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German Theory als Geographie im Konjunktiv, oder: „Was nie geschrieben wurde, lesen“
„German Theory“ is a theory that has not yet been written, but could have been. „Theory“ is here understood as a “territory of thought” that transcends the boundaries of its origins, and travels to other sites. „French Theory“, for example, is the label for the travel of French poststructuralism to Anglophone humanities. In this sense, „German Theory“ does not exist (yet), but as this paper will argue, it exists as a potentiality that has not (yet) actualized. To show this potential, this paper turns to the work of Friedrich A. Kittler. To illustrate why Kittler did not become a cornerstone of „German Theory“, and to discuss how it could have been, this paper proceeds in two steps: first, it traces the recent history of the reception of Foucault in German language geography and the humanities. This analysis shows that Kittler and German language geography morphed Foucault's discourse theory into two distinct thought styles – the „discourse school“ in German language geography into a „textual“ one; Kittler into a „materialist“ one. This incompatibility of thought styles, this paper asserts, obstructed the travel of Kittler to Anglophone geography, although Kittler's notion of „materiality of communication“ resonates with the „material turn“ in Anglophone geography. Nor did the Foucault of the „discourse school“ travel to Anglophone geography. Kittler's „German Foucault“ travelled to Anglophone media studies as „German School“, though. In the last part of the paper, I ask the question how Kittler's „German Foucault“ could have travelled to (anglophone) geography and what could have been gained theoretically through this travel.
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German Theory ist eine Geographie im Konjunktiv. Geographie im Konjunktiv zeigt einen Möglichkeitsraum einer Geographie auf, die es nicht gibt, die es aber hätte geben können. Versteht man German Theory (analog zur French Theory) als „eine Theorie, die in deutschen Kultur- und Sprachräumen generiert wird, sowohl in den im Laufe der Zeit durch die verschiedenen deutschen Staaten beanspruchten Gebieten als auch unter deutschsprachigen Emigrant[:inn]en und Flüchtlingen“ (Steinmetz (2006:3)1, und die über diese Denkräume hinaus in die anglophone Geographie und Kulturwissenschaft eingewandert ist (Bajohr, 2022:1), so gibt es eine German Theory (noch) nicht – zumindest nicht in der Geographie. German Theory kann aber, so die These dieses Beitrags, als Geographie im Konjunktiv gelesen werden, um ihr theoretisches Potential aufzuzeigen.
Theory wird dabei nicht nur als ein epistemologisches Projekt verstanden (z. B. „Marxistische Theorie“), sondern kennzeichnet auch die Prozesse der Aushandlung, Übertragung, Verbreitung und Neubewertung theoretischer Ideen, die innerhalb eines territory of thought (Roy, 2015:16) diskutiert werden, und die über ihren jeweiligen Denkraum und Ursprungsort hinaus in andere, auch anderssprachliche Denkräume – territories of thought – einwandern (deshalb Theory und nicht „Theorie“). French Theory ist beispielsweise als das Ergebnis der Verbreitung der Ideen des französischen Poststrukturalismus und ihrer Aneignung durch die anglophonen Kulturwissenschaften dargestellt worden (Angermuller, 2007:10 ff., Cusset, 2003; Lotringer, 2001:125). Dadurch hätten sich französische poststrukturalistische Denkansätze im englischsprachigen Raum zur French Theory verwandelt, die eigentlich eine anglophone, keine französische Theorie sei. Es war vor allem diese anglophone Version – eine „strategische Auswahl“ (Minca, 2016:827) der in der French Theory propagierten Ansätze – die sich international verbreitete und „ein eigenes heuristisches Potenzial entwickelte“ (Lucci et al., 2020:9). Analog dazu gibt es eine German Theory in diesem Sinn von Theory verstanden (noch) nicht.
Geographie im Konjunktiv benennt das Potential einer German Theory, die es noch nicht gibt: Das Potentielle ist etwas, das sowohl sein als auch nicht sein kann (Agamben, 1999:183). Diese Potenz, die Schwelle zwischen Sein und Nicht-Sein, betont Giorgio Agamben, „ist nicht der farblose Abgrund des Nichts, sondern der Lichtspalt des Möglichen“ (Agamben, 1998:41 f.; meine Hervorhebung). Agamben folgt hier der Anregung Walter Benjamins (1991:213), zu „lesen, was nie geschrieben wurde“2. German Theory als eine Theorie, die „nie geschrieben wurde, lesen“, heißt, das Potenzial einer solchen Theorie aufzuzeigen, das noch nicht realisiert wurde. Geographie im Konjunktiv verzeichnet damit alternative Pfade des Faches als (theoretische) Möglichkeitsräume der Geographie.
Solches Denken im Konjunktiv ist in der Geographie nicht unbekannt: Schon Ferdinand von Richthofen hatte 1883 in seiner Antrittsvorlesung an der Universität Leipzig die „Was-wäre-wenn-Frage“ gestellt, um über mögliche alternative Pfade der Geographie im 19. Jahrhundert nachzudenken, wie Hans-Dietrich Schultz aufgezeigt hat (Schultz, 2011:397). Richthofen zeichnet eine „ungeschehene Geschichte“ (Demandt, 1986) unrealisierter Möglichkeiten nach, die, so Schultz, zugleich eine „konjunktivistische Fragestellung“ formuliert: wie könnte die Entwicklung der Geographie verlaufen sein, hätten sich alternative Pfade der Theorie und Praxis im Fach durchgesetzt.3 Solche „was-wäre-wenn-Fragen“ formulieren eine konjunktivistische Geistesgeschichte der Geographie und machen dadurch etwas sichtbar, das potentiell in der Geschichte der Geographie angelegt war, aber nicht verwirklicht wurde.
In diesem Beitrag werden „Tauchgänge“ (Korf et al., 2022) zur Medientheorie Friedrich A. Kittlers unternommen, um German Theory als eine Geographie im Konjunktiv zu bergen. Warum Kittler? Wie im nächsten Abschnitt dargelegt wird, gilt Kittler als einer der Vorreiter der Rezeption der French Theory in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften4, dessen Arbeiten zugleich eine starke Resonanz in den anglophonen Cultural Studies gefunden haben, wo Kittler als Gründungsfigur einer German School in der Medientheorie gilt (vgl. Sale und Salisbury, 2015:xiv). In der anglophonen Geographie fanden Kittlers Arbeiten jedoch kaum Beachtung. Zwar greift Nigel Thrift (1996:258, 302)in Spatial Formations Kittlers Begriff der Discourse Networks auf, aber ohne weitergehende Vertiefung. Auch in der deutschsprachigen Geographie wurde Kittler weitgehend ignoriert: Weder in den späten 1980ern, als erste Arbeiten zur Postmoderne in der deutschsprachigen Geographie veröffentlicht wurden (z. B. Hasse, 1989), noch in der „Neue Kulturgeographie“ fand Kittlers Werk und seine breite Rezeption in den Geisteswissenschaften Beachtung. So wird Kittler nicht in Hasses Monographie „Mediale Räume“ (Hasse, 1997) zitiert, die sich explizit mit der Frage der Medialität befasst. Auch im deutlich später veröffentlichten Sammelband „Mediengeographie“ (Döring und Thielmann, 2009) wird Kittler nur nebenbei in einem der Beiträge erwähnt (Schröter, 2009:168, 172 und 174).
Meine These ist, dass diese Nicht-Rezeption Kittlers in der Geographie darauf zurückzuführen ist, dass sich in den territories of thought der deutschsprachigen Geographie, der Geistes- und Kulturwissenschaften und der anglophonen Geographie ganz eigene, zueinander inkompatible Denkstile ausgebildet haben. Als „Denkstil“ bezeichnet Ludwik Fleck (1980:130) das, was innerhalb eines Denkkollektivs „nicht anders gedacht werden kann“. Er bringt damit zum Ausdruck, wie Denkkollektive ihr Deuten, Bewerten und Verstehen innerhalb eines „sagbaren Terrains“ strukturieren (vgl. Schlottmann und Hannah, 2016). Die Nicht-Rezeption Kittlers in der deutschsprachigen und anglophonen Geographie ist das Ergebnis multipler Inkompatibilitäten dreier ganz eigener Denkstile.
Zwar hatte Kittler früh unter den Stichworten „Aufschreibesysteme“ und „Materialität des Diskurses“ einschlägige Arbeiten zur Diskurstheorie Foucaults vorgelegt. Doch war Kittlers materialistische Interpretation Foucaults inkompatibel mit dem Denkstil der „Diskursschule“ in der deutschsprachigen Geographie, die in ihren Anfängen die Textualität des Diskurses betonte; eine Tendenz, die sie später abschwächte (Glasze und Mattissek, 2021a:10). Dieser Denkstil der Diskursschule war aber der anglophonen Geographie kaum vermittelbar, die sich zur gleichen Zeit (nach 2000) rühmte, einen textuellen Diskursansatz gerade hinter sich gelassen zu haben (vgl. Thrift and Dewsbury, 2000). Kittler's material turn wäre anschlussfähig an die Debatten in der anglophonen Geographie gewesen, wurde dort aber kaum aufgegriffen, weil er auch in der deutschsprachigen Geographie unbekannt war.
In diesem Beitrag stelle ich deshalb zuerst die beiden Denkstile des German Foucault Kittlers und des „deutschen Foucault“ der Diskursschule gegenüber und zeige auf, wie sie sich Foucaults Diskurstheorie sehr unterschiedlich aneigneten. Dies, so die aus diesem Befund abgeleitete These, verhinderte eine gegenseitige Rezeption. Eine Geographie im Konjunktiv markiert jedoch nicht nur die „ungeschehene Fachgeschichte“ (Nicht-Rezeption Kittlers in der Geographie), sondern formuliert auch die konjunktivistische Fragestellung „was wäre geschehen, wenn?“. Im letzten Teil dieses Beitrags stelle ich deshalb die konjunktivistische Frage: Welche Anknüpfungspunkte hätte Kittlers Vorstellung von der Materialität des Diskurses zu den Denkstilen der Non-Representational Theory und des New Materialism bieten können? Wie hätte Kittler mit Lacan (und Luhmann) eine spezifische Pointe (in Abgrenzung zu Latour und Deleuze) in der (anglophonen) Theoriedebatte setzen können? In diesem Sinne möchte ich das Potential einer German Theory sichtbar machen.
Um den spezifischen Denkstil Kittlers und seinen material turn nachvollziehen zu können, ist es notwendig, sein Denken im territory of thought der Geisteswissenschaften in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren zu verorten. Kittler positionierte sich explizit gegen die Hermeneutik Gadamers und gegen Habermas' Theorie des kommunikativen Handelns. Insbesondere wies er auch die Kritik zurück, die Habermas gegenüber Derrida und Foucault vorgebracht hatte. Damit wurde Kittler nicht nur eine der intellektuellen Gründungsfiguren der Medienwissenschaften, sondern auch einer der Vorreiter poststrukturalistischer Ideen innerhalb der Geisteswissenschaften (vgl. zu dieser Einschätzung: Birnstiehl, 2016; Köhler, 2018; Winthrop-Young und Gane, 2006:7).
Tatsächlich wurde der französische Poststrukturalismus in den Geisteswissenschaften nur sehr zögerlich rezipiert, auch dann noch, als der Poststrukturalismus in den späten 1970er Jahren in den anglophonen Humanities als French Theory einen unglaublichen Boom erlebte. Zwar wurden poststrukturalistische Texte in unzähligen informellen Lesezirkeln in Großstädten wie West-Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Köln diskutiert (Birnstiel, 2016; Felsch, 2015; Holub, 1992; Raulff, 2014). Doch führende Figuren der Geisteswissenschaften lehnten den poststrukturalistischen Denkstil vehement ab: Sowohl Jürgen Habermas als einflussreichster Vertreter der Frankfurter Schule als auch Hans-Georg Gadamer als Doyen der Hermeneutik standen zumindest in den frühen 1980er Jahren dem Poststrukturalismus skeptisch gegenüber.
Jürgen Habermas sah im Poststrukturalismus einen potenziell regressiven Anti-Modernismus am Werk. So bezeichnete er Derrida und Foucault in seiner „Adorno-Vorlesung“ (Habermas, 2003:24 f.) als „Jungkonservative“, die einen „unversöhnlichen Antimodernismus“ begründeten, über dem „der Geist“ eines „wiedererweckten Nietzsche“ schwebe. Damit werde das emanzipatorische Potenzial der Moderne aufgegeben. Konkret warf Habermas Derrida vor, die Gattungsgrenzen zwischen Philosophie und Literatur aufzuheben, wodurch „die Klinge der Vernunftkritik selbst stumpf [werde]“ (Habermas, 1985:146). Foucaults genealogische Geschichtsschreibung wiederum entpuppe sich als „genau die präsentistische, relativistische und kryptonormative Scheinwissenschaft, die sie nicht sein will“ (Habermas, 1985:324, Hervorhebung im Original). Tatsächlich hemmte Habermas' kritische Haltung zu Derrida und Foucault eine Rezeption des Poststrukturalismus in den Teilen der Geisteswissenschaften, die sich der Tradition der Frankfurter Schule und linker Gesellschaftstheorie verbunden fühlten (vgl. Frank, 1988:7 ff.; Holub, 1992; Birnstiel, 2016).
Auch Hans-Georg Gadamers Hermeneutik stand in einem Spannungsverhältnis zum Poststrukturalismus (Fran, 1988:7 ff., Grondin, 2009; Michelfelder und Palmer, 1989). In einer berühmt gewordenen Disputation am Pariser Goethe-Institut hatte Derrida 1981 postuliert, Gadamer sehe die Autorin als „Andere“ weiterhin als zentrale Figur im Auslegungsgeschehen an statt deren Identität radikal in Frage zu stellen (Gessmann, 2004:100 ff.). Da Gadamers Arbeiten von grundlegender Bedeutung für philologische Strömungen in den deutschsprachigen Literatur-, Geschichts- und Altertumswissenschaften waren, verzögerte diese Kontroverse dort die Rezeption des Poststrukturalismus. Dies zeigt sich zum Beispiel in den Debatten in der einflussreichen interdisziplinären Forschungsgruppe „Poetik und Hermeneutik“, die in den 1960er und 1970er Jahren eine „hermeneutische Hegemonie“ in den Geisteswissenschaften erlangt hatte (Wellbury, 1989:ix).5 Deren Denkstil fühlte sich sprachwissenschaftlicher Sorgfalt und Exaktheit verpflichtet. Diese Sorgfalt, so waren sich viele in der Gruppe einig, fehle aber den Arbeiten des französischen Poststrukturalismus (Frank, 2017:258). So bezichtigte Hans Robert Jauss, der oft als wesentlicher Gatekeeper der Gruppe angesehen wird, den Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus des „Irrationalismus“ (vgl. Schwab, 2017:414) – ein Vorwurf, der demjenigen von Habermas ähnelte.
Kittler wendete sich gegen diese „hermeneutische Hegemonie“ in den Geisteswissenschaften: Seine stark umstrittene Habilitationsschrift „Aufschreibesysteme“ von 1984 (Kittler, 1985/2003),6 die mittlerweile als Klassiker der Medienwissenschaften gilt (vgl. Birnstiel, 2016; Gumbrecht, 2013; Mersch, 2006; Wintrop-Young, 2007), positionierte Kittler im Rückblick als Rebellion gegen genau diese intellektuelle Hegemonie:
Aufschreibesysteme entstand, als die Hermeneutik ihre clevere Allianz mit Jürgen Habermas einging. Oder andersherum. Ich glaube, es war Habermas, der schließlich Hans-Georg Gadamer auf seine Siegerliste schmuggelte. Ab da war kein Durchkommen mehr (Kittler und Weinberger, 2012:378).
Kittlers Anliegen war, wie David Wellbury es ausdrückt, „der Hermeneutik den Schleier herunter[zu]reißen und ihre Aura einer beinahe sakralen Autorität [zu] zerstören“ (Wellbury 1989:ix). Die Hermeneutik, diese selbsternannte „Königin der Wissenschaften“, sei nackt – sie stehe ohne Kleider da. Kittler nannte sein Programm deshalb auch „Die Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften“ (Kittler, 1980).
Seine Ablehnung der Hermeneutik führte dazu, dass Kittler sich von Derridas Dekonstruktivismus abwandte, den er als zu „textlich“ ansah (Kittler, 2012:120; vgl. Köhler, 2018:198). Stattdessen war er auf der Suche nach einem „kalten Strukturmodell“ (Kittler und Weinberger, 2012:375). Kittlers erkenntnistheoretischer Apparat kombinierte Elemente von Derrida, Foucault und Lacan als eine Art „gemeinsamer Errungenschaft dieser drei“ (Wellbury, 1989:xi–x), während er sich gleichzeitig von Deutungen distanzierte, die allein auf Derrida, Foucault oder Lacan aufbauten. In seiner höchst ungewöhnlichen Fusion von Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus mit der Kybernetik und der Mathematik zeigte Kittler die Materialität diskursiver Ereignisse auf (Mersch, 2006:205): In „Aufschreibesysteme“ (1985/2003) legte er die materiellen Voraussetzungen hermeneutischen Verständnisses frei, die aus seiner Sicht in der Alphabetisierung, der Ausweitung des Buchdrucks und dem Aufbau des deutschen Universitätssystems lagen, und interpretierte diese als „Funktion gewisser Unterrichtspraktiken und - technologien“ (Wellbury, 1989:x).
Konzeptionell gesehen fusionierte Kittler damit Foucault und Lacan: „Foucault wird lacanisiert, Lacan wird foucaultisiert“ (Winthrop-Young, 2011:36). Lacans Begriff der Paranoia und des Verhältnisses zwischen Wahnsinn und Wissenschaft ermöglichte es Kittler, die „strukturelle Nähe zwischen wahnhaften Gedankenkonstrukten und der Bildung neuer Theorien“ (Schmidgen, 2019:112) aufzuzeigen. Die Psychoanalyse nach Lacan lege „Definitionen von Wahnsinn“ offen, die „den Definierenden einschließen“ (Kittler, 1984:66). In der Folge historisierte Kittler Lacan mithilfe von Foucault, wobei er weiter ging als Foucault: Zwar spiegelte die Struktur von„Aufschreibesysteme“ bewusst Foucaults Werk „Die Ordnung der Dinge“ (Foucault, 1971; vgl. dazu Sale und Salisbury, 2015:xvi). Kittler kritisierte jedoch, Foucault versäume es zu erklären, warum die von ihm herausgearbeiteten Episteme entstanden seien. Foucault, der Archäologe, habe schlicht vergessen: „Auch Schrift, bevor sie in Bibliotheken fällt, ist ein Nachrichtenmedium“ (Kittler, 1986:13). Gegen Foucaults Vergessen formulierte Kittler seinen Begriff der „Aufschreibesysteme“: Ein Aufschreibesystem ist laut Kittler „ein Netzwerk von Techniken und Institutionen, die einer gegebenen Kultur die Adressierung, Speicherung und Verarbeitung relevanter Daten erlauben“ (Kittler, 1985/2003:501).
Aus diesem Axiom zog Kittler die folgende Schlussfolgerung:
Archäologien der Gegenwart müssen auch Datenspeicherung, -übertragung und -berechnung in technischen Medien zur Kenntnis nehmen (Kittler, 1985/2003:501).
Kittlers Hauptaugenmerk war deshalb darauf gerichtet, Netzwerke von Technologien und Institutionen zu identifizieren, in denen Daten erhoben, gespeichert und verarbeitet werden. Diese würden erst für die materielle Voraussetzung dafür sorgen, dass spezifische symbolische Ordnungen oder Diskurse stattfinden könnten: Diese Netzwerke „verarbeiten aufs Neue, was auch in künftigen Epochen als Daten angesehen werden wird“ (Krämer, 2006:98).
Hier bediente sich Kittler der lacanschen Trias des Symbolischen, des Imaginären und des Realen (Köhler, 2018:199–204; Krämer, 2006; Mersch, 2006:195 ff.), der er sein Konzept der „Übertragung“, „Speicherung“ und „Berechnung“ gegenüberstellt (Kittler, 1993:61). Diese „kittlersche Trias“ war von besonderer Bedeutung für Kittlers Werk „Grammophon Film Typewriter„ (1986), dessen Fokus vor allem auf der Medientechnologie liegt (Sale und Salisbury, 2015:xx). Dort formulierte er auch in der ihm eigenen lakonischen Sprache sein grundlegendes Credo: „Medien bestimmen unsere Lage“ (Kittler, 1986:3).
Kittlers Bedeutung als Grenzgänger, der die Rezeption des Poststrukturalismus in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften vorantrieb, ist weithin anerkannt (Birnstiehl, 2016; Gumbrecht, 2013; Köhler, 2018:171 ff., Mersch, 2006; Winthrop-Young, 2007). Er wird als einer der Gründungsfiguren der deutschsprachigen Medienwissenschaften angesehen und als wichtiger Theoretiker breit rezipiert (Mersch, 2006). Aber Kittlers Einfluss blieb nicht auf die deutschsprachigen Geisteswissenschaften beschränkt. Auch in den anglophonen Media Studies fanden seine Arbeiten breite Resonanz und wurden in einer Reihe von Sammelbänden diskutiert (z. B. Winthrop-Young und Gane, 2006; Ikoniadou und Wilson, 2015; Sales und Salisbury, 2015). Viele seiner Schriften wurden ins Englische übersetzt, so seine Habilitationsschrift „Aufschreibesysteme“ unter dem Titel Discourse Networks bereits 1989 (Kittler, 1989). Mittlerweile gilt er dort als Schlüsselfigur einer German School der Medientheorie (Winthrop-Young, 2008; Sale und Salisbury, 2015). In den anglophonen Media Studies gibt es demnach eine Art German Theory und einen von Kittler geprägten German Foucault, der dort auch über Kittlers Tod hinaus rezipiert wird.
In der deutschsprachigen Humangeographie setzte die Rezeption von Foucault erst in den späten 1990ern und frühen 2000ern ein. Das Interesse der New Cultural Geography an Foucault in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren machte seine Arbeit auch zu einer wichtigen Referenz in der Neuen Kulturgeographie. Foucaults Diskurstheorie fand insbesondere in der feministischen Geographie (z. B. Bauriedl et al., 2000; Kutschinske und Meier, 2000; aber auch Hasse und Malecek, 2000:104 f.) von Beginn an breite Resonanz. Die sogenannte „Diskursschule“, die sich innerhalb der Neuen Kulturgeographie herausbildete (Hannah, 2016; Jöns und Freytag, 2016; Weichhart, 2008:374 ff.), entwickelte dann einen ganz spezifischen Diskursbegriff, den sie aus einer Interpretation von Derrida und Foucault ableitete, in deren Mittelpunkt Derridas Aussage „Es gibt nichts außerhalb des Textes“ stand (Gebhardt et al., 2003:11). So plädierte Julia Lossau für ein solches, textliches Verständnis von „Diskurs“: Fest verankert in diesem Diskursverständnis ist die Theorie, dass das Subjekt als eine fiktive Projektion anzusehen sei (Lossau, 2002:37 ff.).7
In dieser frühen Phase der Neuen Kulturgeographie standen die diskurstheoretischen Schriften Foucaults, insbesondere „Die Ordnung des Wissens“ (Foucault, 1971) und „Archäologie des Wissens“ (Foucault, 1973) im Vordergrund der Rezeption (z. B. Gebhardt et al., 2003:15; Lossau, 2002:25, 38 f., 83, 86 ff., vgl. dazu: Marquardt und Schreiber, 2012). Die Begriffe „Diskurs“ und „Subjekt“ hatten in den 1990er Jahren die Schriften der New Cultural Geography durchzogen, auch wenn in der anglophonen Geographie Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ (Foucault, 1976) zum damaligen Zeitpunkt eine zentralere Rolle gespielt zu haben scheint (Hannah, 2007, 2010:298; Philo, 2012). Daneben gab es dort aber auch diskursanalytische Arbeiten, insbesondere in den critical geopolitics, die von Reuber und Wolkersdorfer für eine von ihnen propagierte Renaissance der deutschsprachigen Politischen Geographie aufgegriffen wurden (Reuber und Wolkersdorfer, 2001, 2003:51 f., Wolkersdorfer, 2001). Im Zuge der Balkankriege in den 1990er Jahren und den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erhielt die Politische Geographie neuen Auftrieb. Ganz ähnlich entwickelte Lossau (2002, 2003) ihre „ANDERE Geographie“ in der Auseinandersetzung mit critical geopolitics und postcolonial studies. Auch Glaszes Arbeit zu frankophonen geopolitischen Repräsentationen (Glasze, 2007) passt in diesen Denkstil.
Aufgrund dieser Rezeptionsdynamik entwickelte sich in den territories of thought der Neuen Kulturgeographie der spezifische Denkstil der „Diskursschule“ heraus. In diesem Denkstil wurde „Diskurs“ in erster Linie als „Methode“ (Diskursanalyse) verstanden (Gebhardt et al., 2003:15, Mattissek und Reuber, 2004; Mattissek, 2007). Einschlägige deutschsprachige Arbeiten zur Diskursanalyse, v. a. Keller et al. (2001) und Jäger (1999), wurden früh zitiert (z. B. Gebhardt et al., 2003, Fußnote 3 auf S. 16; Lossau, 2002:34, 37) und prägten den Denkstil der Diskursschule. Die Diskurschule vernetzte sich erfolgreich, u. a. gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), und brachte das „Handbuch Diskurs und Raum“ (Glasze und Mattissek, 2009) heraus, in dem die Diskursanalyse theoretisch verortet und vor allem methodisch ausgearbeitet wurde. Das Handbuch enthält nicht nur ausführliche Beschreibungen der verschiedenen Theorien zum Verhältnis von Diskurs und Subjekt, sondern auch sorgfältig ausgearbeitete Darstellungen der verschiedenen Methoden der Diskursanalyse (wie zum Beispiel die argumentative Analyse, die visuelle Analyse oder lexikometrische Methoden).
Für Mattissek und Glasze unterscheidet sich die Diskursschule in zwei wesentlichen Aspekten von der anglophonen New Cultural Geography: Obwohl Mattissek und Glasze den ursprünglichen Einfluss der anglophonen Humangeographie anerkennen, heben sie hervor, dieser sei lediglich Anstoß für eine intensive interdisziplinäre Debatte innerhalb eines deutsch(sprachig)en Denkkollektivs gewesen, die wiederum zu einer Betrachtung der Diskursanalyse geführt habe, welche sich von der anglophonen Humangeographie deutlich unterscheide (Mattissek und Glasze, 2016:40). Die Diskursschule sei durch eine ausführlichere Theoretisierung der Ontologie des Subjekts und eine sorgfältigere methodische Umsetzung der Diskurstheorie geprägt (Mattissek und Glasze, 2016). Diese Sicht wird von Hannah bestätigt, der die „Diskursschule“ ausdrücklich lobt und als innovativen Beitrag der deutschsprachigen Humangeographie hervorhebt:
Der systematische und differenzierte deutschsprachige Umgang mit den kritischen Diskursmethoden und die ‚Neue Kulturgeographie‘, in deren Rahmen sich dieser differenzierte Ansatz entwickelt hat, sind daher eine außerordentlich wichtige und eigenständige Errungenschaft der neueren deutschsprachigen Humangeographie (Hannah, 2016:73).
Der Denkstil der Diskursschule hob sich von anderen Schulen der Foucault-Interpretation ab, z. B. von der Gouvernementalitätsforschung, die in der Neuen Kulturgeographie erst später rezipiert wurde, u. a. von Henning Füller und Nadine Marquardt (2010). Standen in der Diskursschule methodische Fragen im Vordergrund, lag das Interesse der Gouvernementalitätsforschung eher an epistemologischen und zeitdiagnostischen Fragen (Mattissek und Glasze, 2016:44 f.). Dies könnte ein Grund sein, warum Thomas Lemke (1997), eine Schlüsselfigur sowohl der deutschsprachigen als auch der anglophonen Gouvernementalitätsforschung, nur wenig Beachtung in der deutschsprachigen Geographie fand (vgl. Marquardt und Schreiber, 2012).
Auch Kittler und die Diskursschule zogen gegensätzliche theoretische Schlussfolgerungen aus ihrer Beschäftigung mit Foucault, obwohl sie sich auf ähnliche Texte bezogen. So war auch für Kittler Foucaults „Archäologie des Wissens“ (Foucault, 1973) ein „Schlüsselelement der poststrukturalistischen Programmatik“ (so Schmidgen, 2019:110), aber die Neue Kulturgeographie zog aus der Lektüre ganz andere theoretische Prämissen als Kittler, dessen Foucault-Interpretation zwar in den Geisteswissenschaften einflussreich wurde, aber nicht in der deutschsprachigen Geographie.
Während die Diskursschule großen Einfluss innerhalb der deutschsprachigen Geographie und in angrenzenden Disziplinen entwickelte, fand sie kaum Resonanz in der anglophonen Geographie. So findet das im deutschsprachigen Wissenschaftsraum populäre und viel zitierte „Handbuch“ in der anglophonen Geographie kaum Erwähnung.8 Zwei Faktoren mögen für die ausbleibende Rezeption verantwortlich sein: Zum einen passte die von der Diskursschule propagierte Betonung der Textualität („das Ende des Subjekts“) nicht zu den theoretischen Wenden, die um die Jahrtausendwende in der anglophonen Geographie stattgefunden hatten (Philo, 2000; Thrift und Dewsbury, 2000). Der durchschlagende Erfolg der Non-Representational Theory und des New Materialism stellten die Begriffe Materialität, Netzwerk und Affekt in den Vordergrund, während diskurstheoretische Arbeiten als blutleer, ja als „tote“ Geographien bezeichnet wurden (Thrift und Dewsbury, 2000). In der Neuen Kulturgeographie wurde jedoch in dieser Zeit ein „textuelles“ Verständnis von Diskurs gegenüber der Non-Representational Theory verteidigt (Lossau, 2002:36, 2008:328 f.). Die Folge war, dass der „deutsche Foucault“ der Diskursschule für ein textliches Verständnis von „Diskurs“ stand und die Rezeption der Non-Representational Theory und des New Materialism in der Neuen Kulturgeographie erst später einsetzte (Kazig und Weichhart, 2009). Der Foucault der Neuen Kulturgeographie blieb deshalb weitgehend ein „deutscher Foucault“.
An dieser Stelle möchte ich das Register in die „konjunktivistische“ Tonlage wechseln und die Frage „was wäre gewesen, wenn?“ aufwerfen: Wie hätte sich die Theoriedebatte verschoben, wäre Kittlers Foucault in der deutschsprachigen Geographie rezipiert worden, z. B. seine Arbeiten zur Materialität des Diskurses? Und hätte ein Kittler'scher Foucault dann vielleicht stärkere Resonanz auch in der anglophonen Geographie gefunden? (Immerhin hatte ihn Thrift ja schon 1996 aufgegriffen, wenn auch nicht systematisch weiterverfolgt).
Mit solchen konjunktivistischen Gedankenspielen folge ich dem Ansatz von Matthew Hannah, der einst die Frage aufwarf, wie sich Benno Werlens Handlungstheorie, die in den 1990ern und danach intensiv in der deutschsprachigen Geographie diskutiert wurde (vgl. Meusburger, 1999), hätte entwickelt können, wenn seine Arbeit mit einer stärkeren marxistischen Tradition in der deutschsprachigen Geographie konfrontiert worden wäre (was nicht der Fall war) (Hannah, 2016:76 f.). Hannah ist der Überzeugung, dass Werlens Subjektivismus dadurch abgeschwächt worden wäre. Meine These ist, dass eine Auseinandersetzung mit Kittler ebenfalls einen signifikanten Effekt auf die intellektuelle Entwicklung der deutschsprachigen und anglophonen Geographie im Sinne einer German Theory hätte haben können. Und das mindestens in zweifacher Hinsicht.
So hätte, erstens, eine Prise „Kittler“ in der Neuen Kulturgeographie den starken Fokus der Diskursschule auf Methoden der textuellen Analyse (wie beispielsweise lexikometrische Analyse, Argumentationsanalyse und Kodierung, z. B. Dzudzek et al., 2009; Mattissek, 2009; Glasze et al., 2009) abschwächen und ein Interesse an den materiellen Bedingungen für eine Verbreitung von Diskursen wecken können. Kittlers Ansatz, die Materialität der Kommunikation mit Lacan zu theoretisieren statt mit Latour, wie es in der anglophonen Geographie weit verbreitet ist, hätte produktive Anknüpfungs- und Reibungspunkte mit materialistischen und posthumanistischen Ansätzen dort erzeugen können, beispielsweise mit Latours Begriff der „Inskriptionsinstrumente“ oder Donna Haraways „Informationsinformatik“ (Schmidgen, 2019:108).
Anders als Latour untersucht Kittlers Materialismus die symbolische Ordnung im Lacanschen Sinn und nicht die materielle Kultur, wie das bei Arbeiten zur Wissensgeschichte, die von Ian Hacking oder Bruno Latour inspiriert sind, der Fall ist. Kittlers Fokus liegt auf „logischen“ Machtverschiebungen, und weniger auf den rhizomatischen Strukturen der materiellen Kultur (Schmidgen, 2019:121). Dabei sollte nicht übersehen werden, dass Kittlers Theorie der „Materialität der Kommunikation“ unterschiedliche Phasen durchlaufen hat (vgl. dazu Gumbrecht, 2013; Winthrop-Young, 2017:214 ff.): eine diskurstheoretische und eine mediengeschichtliche (bevor sich Kittler schließlich der Kulturtechnik der Schrift in der Antike zuwendete).
Kittlers technologisches Apriori öffnet den Blick auf „more-than-human geographies“, wenn auch in einer anderen Theoriesprache und geistesgeschichtlichen Einbettung als z. B. bei Latour, aber mit Anknüpfungspunkten an die Non-Representational Theory. Thrift interessierte sich in Spatial Formations vor allem für Kittlers Discourse Networks (Thrift, 1996: 258, 262, 302). Kittler dient Thrift hier als Kronzeuge für „inhuman geographies“: Subjekte seien Teil von Mensch-Maschine-Netzwerken, z. B. in Form von Informationstechnologien – und dies verändere, was es bedeute, Mensch zu sein (Thrift, 1996:262).
In den anglophonen Media Studies spielte aber Kittlers mediengeschichtliches Buch „Grammophon Film Typewriter“ (Kittler, 1986) eine viel wichtigere Rolle (vgl. Winthrop-Young, 2017:212). Hier standen Codes der Medien- und Technologiegeschichte, nicht Diskurse der Kulturgeschichte im Vordergrund, wobei Kittler Mediengeschichte in ihrer Verbindung zur Militärgeschichte untersuchte. Notorisch ist sein Aufsatz „Rockmusik – ein Missbrauch von Heeresgerät“ (Kittler, 2013 [1991]:207), in dem es heißt:
Wie der Missbrauch von Heeresgerät, das für Stellungskriege von 1917 konstruiert war, zur Mittelwellenmonophonie führte, so der Missbrauch von Heeresgerät, das für Blitzkriege aus Panzerdivisionen, Bombergeschwadern und U-Boot-Rudeln konstruiert wurde, zur Rock-Musik.
Kittler baute immer wieder Brücken über den Abgrund, den die Geisteswissenschaften von Technik, Mathematik und Kybernetik trennte. Als erfahrener Programmierer konnte er auch aus praktischer Anschauung und Erfahrung über Computer, Codes und Mathematik schreiben. Auch wenn die Technologien, die bei Kittlers Schriften im Vordergrund standen, heute angesichts der Digitalisierung etwas antiquiert erscheinen, hätte genau dieser originäre Denkstil Kittler zu einer theoretischen Inspirationsquelle für den digital turn in der Geographie werden können. So wurden Kittlers Arbeiten in den anglophonen Cultural Studies gerade zu einem Zeitpunkt aufgegriffen, als sich neue Zentren der Digital Humanities ausbildeten, die Kittlers technologischen Apriori zur Kritik an kommunikationstheoretisch orientierten Media Studies nutzten (vgl. Winthrop-Young, 2017:212).
Darüber hinaus hat sich neben und nach Kittler in und um die Medienwissenschaften ein territory of thought gebildet, in dem Bernd Stiegler, Cornelia Vismann, Markus Krawjewski, aber auch Joseph Vogl und andere, Kittlers Ideen weiterentwickelt haben, so z. B. Bernd Stiegler mit seinem Begriff der Kulturtechniken. Diese Arbeiten nach Kittler haben in den anglophonen Humanities ab Ende der 1990er Jahre als German Media Studies ihren Niederschlag gefunden (vgl. Horn, 2007). Auch hier hätte es somit schon beim Aufkommen der Neuen Kulturgeographie um 2000 ein breit aufgestelltes intellektuelles Umfeld gegeben, um über Materialitäten der Kommunikation (und des Diskurses) nachzudenken.
Zum anderen beschäftigte sich Kittler, vermittelt über sein Interesse an der Kybernetik und seiner Vorstellung eines „kalten Strukturmodells“, eingehend mit der Systemtheorie von Niklas Luhmann (Kittler, 1985/2003:502; vgl. Sale und Salisbury, 2015:xxx). Maresch und Werber (1999:16 ff.) identifizieren bei Kittler und Luhmann anti-humanistische „Familienähnlichkeiten“: Beide, Kittler und Luhmann, würden Medieneffekte durch Zurechnung von „Äusserlichkeiten“ artikulieren. Lediglich die Ebene der Beschreibung unterscheide sich (Luhmann: die Kommunikation, Kittler: Nachrichtentechniken), aber empirisch würden diese ineinandergreifen:
Harrt Luhmann noch wie weiland Moses vor dem heiligen Felsen der Gutenberg-Galaxis aus, so lässt Kittlers allumfassende Maschinenmetapher bereits erahnen, dass das ‚Aufschreibesystem 2000‘ in der Lage sein könnte, in die Rolle des intelligenten Beobachterdämons zu schlüpfen (Maresch und Werber 1999:16).
Und im „Aufschreibesystem 2000“ der digitalen Gesellschaft würden sich vermutlich Kittler und Luhmann in ihrem anti-humanistischen Denkstil bestätigt fühlen.
Maresch und Werber schreiben dazu:
Die Zeit des Menschen wäre endgültig abgelaufen, er würde verschwinden ‚wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand‘, wie Foucault einst in rätselhafter Weise geweissagt hat, im Sand (Silizium), aus dem Prozessoren gemacht werden (Maresch und Werber, 1999:15),
womit wir auch wieder bei Foucaults „Ordnung der Dinge“ (Foucault, 1971:462) angekommen wären, der in der Frühphase der Neuen Kulturgeographie eine so wichtige Rolle gespielt hatte. Aber diese anti-humanistischen Familienähnlichkeiten zwischen Foucault und Luhmann wurden in der deutschsprachigen Geographie kaum diskutiert, obwohl am Rande der Neuen Kulturgeographie Luhmanns Systemtheorie wiederholt propagiert worden war (Goeke et al., 2015; Goeke, 2015; Lippuner, 2007; Pott, 2005; Redepenning, 2006).
Luhmanns selbstreferentielle theoretische Sprache ließ die systemtheoretische Geographie jedoch in einer Beobachterposition verharren, von der aus die poststrukturalistische Theoriedebatte in der Neuen Kulturgeographie eher aus distanzierter Warte kommentiert wurde (Pott, 2005; Redepenning, 2007). Matthew Hannah kommentiert diese Konstellation so: Luhmanns Denkstil mit seinem Selbstverständnis eines „ernsthaften und andauernden Versuch[s], einer systematisch strukturierten Sozialtheorie“ sei schwer in Einklang zu bringen „mit den scheinbar anti-systematischen Grundsätzen des Konstruktivismus und Poststrukturalismus“ (Hannah, 2016:72). Luhmanns Denkstil erscheint hier als inkompatibel mit den Denkstilen der anglophonen Geographie, aber auch der poststrukturalistisch orientierten Diskursschule wenig vermittelbar. Damit lief die systemtheoretische Geographie Gefahr, als „provinzial“ angesehen zu werden, allein relevant für ein deutschsprachiges Denkkollektiv am Rand der Neuen Kulturgeographie, aber schwer übersetzbar für die anglophone Geographie.
Eine Rezeption sowohl Kittlers, als auch Luhmanns, war dennoch im Keim in der anglophonen Geographie angelegt, wenn auch ohne bleibende Wirkung. So bezieht sich Thrift, wiederum in Spatial Formations, in einem Kapitel zum internationalen Finanzregime auf Luhmanns Systemtheorie (Thrift, 1996:229 f.). Dieses Regime habe, so Thrift, eine gewisse Autonomie als selbstreferentielles System erhalten. Kurz danach ruft Thrift Kittlers Discourse Networks auf, um die Bedeutung der Informationstechnologie für die Ausbildung dieses Regimes zu analysieren (vgl. auch Thrift and Olds, 1996:331). Weder Kittler noch Luhmann schafften es jedoch in die späteren Arbeiten von Thrift: So werden beide nicht mehr in Thrifts späterem Buch Non-Representational Theory zitiert (Thrift, 2007).
Aber diese „ungeschehene Geschichte“ hätte auch anders verlaufen können: Hätte sich die deutschsprachige Geographie stärker mit Kittler auseinandergesetzt, hätte Kittlers „Ruf“ in den Media Studies dessen Luhmann auch für die anglophone Geographie „übersetzbar“ machen können. Und Thrifts frühe Kittler- und Luhmann-Rezeption hätte dazu eine Brücke bilden können. Luhmanns Ansatz, Kommunikation, nicht das Individuum, als Basiselement von Gesellschaft zu betrachten, verbindet seine Systemtheorie mit posthumanistischen Ansätzen in den anglophonen Humanities (vgl. Rasch, 2017:199). Und dies wiederum hätte vielleicht auch den Luhmann der deutschsprachigen Geographie für die anglophone Geographie interessant gemacht.
„Hätte-hätte-Fahrradkette“ – so könnte man diese Konjunktive beiseite wischen. Aber das wäre unklug. Die Frage „was wäre gewesen, wenn?“ operiert nämlich nicht nur im Denkraum einer konjunktivistischen Geistesgeschichte der Geographie als „ungeschehene Geschichte“ (Schultz, 2011), sondern eröffnet zugleich das Terrain der epistemologischen Möglichkeiten von Theorie. Das theoretische Potential dieser ungeschehenen Geschichten in der Geographie theoretisch auszuloten bedeutet, „was nie geschrieben wurde, lesen“. Und damit kommen wir zurück zur German Theory … denn im Gegensatz zur French Theory gibt es – zumindest in der Geographie – eine German Theory nicht, und auch keinen German Foucault. Aber es hätte beide geben können. Und die Frage bleibt im Raum, wie ein solcher German Foucault die Theoriedebatte in der Geographie bereichert hätte.
German Theory wurde nie geschrieben. Kittlers German Foucault schaffte es nicht bis in die anglophone Geographie. Stattdessen gab es einen „Kittler“ als German School in den Media Studies und einen „deutschen Foucault“ der Diskurschule in der Neuen Kulturgeographie. Kittlers Foucault und der Foucault der Neuen Kulturgeographie hatten sich weitgehend getrennt voneinander herausgebildet, auch wenn beide sich auf Foucaults Diskurstheorie bezogen: Kittler betonte bereits in den 1980er Jahren die Materialität von Kommunikation, die Neue Kulturgeographie fokussierte nach 2000 auf die Textualität des Diskurses.
Kittler verband Foucault mit Lacan, die Neue Kulturgeographie mit Laclau (und Mouffe), wobei sich auch Laclau und Mouffe auf Lacan bezogen (vgl. Glasze und Mattissek, 2021b:146). Beide, Kittler und Laclau, bezogen sich auf Lacans These, das Subjekt sei beim Streben nach einer stabilen Identität immer wieder zum Scheitern verurteilt. Doch verbindet Kittler, so betont Gumbrecht, Lacans Desillusionierung der Subjektautonomie mit einer von Nietzsche inspirierten Sicht auf die „Prägung menschlicher Körper durch die Materialität kultureller Artefakte“ (Gumbrecht, 2013:401). Auch sieht Kittler in der Materialität Lacans Begriff des Realen aufscheinen (Schmidgen, 2019:121). Daraus entstanden unterschiedliche Denkstile.
Und diese beiden je eigenen Denkstile kamen nicht ins Gespräch: Kittler wurde von der Neuen Kulturgeographie nie aufgegriffen, obwohl er einer der wichtigsten Vermittler des foucaultschen Denkens in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften war. Zugleich hätte gerade Kittlers Begriff der Materialität der Kommunikation vielfältige Anknüpfungspunkte zur Non-Representational Theory, zu Posthumanist Geographies und zum material turn geboten, die nach der Jahrtausendwende in der anglophonen Geographie zunehmend diskutiert wurden. Thrifts anfängliches Interesse an Kittler (das nicht anhielt) markiert das Potential, das nicht produktiv wurde.
Aber „Kittler“, der als Media Theorist schon anglophonisiert war (und dessen apodiktischer Stil einem Nigel Thrift nicht fremd war), war mit dem textuell ausgerichteten Denkstil der Diskursschule nicht kompatibel. Der „textuelle“ Denkstil der Diskursschule schien wiederum nicht zum Interesse an Materialität in der anglophonen Geographie zu passen. So blieb der „deutsche Foucault“ zuhause, und Kittlers German Foucault schaffte es weder in die deutschsprachige, noch die anglophone Geographie. Roads not taken.
Mein „Tauchgang“ zur German Theory erkundete eine Geographie im Konjunktiv. Geographie im Konjunktiv führt keine archäologischen Tauchgänge zu den geistesgeschichtlichen Grundlagen deutschsprachiger Theorie durch, wie es Korf et al. (2022:93) vorschlagen, sondern Erkundungen ins Reich der Möglichkeiten, die zugleich eine Kartierung „ungeschehener Geschichten“ in der Geographie voraussetzen. In der Beobachtung dessen, was nicht geschehen ist, aber hätte passieren können, können wir „was nie geschrieben wurde, lesen“ (Benjamin, 1991:213). Dadurch werden Debatten, die andernfalls in einem „provinzialisierten“ Raum einer sprachgebundenen Geistesgeschichte begraben bleiben würden, für ein anglophones Publikum lesbar gemacht.
So zeigt German Theory ein Potenzial, das noch nicht realisiert wurde, und damit einen „Lichtspalt des Möglichen“ (Agamben, 1998:42). Und zugleich entsteht so aus Möglichkeit „eine Herausforderung des Wirklichen“ (Largier und Lemke, 2022:9) – des Wirklichen einer Dominanz anglophoner Denkstile in der Geographie. Das Aufzeigen einer ungeschehenen Geistesgeschichte ist daher kein „provinziales“ Unterfangen, sondern ermöglicht eine „kosmopolitische“ Theorie (vgl. dazu Graefe, 2013; Houssay-Holzschuch 2020; Houssay-Holzschuch und Milhaud, 2013; Korf et al., 2013; Minca, 2018), die über die Partikularismen des Ursprungs einer German Theory hinausgeht und „sich mit den Verschiedenheiten von Orten … und Alteritäten, die unsere Disziplin ausmachen, auseinandersetzt“ (Minca, 2000:289; meine Übersetzung).
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Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Anmerkung des Verlags: Copernicus Publications bleibt in Bezug auf gerichtliche Ansprüche in veröffentlichten Karten und institutionellen Zugehörigkeiten neutral.
Dieser Text hat von vielfältigen Diskussionszusammenhängen im Rahmen der German Theory Seminare und teilweise sehr spezifischen und kritischen Kommentaren zu unterschiedlichen Fassungen in seiner langen Entstehungszeit profitiert, u. a. von Marc Böckler, Peter Dirksmeier, Matthew Hannah, Myriam Houssay-Holzschuch, Nadine Marquardt, Chris Philo, Eberhard Rothfuss, Simon Runkel, Woody Sahr, Ute Wardenga und zwei anonymen Gutachten. Ganz besonders danken möchte ich Eberhard Rothfuss, Woody Sahr und Ute Wardenga für ihre immerwährende intellektuelle Ermutigung.
Dieser Artikel wurde von Nadine Marquardt redaktionell betreut und durch zwei Expert:innen in einem double-blind Review-Verfahren begutachtet.
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Hier und anderswo im Text stammen die Übersetzungen aus dem Englischen von Christine van Leeuwenstijn.
„Was nie geschrieben wurde, lesen“ ist ein Zitat von Walter Benjamin (1991:213). Tatsächlich zitiert Benjamin hier aus Hugo von Hofmannsthals Der Tor und der Tod (Heller-Roazen 1999:1).
Solche konjunktivistische Geistesgeschichte ist nicht auf die klassische Geographie beschränkt. Ganz ähnlich stellte Matthew Hannah viele Jahre später (ohne Bezug auf Richthofens Antrittsvorlesung) solche konjunktivistische Fragen an Benno Werlens Handlungstheorie (Hannah, 2016:76 f.). Darauf wird im letzten Teil dieses Beitrags genauer eingegangen.
Im Folgenden verwende ich den Begriff „Geisteswissenschaften“ nur für den deutschsprachigen Kontext, und Humanities für den anglophonen.
Deren Hauptadepten waren: Hans Blumenberg, Jacob Taubes, Dieter Henrich, Hans Robert Jauss, Wolfgang Iser, Manfred Fuhrmann, Odo Marquardt, Christian Meier und Reinhart Koselleck (vgl. Amslinger, 2017; Boden und Zill, 2017). Obwohl Gadamer nie persönlich an einem der Kolloquien teilnahm, war seine (philologische) Hermeneutik ein wesentlicher Referenzpunkt für die Gruppe (Miklós, 2016).
Die Geschichte rund um Kittlers Habilitation ist „legendär“ (Holl und Pias, 2012): Seine Habilitation stieß auf erheblichen Widerstand seitens einiger einflussreicher Literaturwissenschaftler, die dem Habilitationsausschuss angehörten, wurde aber schlussendlich doch angenommen.
Ungeachtet der prägenden Rolle der „Diskursschule“ vereinte die Neue Kulturgeographie verschiedene Ansätze: Lossau (2008:321) subsumiert (post-)strukturalistische, diskurstheoretische und praxis- und handlungstheoretische Ansätze unter dem Oberbegriff der Neuen Kulturgeographie, ebenso wie linguistische, semantische und hermeneutische Methodiken. Berndt und Pütz (2007:9) rechnen ihr poststrukturalistische, konstruktivistische, praxistheoretische und diskurstheoretische Ansätze zu.
Eine Zitationssuche mit Google Scholar zeigt, dass das „Handbuch“ in den deutschsprachigen Disziplinen fachübergreifend häufig zitiert wird (Anzahl der Zitationen am 20. August 2019 = 179), dass aber nur ein sehr kleiner Teil dieser Zitationen aus anglophonen Quellen stammt, und unter letzteren kaum eine aus einer anglophonen geographischen Publikation.
- Kurzfassung
- Geographie im Konjunktiv
- „German Foucault“ – Kittlers Aufstand gegen die Hermeneutik
- „Deutscher Foucault“: Die Diskursschule der Neuen Kulturgeographie (NKG)
- German Theory als „konjunktivistische“ Geistesgeschichte
- German Theory, oder: Was nie geschrieben wurde, lesen
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Begutachtung
- Literatur
German Foucaulthave not traveled to Anglophone geography. Finally, I speculate what could have happened had the German Foucault traveled to Anglophone geography.
- Kurzfassung
- Geographie im Konjunktiv
- „German Foucault“ – Kittlers Aufstand gegen die Hermeneutik
- „Deutscher Foucault“: Die Diskursschule der Neuen Kulturgeographie (NKG)
- German Theory als „konjunktivistische“ Geistesgeschichte
- German Theory, oder: Was nie geschrieben wurde, lesen
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Begutachtung
- Literatur