse präsentiert, d. h. welche Lesarten von Safer Spaces, wie sie im vorigen Kapitel dargestellt wurden, sich in den Konzepten der LSBT-Organisationen wiederfinden. Da es sich bei den erhobenen Daten um Selbstrepräsentationen handelt, wird der Fokus auf die Perspektive der LSBT-Organisationen gesetzt, d. h. wie sie räumliche Zuschreibungen herstellen und nach welchem Selbstverständnis sie ihre Rolle in der Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten reflektieren.
Seit 2015 sind viele Projekte entstanden, um den queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten in Deutschland sichere Räume zu bieten. Immer wieder taucht im untersuchten Material auf, dass für die LSBT-Organisationen „Sicherheit das vordringlichste Ziel“ ihrer Arbeit sei und sie „einen diskriminierungssensiblen und LSBTI-akzeptierenden Raum […] schaffen“ (Interview E3, Z. 23–26) wollen. Für die meisten LSBT-Organisationen ist es zentral, der Zielgruppe Sicherheit zu bieten, indem sie sie durch den Asylprozess begleiten und ihnen Informationen, Beratung und Betreuung anbieten, was von den queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten selbst selten geleistet werden könne oder von keiner anderen Instanz übernommen werde: „Wir merken, wie sehr wir und auch die geflüchteten Personen abhängig sind von den Netzwerken, die wir haben. Und das eigentlich ohne nicht viel geht.“ (Interview E2, Z. 274–277)
Die Analyse hat zudem gezeigt, dass eine Konzeptualisierung von Safer Spaces als räumlich getrennte Räume den Diskurs dominiert. Oftmals geht es dabei um Geflüchtetenunterkünfte. Hier ist zu beachten, dass Gemeinschafts- und Notunterkünfte staatlichen Auflagen unterliegen, so dass relativ wenig Handlungsspielraum besteht. An den Grundbedingungen (Leben auf engem Raum, Warten auf Asyl, mögliche Traumata usw.) können auch die LSBT-Organisationen wenig ausrichten. Vor diesem Hintergrund wird im folgenden Kapitel analysiert, wie sich in den Äußerungen der LSBT-Organisationen verräumlichte Konstruktionen von Sicherheit wiederfinden, welche Rolle der körperlichen Unversehrtheit zugeschrieben wird und welche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Sicherheit ergriffen werden.
5.1 Sicherheitsproduktion durch getrennte Unterkünfte für queere Asylbewerber:innen
Viele der untersuchten LSBT-Organisationen sprechen sich für eine getrennte Unterkunft ausschließlich für queere Asylbewerber:innen aus. Weil so eine Unterkunft sehr ressourcenaufwändig ist, können diese nur wenige LSBT-Organisationen realisieren, dafür unterstützen viele von ihnen die queeren Asylbewerber:innen bei einem Wechsel in eine solche Einrichtung. Die Argumentation für eine getrennte Unterkunft beruht auf einer Konstruktion der Gemeinschaftsunterkunft als einem unsicheren Raum. Auch wenn Gründe wie das enge Zusammenwohnen, die Traumata und die Ungewissheit über das Asylverfahren benannt werden, so wird die Hauptursache für die Unsicherheit in den „anderen“ (sprich: cisgeschlechtlichen, heterosexuellen) Asylbewerber:innen gesehen, die sie diskriminieren, ausgrenzen, belästigen und vergewaltigen würden. Sie werden im untersuchten Material von den LSBT-Organisationen als feindlich eingestellt, übergriffig und gewalttätig beschrieben. Begründet wird das damit, dass sie „ihre Weltbilder im Kopf“ (Interview E1, Z. 71) haben oder „es nie anders gelernt“ (Interview E3, Z. 345f.) haben. Ein Interviewpartner (Interview E7, Z. 496–499) erklärt das so: „In Ländern, wo Homosexualität sogar unter Strafe steht, kann man jetzt nicht von seinen Landsleuten erwarten, dass sie, nur weil sie in einem geographisch anderen Ort sind, auf einmal ihre Gesetzgebung über Bord werfen.“ Diese essentialisierenden Raumzuschreibungen tauchen immer wieder im untersuchten Material auf, wenn geschildert wird, in welchen Ländern auf der Welt Queerness illegal ist und unter Strafe steht.
Dagegen werden die queeren Asylbewerber:innen meistens als angstbesetzt wahrgenommen, da sie sich fürchten würden, sich in den Gemeinschaftsunterkünften zu outen. Zudem seien sie häufig schwer traumatisiert, da sie oftmals vor, während und/oder nach der Flucht sexuelle Gewalt erlebt hätten. Sie gelten als prekär und werden mit einer Problem- bzw. Krisensituation in Zusammenhang gebracht: „Viele kommen auch erst zu uns und wollen dann raus oder suchen nach einer anderen Unterbringungsmöglichkeit. Von daher ist es oft einfach eine gewisse Krisenbewältigung“ (Interview E2, Z. 84–86).
Die Schwulenberatung Berlin ist ein Beispiel für eine etablierte LSBT-Organisation, die eine getrennte Unterkunft für queere Asylbewerber:innen geschaffen hat. Gegründet im Jahr 1981 fokussierte sich die Schwulenberatung zunächst auf cisgeschlechtliche weiße schwule Männer, öffnete sich im Jahr 2009 für die Belange von trans* und inter* Personen und begann im Jahr 2015 mit Angeboten für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete. Das Angebotsspektrum für diese Zielgruppe reicht von einem Freizeittreff, asyl- und migrationsrechtlichen sowie psychologischen Beratungsangeboten, einer „Fachstelle für LSBTI Geflüchtete“ bis zu einer Erstaufnahmeeinrichtung und Gemeinschaftsunterkunft für 122 queere Asylbewerber:innen. Ein Vertreter der LSBT-Organisation (Interview E3, Z. 138–159) sieht den Ausgangspunkt für eine getrennte Unterkunft in der prekären Situation von queeren Asylbewerber:innen in Gemeinschaftsunterkünften. Auch in einer Broschüre der Schwulenberatung (Mann et al., 2020:11) wird diese Argumentation aufgegriffen, der zufolge die Situation in den Gemeinschaftsunterkünften der Verfolgung im Herkunftsland ähnelte: „In Deutschland angekommen, sind geflüchtete LSBTI in Gemeinschaftsunterkünften oftmals mit den gleichen homo-, trans*- bzw. inter*feindlich agierenden Menschen konfrontiert, vor denen sie geflohen sind.“ Der Interviewpartner (Interview E3, Z. 168) schildert aber auch, dass es in der getrennten Unterkunft zu queerfeindlicher Gewalt kommt, die sich meist durch die Trans*feindlichkeit von schwulen cisgeschlechtlichen Männern äußert, die in getrennten Unterkünften durch ihre Überzahl als „Mainstream“ gelten. Hauptsächlich fehle es den Asylbewerber:innen an Autonomie, die Ursache liege also in strukturellen Defiziten. Dennoch verweist ein Vertreter der LSBT-Organisation (Interview E3) darauf, dass eine getrennte Unterkunft mehr Sicherheit bieten könne und dass auch hier auf Ausschluss als Mittel zur Aufrechterhaltung der Schutzräume zurückgegriffen werde:
Möglicherweise sind Zwangs- oder Sanktionsmaßnahmen auch unumgänglich. So blöd wir das finden. Wir haben auch schon entweder durch die Ansammlung von verschiedenen Ermahnungen oder in besonders schweren Fällen sofortige Hausverbote aussprechen müssen – ohne vorherige Verwarnung. Das ist etwas, was wir dann wirklich bei physischer und sexueller Gewalt oder Übergriffen oder Grenzüberschreitungen dann auch nutzen müssen. Wenn der Grundkonsens so maßgeblich überschritten wird, mussten wir auch davon schon Gebrauch machen. Wohl wissend, dass bei einem Wechsel die Situation sich sofort für die Rausgeworfenen so verschlechtert, dass sie dann möglicherweise wieder zum Opfer von Diskriminierung und Gewalt werden. Aber das lässt sich dann aus unserer Sicht nicht vermeiden. (Interview E3, Z. 240–251)
An dem Zitat zeigt sich, dass es ein Verständnis dafür gibt, dass der Schutzraum nicht hundertprozentig gewährleistet werden kann und sich zwischen queeren Asylbewerber:innen andere Diskriminierungsformen eröffnen können. Gleichzeitig wird mit dem Raumwechsel ein Rollenwechsel von Opfer zu Täter:in zu Opfer antizipiert. In einer gemischten Unterkunft erscheint die:der queere Asylbewerber:in als Opfer queerfeindlicher Gewalt. In der getrennten Unterkunft wird die Person dem Interviewpartner zufolge zur:zum Täter:in gegen andere queere Asylbewerber:innen. Eine Rückführung in die gemischte Unterkunft würde dazu führen, dass die Person wieder zum Opfer werde. Letztlich eröffnet dieses Zitat eine Ambivalenz, wenn einmal die festen Raumzuschreibungen von sicher und unsicher aufgebrochen (kurz: Es gibt queerfeindliche Gewalt in getrennten Unterkünften.) und andererseits verstärkt werden (kurz: Die getrennte Unterkunft kann nur durch Trennung Sicherheit gewährleisten.).
Da eine komplette Unterkunft für queere Asylbewerber:innen sehr ressourcenintensiv ist, gibt es auch Projekte, bei denen ein Teil der Unterkunft queeren Personen vorbehalten ist. Das Ökohaus in Rostock ist ein Dachverein, der seit 1992 asylpolitisch aktiv ist, seit 1997 eine eigene Gemeinschaftsunterkunft betreibt und seit 2016 einen abgeschlossenen Flurbereich mit 13 Plätzen für queere Bewohner:innen zur Verfügung stellt. Eine Sozialarbeiterin der Gemeinschaftsunterkunft (Interview E1, Z. 211–215) sagte mir im Interview, dass die queeren Asylbewerber:innen durch ihre „speziellen Bedarfe“ einen „bewertungsfreien Raum“ bräuchten, „wo sie sich einfach frei bewegen können“. Sie sagt: „Ich glaube, der Knackpunkt ist, dass eine LSBTQ-Geflüchteten-Unterkunft nochmal anders empowern, Hilfe anbieten und ein Netzwerk aufbauen kann.“ (Interview E1, Z. 215–218) In ihrer Argumentation stellt die Sozialarbeiterin die Gemeinschaftsunterkunft und die getrennte Unterkunft dichotom gegenüber und sagt, dass im Grunde nur zweitere den queeren Asylbewerber:innen Sicherheit geben könne:
Geflüchtete, die per se einer sehr unsicheren Situation ausgesetzt sind, müssen sich perspektivisch alles erarbeiten, was ein Mensch braucht, um sich sicher zu fühlen. Ich sehe, dass es bei queeren Geflüchteten umso wichtiger ist, ihnen einen geschützteren Raum zu geben, in dem sie ankommen können, in dem sie zu sich finden können, in dem sie ernst genommen werden, in dem sie nicht bewertet werden, in dem sie vielleicht das erste Mal in ihrem Leben eben dann auch wirklich gesehen werden, oder als OK befunden werden, um sich ausleben zu können. Das ist in einer Gemeinschaftsunterkunft nur sehr beschränkt möglich. Deswegen sage ich, sie brauchen Szene, Unterstützung, Struktur und eine eigene Unterkunft. (Interview E1, Z. 454–463)
Überwachung als zentrale Maßnahme zur Schaffung von sicheren Räumen findet in dieser Unterkunft Ausdruck, in der den queeren Asylbewerber:innen ein „abgeschlossener Flurbereich“ auf dem Gelände zugewiesen wurde:
Was wir einrichten können, ist ein Schutzraum, der abgeschlossen und nah an der Wache ist. Wir haben eine Telefonleitung eingerichtet, wo alle Bewohnenden direkt bei der Wache anrufen können, wenn irgendwas ist. Sie haben da einen Notfallknopf. Der Flur ist auch nah an unserem Büro, wir haben da Einsicht. (Interview E1, Z. 62–67.)
In dem Zusammenhang spielt ebenfalls wie bei der getrennten Unterkunft der Schwulenberatung (Interview E3) der Aspekt der Bestrafung und des Ausschlusses eine Rolle. Die Sozialarbeiterin (Interview E1, Z. 67f.) führt weiter aus, dass sie „auch sozialpädagogisch intervenieren“ müssen, wenn queere Asylbewerber:innen in unsichere Situationen geraten. Dafür erzählt sie exemplarisch die Situation einer trans Frau, die im Waschraum sexuell belästigt und verbal trans*feindlich angegriffen wird. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Ursache für die unsichere Situation der trans Frau darin gesehen wird, dass die sonst voneinander getrennten Personen in dem Waschraum aufeinandertreffen. Die Konsequenz für das gewaltvolle und übergriffige Verhalten, die die Sozialarbeiterin hieraus zieht, ist eine noch strengere räumliche Trennung. Dadurch wird die Rolle der LSBT-Organisation als Beschützerin und Mediatorin begründet.
5.2 Teilweise poröser Safer Space: Freizeitraum
Neben getrennten Geflüchtetenunterkünften adaptierten LSBT-Organisationen das Konzept von Safer Spaces zudem für Treffpunkte, Cafés, Beratungsstellen und ähnliche Freizeiträume, also Orte, die andere Funktionen übernehmen: Austausch, Erholung, Empowerment. Diese Freizeiträume haben mehr Möglichkeiten, den queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten Mitbestimmung und Freiheiten zu bieten, da staatliche Auflagen weniger eine Rolle spielen und die Teilnahme freiwillig ist. In diesem Abschnitt fokussiere ich meine Auswertung auf die Rolle von Freizeiträumen für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete, die zwar auch über räumliche Trennung funktionieren, sich jedoch durch die freiwillige, selbstbestimmte Teilnahme und Partizipation an Entscheidungsprozessen unterscheiden. Da sie darauf abzielen, die Menschen durch Peer-to-Peer-Veranstaltungen zu bestärken und Empowerment nach außen zu tragen, deute ich diese Räume als poröse Safer Spaces.
Ein Beispiel ist der Weissenburg e.V., der in seinem Zentrum LSBTTIQ Stuttgart seit 2018 das Regenbogenrefugium-Café durchführt. Angestrebt wird ein Raum der freien Entfaltung der geschlechtlichen und sexuellen Identität, indem die Verhaltensregel für die Teilnehmer:innen etabliert wurde, dass nichts nach außen getragen wird: „Wir bieten Geflüchteten einen Schutzraum, in dem sie so sein dürfen, wie sie sind. Gleich und anders, bunt und vielfältig“ (Weissenburg e.V., 2023). Der Safer Space basiert demnach auf einer dichotomen Konstruktion von innen=sicher und außen=unsicher, hat dabei aber vornehmlich das Ziel, die Teilnehmer:innen zu bestärken, sodass sie ihre sich angeeignete Sicherheit mit in die Alltagsräume tragen können. Der Safer Space dient als ein Ausgleichsort, in dem die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten sich von Diskriminierungserfahrungen erholen und für zukünftige herausfordernde Situationen wappnen können.
Das Projekt Baraka, das beim Rubicon e.V. in Köln verortet ist, gibt es seit 2005 und gehört zu den wenigen LSBT-Organisationen in Deutschland, die bereits vor 2015 Strukturen für queere Asylbewerber:innen, Geflüchtete und Migrant:innen aufgebaut haben. Baraka bietet eine Plattform, wo queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete zusammenkommen und sich gegenseitig empowern können. Hierbei handelt es sich um einen offenen Treffpunkt mit einem Angebot von Freizeitaktivitäten und Beratungen. Dabei gibt es viele verschiedene Gruppenangebote, die für Menschen mit bestimmten Identitäten vorgesehen sind. Eine Interviewpartnerin (Interview E5, Z. 254–269) berichtet, wie sie diese Gruppen je nach Bedarf und Initiative der Teilnehmer:innen ausrichten; sie erhalten dadurch die Möglichkeit der Partizipation und die Räume selbst zu gestalten. Was das Projekt auszeichnet, ist die Vielfalt an verschiedenen Gruppen und das Ziel, dass die Gruppen jeweils von einer Person angeleitet werden, die Überschneidungen mit den Identitäten der Teilnehmer:innen in Bezug auf Queerness und Migrationsgeschichte besitzt. Für wie wertvoll Peer-to-Peer-Unterstützungsstrukturen gehalten werden, da durch sie Empowerment-Netzwerke geschaffen werden können, bringt die interviewte Vertreterin der LSBT-Organisation (Interview E5) deutlich zum Ausdruck. Sie erklärt, wie sie einen Ort für die queeren Asylbewerber:innen schaffen, in denen sie sich untereinander austauschen und unterstützen können:
Eine Gruppe wie Baraka ist ein Ort, an dem sich die Menschen gegenseitig empowern. Allein aus dem Grund, dass sie sich mit Personen austauschen können, die schon mal solche Erfahrungen gemacht haben. Es muss nicht unbedingt ein Workshop durchgeführt werden, wo es darum geht, wie wir junge LSBTI-Menschen empowern, die auch eine Fluchtgeschichte haben. Sondern sie empowern sich selbst. Untereinander. (Interview E5, Z. 225–230)
So entstehen Erzählräume, in denen essentielle Sorgearbeit geleistet wird, die Heilungsprozesse anregen können, wie die Interviewpartnerin (Interview E5, Z. 244–247) berichtet: „Dadurch, dass ich dir zuhöre, was du für schlimme Sachen durchgemacht hast, wird es langsam besser, denn ich habe das auch schon mal durchgemacht. Allein das ist es, was wirklich eine niederschwellige Hilfe ist.“ Sehr prominent beworben wird die Teestube von Maneo in Berlin, die seit 2016 ein regelmäßiges Treffen von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten ermöglicht. Ursprünglich widmete sich Maneo der Gewaltprävention für (weiße) schwule und bisexuelle cisgeschlechtliche Männer. Der Verein fokussiert sich auf körperliche Gewalt (wofür ein Opferfonds eingerichtet wurde), Diskriminierungsschutz und auf die Zusammenarbeit mit Sicherheitsinstitutionen wie der Polizei. Der Verein schafft mit der Teestube ein niedrigschwelliges Angebot für gemeinsame Freizeitaktivitäten und einen Erfahrungsaustausch:
MANEO weiß, dass es für viele schwule und männliche bisexuelle Geflüchtete, die zum Teil nicht geoutet sind, schwierig ist über LSBT* Themen oder homophobe Gewalterfahrungen zu sprechen. Deshalb laden wir zu unserer Teestube ein. Dabei handelt es sich um einen ‚sicheren Ort‘, an dem man sich unterhalten und neue Freundschaften knüpfen kann, um mit seinen Sorgen und Alltagssituationen nicht mehr alleine zu bleiben. In einem regelmäßigen Rhythmus finden Kochabende statt, werden Filme angesehen, über ausgewählte Themen gesprochen oder Unternehmungen gemacht. (MANEO, 2017a:23)
Im Zentrum stehen daher der Peer-to-Peer-Austausch und gegenseitiges Empowerment. Damit kann ein Erzählraum geschaffen werden, der als einzigartig in seinen Möglichkeiten dargestellt wird:
Hier sprechen wir über Sorgen, Probleme und Ängste, auch über Bedürfnisse, Wünsche und Interessen, ohne dass jemand einen anderen dafür verurteilt. Für viele schwule Geflüchtete ist es das erste Mal, dass sie sich mit anderen schwulen Geflüchteten darüber austauschen. (MANEO, 2023:19)
Gleichzeitig ist es auch ein temporärer Schutzraum, der durch ein Trennen von nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten sowie die Inklusion von schwulen und bisexuellen Männern aus unterschiedlichen Ländern funktioniert:
Da hilft die Teestube, um Kontakte zu knüpfen oder einfach nur mitzuerleben, dass es andere Männer gibt, die die gleichen Erfahrungen machen und die gleichen Sorgen haben und dass man damit nicht alleine bleiben muss. (MANEO, 2017a)
In dem Datenmaterial wird deutlich, dass Maneo Sicherheit in der Teestube als Atmosphäre versteht, die als Resultat von Gemeinschaft zwischen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen entsteht, wodurch sie sich gegenseitig bestärken und unterstützen können. Die Rolle der LSBT-Organisation besteht hier also in der Bereitstellung von Ressourcen (Raummiete, Verpflegung, Programmorganisation) und nicht vordergründig in der Kontrolle und Überwachung:
Für Menschen, die Stigmatisierung, Ausgrenzung und vorurteilsmotivierte homophobe Gewalt erfahren haben, ist es wichtig, dass sie ein soziales Umfeld erleben, das unterstützend und bestärkend ist. Das trifft ebenso für ungeoutete schwule oder bisexuelle Männer zu, denen es oft schwer fällt, über ihre Gefühle zu sprechen. Auch sie brauchen Menschen, mit denen sie reden, die Aufregung vor einem Date oder Liebeskummer teilen können. (MANEO, 2017a)
Was die Arbeit von Maneo im Allgemeinen auszeichnet, ist der Ansatz, verschiedene Konzepte bei der Schaffung von Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete zu konzipieren und umzusetzen. Dazu gehört die Arbeit vor Ort in Gemeinschaftsunterkünften. Auch hier werden die Sicherheit und Schutzbedürftigkeit von queeren Asylbewerber:innen hervorgehoben und die Gefahr durch nicht-queere Mitbewohner:innen sowie durch das Personal der Unterkunft gesehen. Als Konsequenz argumentieren sie deshalb für die Sensibilisierung von Personal und aller Asylbewerber:innen in der Unterkunft, damit Räume insgesamt sicherer werden und auch Empowerment der queeren Asylbewerber:innen ermöglicht werden kann: „Eine sichere Umgebung sollte aber auch in einer Sammelunterkunft gewährt werden, um einer Segregation entgegenzuwirken, die bestehende Diskriminierung zu verstärken droht“ (MANEO, 2017b:9). Zur aufsuchenden Arbeit vor Ort von Maneo gehört, dass sie die queeren Asylbewerber:innen mit sensibilisierten Sprachmittler:innen als „peers“ ansprechen, aber auch einen diskreten Zugang zu Informationen und Beratung ermöglichen. Mit den Mitarbeiter:innen in den Gemeinschaftsunterkünften stehen sie im ständigen Kontakt, bilden sie über Sensibilisierungsprogramme weiter und erarbeiten gemeinsam Konzepte, wie in der Unterkunft sichere Räume geschaffen werden können. Ähnlich beschreibt auch ein Interviewpartner vom Projekt Queer Haven in Potsdam (Interview E6, Z. 145–147), wie sie mit ihrer Arbeit anstreben, Strukturen zu verbessern, indem sie Weiterbildungen zur Sensibilisierung für die speziellen Bedarfe anbieten: „Es war zunächst Strukturarbeit erforderlich, damit überhaupt Räume und Plattformen entstehen, auf denen man sich dann auch organisieren kann.“ Durch die Sensibilisierung von Personal und das Hineintragen von Angeboten in die Gemeinschaftsunterkünfte sind die Mitarbeiter:innen der LSBT-Organisationen aktiv daran beteiligt, Räume insgesamt sicherer zu gestalten. Obwohl diese Herangehensweise darauf beruht, dass die Gemeinschaftsunterkunft als unsicherer Raum für queere Asylbewerber:innen konstruiert wird, zielt diese Konzipierung von Safer Spaces nicht auf eine räumliche Trennung, sondern darauf, den Raum poröser zu gestalten. Dem Ansatz zufolge kann die Sensibilisierung und Weiterbildung von Personal in Gemeinschaftsunterkünften, in Behörden und bei der Polizei dazu beitragen, dass auf die besonderen Bedarfe von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten eingegangen werden kann und sie sich sicherer durch diese Räume bewegen können. Diese Perspektive rückt die Rolle der LSBT-Organisation als alleinige Schutzgebende etwas aus dem Mittelpunkt und verteilt die Aufgabe auf weitere Institutionen und ihre Mitarbeiter:innen.
Als Safer Spaces lassen sich auch Erzählräume auffassen, in denen die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten im Peer-to-Peer-Gespräch ihre Erfahrungen und Gefühle in Form von Stories austauschen. In diesem Fall kann der Safer Space als ein Raum der Sorgearbeit gedeutet werden: „Wenn rassifizierte Personen für ebensolche erzählen, dann können Räume geschaffen werden, in denen sie sich aufgehoben, verstanden, umsorgt fühlen“ (Hiller und Kirndörfer, 2023). Vergleichbar mit den „consciousness-raising“ Gruppen der 1970er Jahre kommt dem Erzählen von Stories eine zentrale Bedeutung zu. Gibson-Graham (2006) führt aus, wie Stories mehrfachmarginalisierte Menschen und Communities aus einem sie auszehrenden Narrativ herausbewegen können, wodurch gegenhegemoniale Stories und alternative Wirklichkeiten entstehen können (vgl. Cameron, 2012:581). Stories bergen also für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete die Möglichkeit, sich im Sinne von „oppositional politics“ (Cameron, 2012:580) zu engagieren und repressive Diskurse herauszufordern. Solche Erzählräume betten sich hier in eine Praxis sozialer Transformation ein, die auf die Herausbildung von Gegenwirklichkeiten, Gegenwelten und alternativen, neuen Realitäten und Subjektivitäten abzielt (vgl. Cameron, 2012:580). Stories bergen daher das Potential, Agency und Resilienz der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten zu stärken.
Queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete sehen sich wiederholt mit Erzählräumen konfrontiert, die ihnen (meist von außen) ihre Geschichte abverlangen. Sie sind z. B. im Asylverfahren existentiell davon abhängig, dass ihre Erzählung als eine Geschichte von Leid, Unterdrückung und Flucht anerkannt und ihnen der Asylstatus zugesprochen wird. Sie stehen somit vor der zusätzlichen Herausforderung zu beweisen, dass sie „real queer“ und „authentic LGBT refugees“ sind, wie es Murray (2014) für den kanadischen Kontext bezeichnet. Deshalb können Freizeittreffs für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete, in denen sie zusammen kochen, spielen und feiern, eine Funktion der gegenseitigen Sorge und des Empowerments übernehmen. Sicherheit besteht in solchen Räumen nicht allein aus der körperlichen Unversehrtheit und dem Schutz vor Bedrohung, sondern aus einer affektiven Umgebung des Erzählens und Zuhörens. Die Belastung, dass von dem „richtigen“ Erzählen ihrer Stories der Zugang zu Ressourcen abhängt, kann in diesen Räumen reduziert werden und den Menschen kann Agency ermöglicht werden, zu entscheiden, welche und wie sie ihre Stories erzählen.
Insgesamt erscheinen Freizeiträume für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete zunächst als Safer Spaces durch räumliche Trennung, da sie einen getrennten Schutzraum für die Zielgruppe anbieten. Allerdings ist der Aspekt der Sicherheit nicht auf den materiell-physischen Raum beschränkt. Stattdessen erscheint hier der Körper zentral als Safer Space, um poröse Safer Spaces außerhalb des Freizeitraumes zu ermöglichen. Wenn sich der Fokus auf die Wahrnehmung der Alltagsräume richtet, können sich die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten mit einem Gefühl von Sicherheit frei(er) darin bewegen. Auch wenn die dichotome Trennung zwischen einem unsicheren Außen und sicheren Innen aufrecht erhalten bleibt, so kann das Empowerment der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als eine Form gedeutet werden, die Sicherheit nach außen zu tragen, um in queerfeindlichen Räumen resilienter sein zu können.
5.3 LSBT-Organisationen als Retter:innen
Es sind vor allem diejenigen Schutzkonzepte, die eine Trennung von queeren und nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten in den Mittelpunkt stellen, bei denen essentialisierende und kulturalisierende Denkmuster zum Vorschein kommen. In der Regel findet sich hier eine scheinbar eindeutige Zuweisung, von welchen Personen eine Gefahr ausgehe, wer bedroht werde und wer Schutz bieten könne. Entsprechend werden getrennte Räume bereitgestellt, die mit den Attributen sicher und unsicher versehen werden. Nach meinem Verständnis lässt sich dies als ein internalisiertes homonationalistisches Konstrukt deuten, welches auf einer Denkweise beruht, bei der der Schutz von queeren Menschen als Form einer Überlegenheitspraktik „Westlicher“ Werte zum Ausdruck gebracht wird.
An den Ergebnissen zeigt sich, dass die Logiken von Safer Spaces als getrennte Unterkunft für queere Asylbewerber:innen auf einer Dichotomie von klar abgetrennten sicheren und unsicheren Räumen beruhen bzw. von queeren Asylbewerber:innen und den „anderen“ (im Grunde verAnderten) Asylbewerber:innen. Die Gemeinschaftsunterkunft wird dabei als unsicherer, für die queeren Asylbewerber:innen gefährlicher Raum aufgefasst, was auf die Anwesenheit einer bestimmten Personengruppe zurückgeführt wird. Als Lösung des Problems der unsicheren Wohnsituation der queeren Asylbewerber:innen wird eine räumliche Separation gesehen. Ein Safer Space für queere Asylbewerber:innen wird aus dieser essentialistischen Perspektive als ein physischer, abgeschlossener Raum betrachtet, der (fast) vollkommen sicher sei und der von einer LSBT-Organisation geschaffen und aufrechterhalten werde.
Ein Leitmotiv der Herstellung von Sicherheit ist eine essentialisierende Rollenverteilung, die letztlich mit einer dichotomen Kulturalisierung von Queerness und Queerfeindlichkeit einhergeht: Während queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete unter dem Maßstab „Westlicher“ Werte aufgewertet werden, erfahren die nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten eine kollektive Abwertung. Hierbei erscheinen die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als vulnerabel, schutzbedürftig und schützenswert. Sie werden als vermeintliche Träger:innen „Westlicher“ Werte aufgewertet (hier: Queerfreundlichkeit, Toleranz) und gleichzeitig ergibt sich aus dieser Logik ein Handlungsbedarf für die LSBT-Organisationen. Die Motivation von LSBT-Organisationen, Unterstützungsstrukturen für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete zu schaffen, kann demzufolge als symbolischer Akt gedeutet werden, „Westliche Zivilisiertheit“ zu schützen bzw. bewahren. Demgegenüber stehen die nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten, die als potentiell gefährlich und queerfeindlich und somit insgesamt als regressiv aufgefasst werden. Ihnen wird indirekt eine möglicherweise tolerante und queerfreundliche Haltung abgesprochen. Das wird dadurch verstärkt, dass sie nie als Unterstützer:innen dargestellt werden und dadurch potentielle Unterstützungsstrukturen in der Gemeinschaftsunterkunft übersehen werden. Die Rollenzuweisung der anderen bzw. verAnderten Asylbewerber:innen als queerfeindlich essentialisiert und kulturalisiert diese, wenn Queerfeindlichkeit pauschal mit der Herkunft (meist aus islamischen Ländern) gleichgesetzt wird. In der Abwertung von nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als generell queerfeindlich und der Aufwertung eines beschützenden, aufgeklärten, rettenden „Westens“ entfaltet sich das Narrativ des „white saviorism“ (Hughey, 2014; Mutua, 2001). Die Schutzfunktion übernehmen die LSBT-Organisationen mit ihren Safer-Space-Ansätzen, die darin auch die Möglichkeit einer positiven Selbstbeschreibung sehen und an den queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten die liberalen Werte um Toleranz und Vielfalt zu beweisen versuchen.
In dem untersuchten Material wird deutlich, wie die Problemsituation und die Lösungsangebote von den Vertreter:innen der LSBT-Organisationen vereinfacht werden, aber auch welche Leerstellen gelassen werden. So wird selten berichtet, wie sich die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten außerhalb der Einflusssphäre der LSBT-Organisationen eigenständig wehren oder welche coping-Strategien sie haben. Es bleibt meist offen, wie die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten auch unabhängig von den LSBT-Organisationen agieren und wie sie solidarische Netzwerke aufbauen. Der Aspekt von (transnationalen) Verbindungen, beispielsweise über soziale Medien, wird außer Acht gelassen. Dadurch wird den queeren Asylbewerber:innen seitens der LSBT-Vertreter:innen selten die eigene Agency und Resilienz zugesprochen. Vielmehr werden sie oft als passiv und hilflos konstruiert, was das Abhängigkeitsverhältnis zu den institutionellen Schutzstrukturen durch die LSBT-Organisationen begründet und stabilisiert.
Auch wenn sich viele LSBT-Organisationen implizit als Retter:innen konstruieren, so gibt es aber auch teilweise das Eingeständnis, dass sie nicht auf Fluchterfahrungen spezialisiert seien und ihrer Rolle als Schutzgebende nicht immer gerecht werden könnten. Dazu sagt zum Beispiel ein Interviewpartner (Interview E3):
Klassische LSBTI-Organisationen sind nicht fluchtsensibel und Fluchtorganisationen sind nicht LSBTI-sensibel. Also irgendwo fehlt ihnen immer etwas, was an Bedürfnissen nicht gesehen, nicht erkannt, nicht unterstützt oder als selbstverständlich angesehen wird. (Interview E3, Z. 314–317)
Eingeständnisse gibt es auch, dass die LSBT-Organisationen manchmal den queeren Asylbewerber:innen voreilig die Opfer-Rolle zuweisen, so zum Beispiel von einer Interviewpartnerin (Interview E7):
Zu einer trans Frau […] haben wir gesagt, wir können ihr auch einfach mal Transangebote vermitteln. Sie hat dann aber schnell festgestellt, dass sie in der Stadt fast allein ist. Erst haben wir gedacht, vielleicht hat sie Probleme aufgrund ihrer Transidentität in der Aufnahmeeinrichtung, aber das war wohl nicht so. Da sind wir so ein bisschen über unsere eigenen Vorurteile gestolpert. (Interview E7, Z. 235–243)
Schließlich bergen die implizite Zuordnung und die Stilisierung von LSBT-Organisationen als Retter:innen die Gefahr einer Idealisierung von getrennten sicheren Räumen wie den Unterkünften für queere Asylbewerber:innen. Wenngleich teilweise in dem Datenmaterial anerkannt wird, dass Gewalt auch unter queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten passiere und diese nicht immer auf Queerfeindlichkeit zurückzuführen sei, so dominiert doch eine Konstruktion einer tendenziellen Bedrohung durch nicht-queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete.
Da es bisher keine sichtbare kritische Forschungsperspektive auf die Migrationsarbeit von LSBT-Organisationen in Deutschland gibt, untersuche ich in diesem Artikel, wie das Konzept Safer Spaces für die Arbeit mit queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten adaptiert, konzeptualisiert und institutionalisiert wird. Die Annahmen darüber, wie für wen Sicherheit hergestellt werden kann, hat schließlich Einfluss darauf, wie die LSBT-Organisationen Ein- und Ausschlüsse gestalten und welcher Rolle sie Überwachung durch die Organisation und Agency der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten zuschreiben. Da sich dieser Artikel auf die Konstruktionen von Safer Spaces fokussiert und die Perspektive auf die institutionelle Praxis begrenzt ist, erscheint es für zukünftige Forschungsarbeiten sinnvoll, die praktische Arbeit der LSBT-Organisationen näher zu untersuchen und in Zusammenhang mit ihren Sicherheitskonstruktionen zu stellen. Dazu gehört auch eine sensible Erforschung der Lebensrealitäten von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten, ihren Bedarfen und auch ihren Strategien zur Schaffung von Sicherheit.
Es zeichnen sich verschiedene Formen von Safer Spaces ab, die für die Schutzkonzepte der LSBT-Organisationen eine Schlüsselrolle übernehmen. Dominant ist dabei ein essentialistisches Raumkonzept, bei dem die Grundlage eine Annahme eines sicheren Raumes in Kontrast zu einem unsicheren Raum bildet. Diese beiden Raumvorstellungen werden als klar abgrenzbar konstruiert und dichotom gegenübergestellt. Gleichzeitig geht damit einher, dass die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als vulnerable und zugleich schützenswerte Personengruppe von den LSBT-Organisationen aufgefasst werden. Dagegen stellen die Organisationen die nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als auszuschließende Personengruppe und Bedrohung dar. Kommt es zu Irritationen dieser Vorannahmen, wenn es beispielsweise in einer getrennten Unterkunft zu queerfeindlicher Gewalt kommt oder eine queere Person keinen besonderen Sicherheitsbedarf hat, offenbart sich umso deutlicher eine mangelnde intersektionale Perspektive. Außerdem zeigt sich das Selbstverständnis der LSBT-Organisationen, durch Kontrolle, Überwachung und Bestrafung die Safer Spaces aufrechtzuerhalten.
Diese Denkmuster deute ich als ein internalisiertes homonationalistisches Konstrukt, denn sie dienen dazu, den Schutz von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten als eine Form von Zivilisiertheit und Überlegenheit zu konstruieren. Das zeigt sich einmal daran, dass den nicht-queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten häufig eine Gefahrenrolle zugeschrieben wird, sie letztlich als queerfeindlich essentialisiert und kulturalisiert werden. Die zugrundeliegenden vereinfachten Weltbilder stellen die LSBT-Organisationen als „white saviors“ in den Mittelpunkt, wenn sie sich der Rolle annehmen, die (Sicherheits-)Situation zu überblicken, zu verstehen und zu kontrollieren, während die komplexen Lebensrealitäten und Bedarfe der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten in den Hintergrund rücken. Das zeigt sich daran, dass fast ausschließlich auf Unterstützung von LSBT-Organisationen verwiesen und dadurch wenig Raum für außerinstitutionelle Unterstützungsstrukturen gegeben wird. Indem eine Abhängigkeit von den LSBT-Organisationen konstruiert wird, geraten die aktiven und selbstbestimmten Handlungsmöglichkeiten der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten aus dem Blick.
Es zeigt sich aber auch, dass die LSBT-Organisationen verschiedene Safer-Space-Angebote je nach Situation und Ressourcen gestalten. Es sind hierbei vor allem institutionalisierte Freizeiträume, die Sicherheit nicht nur auf Schutzfunktionen beschränken, sondern als Erzählräume dienen können, die die Autonomie und Resilienz der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten fördern sollen. Mit einer Diversifizierung von Safer Spaces werden Möglichkeiten gesucht, um die spezifischen Bedarfe möglichst in der Praxis abzudecken. Diese Räume kennzeichnen sich dadurch, dass die Deutungshoheit über Schutz, Separation und Überwachung nicht mehr allein den LSBT-Organisationen zugeordnet wird. Im Mittelpunkt stehen hier Vernetzung, Austausch und gegenseitige Bestärkung der queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten.
Im Gegensatz zu den getrennten Schutzräumen kann sich in diesen Räumen eher das subversive Potential der Safer Spaces entfalten. Dadurch, dass hier den queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten mehr Gestaltungsspielraum und Mitwirkungsrechte gegeben werden, können sie den Raum nach ihren Bedarfen gestalten und Normen etablieren, die von denen aus heteronormativen und weißen Alltagsräumen abweichen. Wenn die betreuende Person ebenso queer und migrantisch ist wie die Mitglieder der Gruppe, kann das den Raum für Stories schaffen, in denen ein Erzählen unabhängig von asylpolitischen Machtrelationen und Abhängigkeiten ermöglicht werden kann. Die queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten können sich eine Utopie im Kleinen schaffen, die letztlich die einzelnen Beteiligten empowert. Sobald sie sich mit dieser Bestärkung in den Alltagsräumen bewegen, gestalten sie diese für sich und für andere als poröse Safer Spaces, indem sie erlernte coping-Strategien anwenden, sie sich gegen Diskriminierung und Gewalt wehren beziehungsweise sie sich letztlich solidarisch füreinander sorgen können. Die Kombination von institutionellen und informellen Unterstützungsstrukturen erscheint daher richtungsweisend für eine Migrationsarbeit, die die individuellen und komplexen Sicherheitsbedarfe von queeren Asylbewerber:innen und Geflüchteten ins Zentrum setzt.
Datensätze sind hier verfügbar: https://doi.org/10.5281/zenodo.11997955 (Hiller, 2024).
Lotte J. Hiller erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Anmerkung des Verlags: Copernicus Publications bleibt in Bezug auf gerichtliche Ansprüche in veröffentlichten Karten, institutionellen Zugehörigkeiten oder anderen geographischen Begrifflichkeiten neutral. Obwohl Copernicus Publications alle Anstrengungen unternimmt, geeignete Ortsnamen zu finden und im Manuskript anzupassen, liegt die letztendliche Verantwortung bei den Autor:innen.
Ich danke den anonymen Reviewer:innen für ihre konstruktiven Rückmeldungen. Mein Dank geht an Patrick Walz für die ausgiebigen Diskussionen sowie an Manfred Rolfes für die hilfreichen Kommentare. Ein herzlicher Dank geht an die Vertreter:innen der interviewten LSBT- Organisationen für ihr Vertrauen und ihre Offenheit. Ich danke Finn Schulze und Johanna Bastian für die Unterstützung bei der Transkription der Interviews.
Dieser Artikel wurde von Hanna Hilbrandt redaktionell betreut und durch drei Expert:innen in einem double-blind Review-Verfahren begutachtet.
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- Kurzfassung
- Einleitung
- Homonationalismus in Deutschland und die Rolle von LSBT-Organisationen
- Konzeptionelle Annäherung an Safer Spaces
- Methodische Überlegungen
- Institutionalisierte Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete
- Fazit
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Begutachtung
- Literatur
- Kurzfassung
- Einleitung
- Homonationalismus in Deutschland und die Rolle von LSBT-Organisationen
- Konzeptionelle Annäherung an Safer Spaces
- Methodische Überlegungen
- Institutionalisierte Safer Spaces für queere Asylbewerber:innen und Geflüchtete
- Fazit
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Begutachtung
- Literatur