Wer hat Angst vorm Schurkenstaat? : Macht/Raum-Diskurse in Sri Lanka
Abstract. Dieser Artikel analysiert den Gebrauch geopolitischer Diskurse zur Legitimierung politischer Machtansprüche an Raum und Territorien, wie sie in Sri Lanka seit dem Ende des ethnischen Bürgerkrieges zum Tragen kommen. Die Analogie der «Schurken»-Metapher dient als analytischer Rahmen zur Untersuchung nationalistischer Diskurse innerhalb der drei ethnischen Gruppen in Sri Lanka, den Singhalesen.Tamilen und Muslimen. In diesen Diskursen geht es um konkurrierende Territorialansprüche zwischen den ethnischen Gruppen. Diese Diskurse versuchen,die eigenen Ansprüche argumentativ zu legitimieren und diejenigen des «ethnisch Anderen» zu unterminieren. Gelingt es, die andere Verhandlungspartei als «Schurken» darzustellen, lassen sich Strategien der Stärke und Gewalt besser rechtfertigen und Konfliktlösungen auf territoriale Argumente reduzieren. Diese «Schurken»-Logik konstruiert die Fiktion ethnisch homogener Räume und verdeckt dabei die Existenz von komplexen, multi-ethnischen Siedlungsstrukturen in den umstrittenen Gebieten im Nordosten einerseits und die relative Dynamik von Minderheits- und Mehrheitsstatus einer ethnischen Gruppe im jeweiligen lokalen Kontext andererseits.