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Region in Beziehung. Eine performativ-empirische Erkundung alltäglicher Identifikationsprozesse mittels Paarinterviews
Sabine Hostniker
Regional identification is a fluid, socially constructed and affectively shaped process that manifests itself in everyday practices and encounters. This article uses a performative perspective and investigates how regional identity is negotiated in social interactions. Drawing on empirical material from narrative couple interviews conducted in Styria (Austria), it analyzes how couples relate to their region through shared everyday practices, emotional attachments and social negotiations. The interview situation itself is understood as a performative space in which regional belonging is not only discussed, but actively staged. The findings show that regional identity is formed through interactive processes in personal relationships and unfolds through emotional negotiations, social practices and biographical turning points. Methodologically, the work makes a contribution to qualitative studies of regions by establishing couple interviews as an approach to the emergence of regional identity as a process.
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Es ist ein kühler Herbsttag, die Sonne lässt das kleine Häuschen auf dem Hügel einladend erscheinen. Hanna empfängt mich mit einem warmen Lächeln. In der Küche gibt es einen Kachelofen, es duftet nach Keksen. Wir setzen uns, das Gespräch fühlt sich sofort offen und vertraut an. Region? Für Hanna und Günther bedeutet Region ‚sich Wohlfühlen‘ – und doch haben beide ein anderes Bild davon. Als Günther sagt: ‚Daheim ist für mich dort, wo du bist!‘, und ihr tief in die Augen sieht, muss ich gerührt wegsehen. Ich erinnere mich, warum es wichtig ist, was ich hier mache. (Vignette aus Interview 2, 2022)
Wie unmittelbar und vielschichtig sind regionale Identifikationsprozesse im Alltag der Menschen verankert? Und wie können wir Region als emotionale, performativ gestaltete Realität verstehen? Die Forschungslandschaft zu „raumbezogener Identität“ ist komplex (Fillipp und Heintel, 2024:57; Knaps, 2021; Redepenning, 2022:17–18; Weichhart, 2018) und mitunter schwer systematisierbar, da das Konzept subjektiv, prozesshaft und mehrskalig ist. Während „Regionale Identität“ (bzw. regional identity) in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht wurde (bspw. Birnbaum et al., 2021; Paasi, 2009; Paasi und Metzger, 2017; Terlouw, 2018; Weichhart et al., 2006), fehlt nach wie vor eine etablierte Methode zur systematischen Feststellung regionaler Identität innerhalb einer Region (Fillipp und Heintel, 2024:57).
Auch im Bereich der Regionalentwicklung spielt regionale Identität eine wesentliche Rolle, etwa in Entwicklungsprojekten, politischen Diskursen oder touristischen Strategien. Für regionale Entwicklungsprozesse ist es relevant, ob „eine emotionale Regionsbezogenheit der Bevölkerung“ (Fillipp und Heintel, 2024:60) vorliegt.1 Die Erfassung dieser emotionalen Verankerung – der Identifikation von Menschen mit ihrer Region, die Paasi (1986:131–132) als eine wesentliche Dimension des Konzepts „Regionale Identität“ beschreibt – bringt jedoch hohe Anforderungen mit sich (Weichhart et al., 2006:205) und ist methodisch schwer erfassbar. Traditionelle empirische Zugänge stoßen an ihre Grenzen, wenn es darum geht, jene impliziten Wissensbestände innerhalb emotionaler Bindungen sichtbar zu machen, die für das Verständnis der spezifischen sozialen und emotionalen Dimensionen von regionaler Identität essenziell sind. Zudem mangelt es an Studien, die die Perspektive der Individuen fokussieren (siehe aber bspw. Hesse et al., 2014). Regionale Identität spannt sich dabei in verschiedene inhaltliche Bezugspunkte auf, die für diese Arbeit leitend sind. Im Anschluss an Paasi (2003) wird regionale Identifikation als ein prozesshaftes, mehrdimensionales Verhältnis zwischen Subjekt und Raum verstanden, das sich in emotionalen Bindungen, räumlicher Verankerung, kulturell-symbolischen Rahmungen und performativen Ausdrucksformen zeigt. Diese Aspekte bilden den inhaltlichen Rahmen für die empirische Analyse und strukturieren die Darstellung der Ergebnisse in Kapitel 4.
Im Vordergrund dieses Beitrags steht regionale Identifikation als relationale Praxis, die in sozialen Nahbeziehungen verankert ist. Dabei wird ein spezifischer empirischer Blickwinkel eingenommen: Paare als Akteur:innen regionaler Identifikation, die in Interviews von ihren alltäglichen Praktiken und Routinen, sowie Regionsbezügen erzählen. Zweierbeziehungen stellen eine besondere soziale Konstellation dar, die durch eine hohe Alltagsdichte, langfristige Bindung und gemeinsame Entscheidungen gekennzeichnet ist (Lenz, 2009:48). In diesem Nahverhältnis lassen sich dialogische Aushandlungen von Zugehörigkeit beobachten, die wesentlich zur Konstruktion sozialer Wirklichkeit beitragen (Berger und Kellner, 1965:1–2). Diese Arbeit leistet in Folge dessen einen Beitrag zur Humangeographie und qualitativen Sozialforschung, indem sie die sozialen und kulturellen Dynamiken regionaler Identifikationsprozesse in der Steiermark (Österreich) als performative Aushandlungsprozesse theoretisiert und in den aktuellen Diskursen zur relationalen Raum- und Identitätsforschung verortet. Neben sprachlichen Repräsentationen bietet die performative Perspektive einen erweiterten Zugang, indem sie nonverbale Ausdrucksformen, affektive Reaktionen und körperlich geprägte Inszenierungen systematisch in die Analyse einbezieht.
Die Interviewsituation selbst fungiert als performativer Raum, in dem Identität nicht nur thematisiert, sondern durch Interaktion und situative Inszenierungen realisiert wird. Die Paare sprechen nicht nur über Zugehörigkeit, sondern performen sie zugleich – etwa durch emotionale Reaktionen, symbolische Bezugnahmen und die dialogische Aushandlung biografischer Erfahrungen im Gespräch. Dieser methodische Zugang erlaubt es, regionale Identifikation nicht nur als Reflexion über Raumzugehörigkeit, sondern als eine in der Interaktion geformte Praxis zu erfassen. Hier zeigt sich Performativität einerseits in alltäglichen Praktiken, über die die Paare sprechen, durch die Zugehörigkeit nicht nur ausgedrückt, sondern auch kontinuierlich reproduziert und aktiv hergestellt wird (Miggelbrink, 2014). Andererseits wird sie in spezifischen Gesprächssituationen sichtbar, in denen Identität und Raumbezüge durch soziale Interaktion kontextabhängig ausgehandelt werden. Paarinterviews als qualitativer, ethnographischer Forschungsansatz bieten einen Zugang zu diesen Prozessen, da sie dialogische Interaktionen und emotional aufgeladene Bezugnahmen auf Raum, Herkunft und Lebensverläufe sichtbar machen.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie regionale Zugehörigkeit in Paarbeziehungen emotional, räumlich, sozial und in der Interaktion hergestellt und verhandelt wird. Vor diesem Hintergrund stellt sich folgende Forschungsfrage: Welche Einblicke in die Aushandlungsprozesse und individuellen Erfahrungen bezüglich raumbezogener Identitätsbildung in der Steiermark bieten empirische Paarinterviews – und wie können diese Erkenntnisse zur Vertiefung unseres Verständnisses von regionaler Identität beitragen? Ziel des Beitrags ist es, die alltägliche Aushandlung regionaler Zugehörigkeit in Paarbeziehungen als sozial eingebetteten und emotional aufgeladenen Prozess zu analysieren. Gerade die dialogische Form der Paarinterviews erlaubt es, diese Aushandlungsprozesse nicht nur zu rekonstruieren, sondern in der Interviewsituation selbst zu beobachten. Dabei ist die Frage von Interesse, wie Menschen innerhalb der Interviews durch das Sprechen über ihr Leben in „der Region“ Identität auf einer Mikroebene aktiv gestalten. Der Fokus liegt auf Erzählungen über gemeinsam Erlebtes, geteilte Werte, Zugehörigkeitsgefühle oder Brüche in regionalen Bindungen: jenen Momenten, in denen regionale Identifikation spürbar, umkämpft oder biografisch relevant wird – etwa bei Umzügen, kulturellen Differenzen oder geteilten Alltagsroutinen.
Im Folgenden werden zentrale theoretische Konzepte eingeführt, die für das Verständnis relationaler regionaler Identifikation bedeutsam sind. Anschließend wird die performative Dimension regionaler Identitätsbildung diskutiert, bevor die Methodologie der Paarinterviews als spezifische Erhebungsform detailliert dargestellt und kritisch reflektiert wird. Darauf aufbauend hebt sich der Vorhang für die empirische Analyse – das Zentrum dieser Arbeit, in dem die Gespräche in den Fokus rücken und die Ergebnisse diskutiert werden.
In diesem Abschnitt werden die wesentlichen theoretischen Konzepte besprochen, die die Grundlage dieses Beitrags bilden. Zentral ist dabei die Relevanz des Performativitätsbegriffs für die Analyse regionaler Identifikationsprozesse sowie die Untersuchung der komplexen Wechselbeziehungen zwischen Identität und Region. Der Begriff „Regionale Identität“ wird kontextualisiert, in die Identitätsdebatte eingebettet und im Hinblick auf seine emotionalen, alltagsweltlich verankerten Dimensionen reflektiert.
2.1 Regionale Identität: Ein Fokus auf Konzepte, sozialräumliche Prozesse und Praktiken
Der Beitrag geht von einem relationalen, prozessualen und konstruktivistischen Identitätsverständnis aus (Massey, 1994; Tuan, 2018; Weichhart, 1990). Identität wird in der Geographie, insbesondere seit dem cultural turn, als dynamischer und sozial konstruierter Prozess verstanden. Sie ist nicht statisch oder eindeutig, sondern kontinuierlich wandelbar, hybrid und oft widersprüchlich (Hall, 1990:222). Aufbauend darauf wird in dieser Arbeit ein sozial- und kulturwissenschaftlich fundierter Identitätsbegriff zugrunde gelegt, der Identifikation als mehrdimensionalen Prozess der Selbst- und Fremdzuschreibung begreift – verortet zwischen personaler, sozialer und kollektiver Identität (Schmitt-Egner, 1999:132–133). Pott (2007:28) beschreibt Identität als „Verhandlungssache“, die in Diskursen, sozialen Beziehungen und Machtstrukturen gebildet wird. Der Prozess der Identitätsbildung umfasst die Integration vergangener und gegenwärtiger Erfahrungen, ohne die persönliche Beständigkeit auszuschließen. Diese Perspektive betont die Offenheit und Vielschichtigkeit von Identitätsbildung.
Das anhaltende Interesse an „der Region“ spiegelt sich in zahlreichen wissenschaftlichen Reflexionen der letzten Jahrzehnte wider (bspw. Blotevogel, 2005; Chilla et al., 2016; Ermann et al., 2022; Miggelbrink, 2014; Sinz, 2018). In diesem Beitrag wird Region nicht nur als Raum mittlerer Maßstabsebene aus einem normativen Begriffsverständnis heraus betrachtet (Blotevogel, 2000:44), sondern als sozialräumlicher Rahmen, in dem Identifikationsprozesse gestaltet und Handlungsspielräume beeinflusst werden.2 Die konstruktivistische Perspektive auf Regionen, die ebenfalls im Zuge des cultural turn in den Vordergrund getreten ist (Wardenga, 2005), erlaubt es, Regionen als durch soziale Interaktionen und emotionale Bindungen geformte räumliche Einheiten zu verstehen. Regionen können so, abseits des Container-Raum-Denkens, als (nicht klar definierte) Räume betrachtet werden, mit denen sich Menschen persönlich verbunden fühlen. Raumbezogene Identität als Ausgangspunkt beschreibt die gedankliche und emotionale Auseinandersetzung mit den Elementen der als räumlich wahrgenommenen Lebensumwelt, die ein Individuum in seinem Bewusstsein oder eine Gruppe in ihrer gemeinsamen Einschätzung integriert (Weichhart, 2018:911–912). Sie wird als eine „persönliche und emotionsbezogene Bindung von Menschen an bestimmte Orte oder Gebiete“ verstanden (Weichhart et al., 2006:21).
Für das hier angewendete Verständnis von regionaler Identität steht deren Entstehung durch Prozesse der Verräumlichung und Sinnstiftung im Zentrum (Paasi, 2003). Regionale Identität ist kein inhärentes Merkmal eines Raumes oder seiner Bewohner:innen, sondern wird im Zuge sozialer Aushandlungen und alltäglicher Diskurse kontinuierlich erzeugt und reproduziert (Paasi, 1986). Dabei unterscheidet Paasi zwei sich ergänzende und eng miteinander verflochtene Komponenten: zum einen die regionale Identität der Bewohner:innen (consciousness), zum anderen die Identität (image) einer Region als gesellschaftlich geteilte Vorstellung (Paasi, 1986, 2009; Semian und Chromy, 2014:263). In dieser Arbeit steht die Identifikation der Menschen mit ihrem räumlichen Umfeld als wesentliche Dimension des Konzepts regionaler Identität (Paasi, 1986:131–132) im Zentrum. Die Identifikation der Bewohner:innen mit ihrer Region ist anschließend daran ein subjektiv empfundenes und lebensweltlich geprägtes Phänomen, das sich in individuellen wie kollektiven Alltagspraktiken und Bedeutungszuschreibungen manifestiert (Paasi, 1991).
Die in der Untersuchung abgefragten „alltäglichen Praktiken“ umfassen wiederkehrende Handlungen, Routinen und sozial eingebettete Abläufe, durch die Menschen ihre Welt strukturieren und Bedeutungen herstellen (Reckwitz, 2003; Schatzki, 1996), insbesondere jene Praktiken, durch die Emotionen erzeugt, geteilt oder herausgefordert werden. Damit fungieren sie als Brücke zwischen individuellen Erfahrungen und gesellschaftlichen Strukturen. Praktiken basieren auf kollektivem und implizitem Wissen und gelten als verkörperte Verhaltensroutinen (Reckwitz, 2016:163), die das Soziale in alltäglichen Kontexten formen (Schatzki, 1996:89). Sie umfassen etwa alltägliche Gewohnheiten, Wohnentscheidungen, Freizeitverhalten, Teilnahme an kulturellen Ritualen oder das gemeinsame Sprechen über räumliche Erfahrungen und wurden explizit in den Interviews thematisiert. In Bezug auf regionale Identifikation sind alltägliche Praktiken deshalb relevant, weil sie – jenseits bewusster Repräsentationen – ein verdichtetes Bild davon liefern, wie Menschen Raum erleben, einordnen und affektiv aufladen. Sie vereinen reproduktive Routinen mit kontextabhängigen, ereignishaften Elementen, wodurch sie soziale Strukturen bewahren, aber auch verändern können (Reckwitz, 2003:289). Darüber hinaus werden Regionen durch alltägliche Praktiken der Repräsentation, Narration und Inskription performativ ausgeführt und reproduziert (Dirksmeier, 2013).
2.2 Emotionen und regionale Identifikationsprozesse
Region als emotional und individuell erfahrbarer Raum kann mit dem Konzept des „sense of place“ (Tuan, 2018) begriffen werden, das die affektiven und kognitiven Bindungen beschreibt, die durch subjektive Begegnungen und Interaktionen mit Orten entstehen (Hostniker und Meyer, 2024:8). In diesem Zusammenhang wird auch unter dem Begriff „place attachment“ auf die grundlegende emotionale Verbundenheit mit vertrauten und bedeutungsvollen Orten verwiesen – eine Bindung, die als elementares menschliches Bedürfnis beschrieben wird (Lewicka, 2011; Relph, 1976; Tuan, 2018). Im angelsächsischen Sprachraum existieren verwandte Konzepte wie „place dependence“ und „place identity“, die jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen (Weichhart et al., 2006:21–22).
Regionale Identitätsbildung wird in dieser Arbeit als eine „nicht abzuschließende Konstruktionsarbeit“ verstanden (Kraus, 2000:4), die soziale und räumliche Komponenten in einem dynamischen Wechselspiel zusammenbringt. Eine zentrale Rolle spielt dabei, wie Zugehörigkeit emotional verankert, erinnert und im Gespräch aufgeladen wird – etwa durch geteilte alltägliche Rituale, biografische Übergänge oder symbolische Handlungen. Regionale Identität entsteht in diesem Zusammenhang durch emotional stimmige Bezüge zur gelebten Realität (Bloom, 1990:52 in Paasi, 2003:480). Die Perspektive der Emotional Geographies bietet hierfür einen theoretischen Rahmen, um Emotionen als Prozesse zu verstehen, die sozialräumlich verankert sind und in konkreten Situationen vermittelt und artikuliert werden (Bondi et al., 2007:3). Dieser Beitrag folgt einem praxistheoretischen Zugang: Emotionen gelten nicht als rein subjektive Innenzustände, sondern als verkörperte, relational verfasste und materiell eingebettete Praktiken, die auch Machtverhältnisse im Raum mitkonstituieren (Militz, 2022; Reckwitz, 2016). Räume, relational verstanden, sind somit in der Lage, Emotionen zu evozieren und soziale Interaktionen zu prägen (Jones, 2007) – etwa als atmosphärisch aufgeladene Kontexte, die Zugehörigkeit ermöglichen oder infrage stellen können (Hutta, 2018; Hutta et al., 2021:232). Emotionen entfalten sich als Geschehen im Zusammenspiel von Körpern, Orten und Diskursen (Dirksmeier und Helbrecht, 2010:41). Die emotional fundierte Perspektive auf regionale Identifikation wird besonders dann erfahrbar, wenn Zugehörigkeit in Frage gestellt, verteidigt oder neu ausgehandelt wird – sei es durch Migration, biografische Brüche oder Veränderungen im sozialen Nahraum (Filipp und Heintel, 2024:58). In solchen Momenten konvergieren Region, Heimat und Zugehörigkeit zu emotional aufgeladenen Bedeutungsräumen, die tief in individuelle Biografien und soziale Verflechtungen eingebettet sind. Der Begriff „Heimat“ wird hier jedoch nicht systematisch vertieft, da der Fokus dieser Arbeit auf der performativen und sozialräumlich hergestellten regionalen Identifikation liegt.
Die emotionale Bindung an Orte und Regionen bildet eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung eines persönlichen Zugehörigkeitsgefühls, das die Identitätsbildung entscheidend prägt. Emotionen beeinflussen, wie Menschen Raum und Zeit wahrnehmen und sich darin verorten (Bondi et al., 2007:1). „Our first and foremost, most immediate and intimately felt geography is the body, the site of emotional experience […] Emotions can clearly alter the way the world is for us, affecting our sense of time as well as space […]“ (Davidson und Milligan, 2004:523–524). Dirksmeier und Helbrecht (2010) erweitern diesen Ansatz, indem sie herausarbeiten, dass Emotionen in spezifischen, interaktiven Kontexten („situational places“) entstehen. Aufbauend auf diesen Überlegungen wurden im Anschluss an Paasi (2003) vier Perspektiven auf regionale Identifikation herausgearbeitet, die als heuristischer Rahmen die praktische Forschung in Kapitel 4 strukturieren: Dabei bilden die emotionale Bindung und das Gefühl von Zugehörigkeit eine grundlegende Dimension, auf die weitere Identifikationsprozesse aufbauen: räumliche Verankerung, kulturell-symbolische Rahmung sowie performative Sichtbarmachung. Diese Kategorien greifen ineinander und verbinden subjektive Raumbezüge mit sozialen Praktiken und narrativen Inszenierungen.
2.3 Performativität und Performanz im Kontext Regionaler Identität
In der sozialwissenschaftlichen und zunehmend auch in der humangeographischen Forschung begegnet uns „Performativität oder Performanz in mannigfaltigen Ausprägungen, Varianten oder Semantiken immer wieder“ (Hostniker, 2022:132). Der von Austin (1962) eingeführte und von Butler weiterentwickelte sprachbezogene Begriff der Performativität beschreibt, wie Identitäten und Räume durch wiederholte Praktiken fortlaufend hergestellt werden. Butler (1990) hebt hervor, dass Identität durch performative Akte konstituiert wird, durch Handlungen, die gesellschaftliche Normen und Diskurse bestätigen oder herausfordern. Diese Perspektive stützt die dynamische und prozessuale Natur von Identität, die nicht durch innere Merkmale bestimmt wird, sondern sich in der sozialen und räumlichen Praxis manifestiert. Theorien der Performativität und Performanz verdeutlichen, wie Individuen durch Praktiken und räumliche Interaktionen ihren sense of place aktiv konstruieren und gestalten (Tuan, 2018). Die kontinuierliche Aushandlung von Alltagssituationen sowie die Rekontextualisierung von Identitäten erfolgen in interaktiven Prozessen und Diskursen, die Räume und Orte nicht nur als passive Kulissen, sondern als aktive Akteure in der Gestaltung sozialer Realität sichtbar machen (Massey und Jess, 1995).
Die Region trägt eine narrative Komponente in sich, die sich durch die alltäglichen Praktiken der Menschen fortschreibt und sich in ihrer Identität widerspiegelt. Miggelbrink (2014) beschreibt, dass jede neuerliche Einbringung des regionalen Diskurses in konkrete Praktiken zu einer potenziellen Verfestigung führt, durch die die Region und ihr diskursiv produzierter Charakter reifiziert, also verdinglicht, werden. Jede Handlung, jedes Ereignis und jede Interaktion kann dabei als Performance verstanden werden (Dirksmeier und Helbrecht, 2010), die soziale Realitäten hervorbringt. Die Argumentation folgt einem Regionsverständnis, das sich durch performative Präsentationen, Vorführungen und Manifestationen des Alltagslebens (Thrift, 1997:127) auszeichnet (Hostniker, 2022).
Performanz beschreibt die konkrete, situative Ausführung von Handlungen sowie deren Inszenierung in spezifischen Kontexten (Schechner, 1988). Der kulturelle Performanzbegriff in einem theatralen Zusammenhang (Wirth, 2002) hebt dabei die Herstellung bzw. „Ausführung sozialer Wirklichkeit durch Aufführung“ hervor (Strüver und Wucherpfennig, 2009:108) und versteht nach Fischer-Lichte (2017) Kultur als Inszenierung und Aufführung bzw. Theatralität als Kultur (Hostniker, 2022:133). Performanz umfasst die beobachtbaren Akte und Praktiken, durch die soziale und räumliche Identitäten sichtbar gemacht, verhandelt oder hinterfragt werden. Während Performativität die Grundlage bildet, macht Performanz diese in alltäglichen Praktiken und Ritualen erlebbar und analysierbar.
Paarinterviews – gemeinsame Interviews mit beiden Partner:innen eines Paares – sind in der interpretativen Sozialforschung eine zunehmend genutzte, aber noch selten eingesetzte Methode. Im Unterschied zu anderen kollektiven Erhebungsformen ermöglichen Paarinterviews die gezielte Erfassung spezifischer Dynamiken und Interaktionen innerhalb des Paares (Allan, 1980), wodurch Einblicke in die „tatsächlichen alltäglichen Praktiken“ der Paare gewonnen und empirisch zugänglich gemacht werden können (Wimbauer und Motakef, 2017b:30). Durch die Eigendynamik des Interaktionsverlaufs weisen sie zudem Parallelen zur Gruppendiskussion auf (Wolff und Puchta, 2007). Im Bereich der Soziologie und Familienforschung haben sich Paarinterviews als ergiebig erwiesen, etwa bei der Untersuchung von Familiengründungsprozessen (Allan, 1980; Behnke und Meuser, 2002; Burkart und Kohli, 1992; Gather, 1996; Kaufmann, 2005; Lauer, 2011). Auch paarsoziologische Fragestellungen wurden mit dieser Methode bearbeitet (Döbler, 2020; Logemann, 2021; Sichart, 2016).
Für die Forschung zu regionaler Identität bietet diese Methode wertvolle Einblicke, da sie gemeinsam konstruierte oder unterschiedlich interpretierte Wirklichkeitskonstruktionen sichtbar macht. Paare bilden als soziale Einheit einen Kern des Alltags- und Familienlebens und sind maßgeblich an der Gestaltung (eines Narrativs) regionaler Identität beteiligt. Emotionale Bindungen zu einer Region werden in den Gesprächen diskursiv etabliert, reproduziert oder hinterfragt. Dabei sind nicht die Beziehungsdynamik oder die Paarbeziehung im Sinne einer paarsoziologischen Untersuchung im Fokus, sondern die subjektiven Erfahrungen und Bedeutungszuschreibungen.
Die Entscheidung für Paarinterviews als Erhebungsmethode basiert auf der Annahme, dass Paarbeziehungen nicht nur private Bindungen darstellen, sondern auch soziale Räume, in denen gemeinsame Wirklichkeiten konstruiert und emotional verankert werden. Besonders die Ehe fungiert als „nomos-building instrumentality“ (Berger und Kellner 1965:220), also als soziales Arrangement, das Individuen eine sinnstiftende Ordnung bietet. Paarbeziehungen sind damit als Instanzen gesellschaftlicher Integration, Identitätsfindung und Selbstverwirklichung zu verstehen (Berger und Kellner, 1965:223–224; Lenz, 2009:210–212; vgl. auch Logemann und Egli, 2024). In diesem Kontext ermöglichen Paarinterviews einen Zugang zu dialogischen Prozessen, durch die (regionale) Zugehörigkeit zu zweit verhandelt und emotional aufgeladen wird. Lenz (2009) hebt hervor, dass Zweierbeziehungen als soziale Konstruktionen verstanden werden sollten, in denen Identität und Zugehörigkeit durch Interaktion und Kommunikation kontinuierlich hergestellt werden.
In der Interviewsituation werden Emotionen in Echtzeit erleb- und beobachtbar. Das gemeinsame Erzählen von Geschichten, das Aushandeln von Bedeutungen und das Zeigen von Emotionen macht deutlich, wie regionale Identität als emotional-affektiver Prozess in Paarbeziehungen verankert ist. Im Zentrum steht die performative Dimension von Paarinterviews, also wie Paare ihr (regionales) Lebensumfeld hervorbringen und sich dabei selbst inszenieren, insbesondere in der Paar-Performance. Lenz (2009:97) unterscheidet hier zwischen einem Paar-Narrativ (Inhalt der „narrativen Paaridentität“) und der Paar-Performance. Während das Paar-Narrativ die propositionale Logik der Erzählungen darstellt – also die Frage, als was für ein Paar sich die Befragten im Gespräch darstellen –, nimmt die Paar-Performance die performative Logik in den Blick: Wie wird das Erzählte (mit Bezug zur Region, über die Region) präsentiert und welche interaktiven Prozesse begleiten diese Darstellung (Wimbauer und Motakef, 2017a:2)? Spontane Reaktionen eröffnen neue Perspektiven auf Identitätskonstruktionen, da sie subjektive Verständnisse offenlegen, die den Befragten selbst nicht bewusst waren (Hostniker und Meyer, 2024:2–3).
Schließlich müssen Paare dazu bereit sein, sich dieser Art der Forschung zu öffnen und die Forscherin in einen privaten Bereich einzulassen, der sonst (oftmals) verborgen bleibt. Die Paarsituation generiert Informationen für die Forscherin; Die Teilnehmenden am Interview durchlaufen aber auch einen Lernprozess: In Anlehnung an den Gedanken einer Gruppendiskussion wird das Paarinterview als Verfahren zur Meinungs- und Einstellungserhebung, aber auch zur Analyse der regionalen Lebenswelten genutzt (Dreher und Dreher, 1991, in Mattissek et al., 2013). Zusätzlich stellt es eine Herausforderung dar, in eine Interviewsituation zu gehen, ohne als Interviewer:in durch die bloße Anwesenheit das zu Erforschende zu zerstören (Hostniker und Meyer, 2024:4). Daher werden die Interviews nicht nur als Auskunftsgelegenheiten (Hirschauer et al., 2015) interpretiert, in denen über vergangene Ereignisse berichtet wird, sondern auch als Beobachtungsgelegenheiten. Die Teilnehmenden an einem Interview berichten nicht einfach über ihr privates Leben, sie lassen es vielmehr – teils inszeniert, teils unkontrolliert – im Interview stattfinden (Przyborski und Wohlrab-Sahr, 2014:122). Das Paarinterview bietet die Möglichkeit, die „intersubjektive Konstruktion gemeinsamer (oder unterschiedlicher) Sinnwelten, Wirklichkeitsdeutungen und Sichten auf die Welt von Paaren“ (Wimbauer und Motakef, 2017a:21) im Kontext ihres Lebensumfelds zu untersuchen.
Mittels Paarinterviews lässt sich durch eine Abfrage von spezifischen Momenten des gemeinsamen Alltagslebens (wie bspw. Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, Wohnortwechsel oder familiäre Einschnitte) besser verstehen, wie Paare ihren regionalen sense of place (Tuan, 2018) aktiv gestalten und aushandeln. Relevant wird dies, wenn sich in den Erzählungen eine performative Inszenierung ihres Zusammenseins zeigt, die vor einem (öffentlichen) Publikum, der Forscherin, als gelungene Darstellung ihrer Partnerschaft erprobt wird. Besonders erkenntnisreich sind dabei biografische Übergangsphasen, in denen regionale Identität neu ausgehandelt wird. Solche „Schwellen-Wendepunkte“ in der Paarbiografie – Situationen, in denen die Konstruktion von Identität innerhalb Paarbeziehungen sichtbar wird (Lenz, 2009:105) – ermöglichen es, Prozesse des Identitätswandels nachzuvollziehen. Fruchtbar erweist sich die Kopplung an konkrete Ereignisse, die spezifisches Wissen und alltagspraktisches Handeln aktivieren – etwa die Organisation eines gemeinsamen Wohnorts. Aktuell greifen Logemann und Egli (2024) diesen Gedanken auf, ebenso wie Wimbauer und Motakef (2017a:45), die in solchen Übergängen von „Transitionsphasen“ sprechen, in denen durch die „Perspektivierung von Individuen-in-Beziehungen“ (ebd.:47) tiefere mikrosoziologische Einsichten in Identitätsbildungsprozesse gewonnen werden können.
Zwischen Dezember 2021 und Januar 2023 wurden 10 Paarinterviews in der Steiermark durchgeführt (11 Männer, 9 Frauen). Zwei Paare wurden über vermittelte Kontakte aus dem erweiterten Bekanntenkreis der Forscherin gewonnen, die übrigen über ein Schneeballsystem. Auswahlkriterium war jeweils die Kombination einer lokal verwurzelten mit einer zugewanderten Person (ein anderer administrativer Bezirk im selben Bundesland, ein anderes Bundesland oder Staat), um Identitätskonstruktionen an Schwellen-Wendepunkten zu untersuchen.
„Methoden, die das Narrative in den Vordergrund setzen, eignen sich besonders, um subjektive Erinnerungen zu erfassen“ (Küttel, 2024:328). Um die Stärken des Paarinterviews nutzen zu können, wurde die Kombination aus einem narrativen Teil und anschließend einem Abschnitt mit „immanenten und exmanenten Nachfragen“ (Przyborski, 2004:67–68) gewählt. Dabei kam eine leitfadengestützte, thematisch fokussierte Form des teilnarrativen Interviews zum Einsatz (Kruse, 2014:153; zur Leitfadenerstellung siehe Wimbauer und Motakef, 2017b:69–70). Sie erlaubt es, dass spezifische Themen (in diesem Fall alltägliche raumbezogene Praktiken oder Gewohnheiten) systematisch besprochen werden, ohne den narrativen Fluss zu unterbrechen (Kruse, 2014). Um eine offene Gesprächsatmosphäre zu fördern, wurden die Interviews im Wohnumfeld der Paare geführt. Dies förderte (auch retrospektiv) nicht nur den Erzählfluss, sondern erlaubte auch, ihr Verhalten im Raum, ihren Bezug zu ihrer Wohnumgebung und grobe Charakterzüge in die spätere Analyse (Vignetten) einfließen zu lassen.
In den Gesprächen wird durch den einleitenden Erzählimpuls eine Situation geschaffen, in der die Teilnehmenden ihre Erzählung in eigenen Worten frei formulieren können. Bei Gesprächsbeginn wurden die Paare gebeten, zu erzählen: „Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Die Emotionen der Befragten und ihre Reaktionen aufeinander und auf ihre Umgebung beeinflussen den Erzählprozess und die Art und Weise, wie sie selbst ihre Region verstehen und wie ihr Verständnis von Zugehörigkeit verhandelt wird. Besonderes Augenmerk wurde auf die Dialoge zwischen den Partner:innen gelegt, um die Aushandlungsprozesse innerhalb der Paarbeziehung, die wechselseitige Interaktion mit der Forscherin sowie die Rolle von Emotionen in diesen Aushandlungen bestmöglich zu erfassen. Implizit ist die dokumentierte Beobachtung von Gestik, Mimik und emotionalen Reaktionen von Bedeutung. Dies wurde während der Gespräche mit Hilfe von ethnographischen Notizen in handschriftlicher Form (Stichworte aus den Gesprächen und Interaktionen mit Zeitmarkern) dokumentiert und direkt anschließend mit weiteren Notizen ergänzt. Im Verlauf der Arbeit sollte sich daraus auch die Notwendigkeit erschließen, die Interviewsituationen zu beschreiben – sie nicht nur zu zitieren – um Zwischentöne abbilden zu können. In Anlehnung an Bissell (2023) werden im folgenden Abschnitt nachträglich angefertigte, vignettenähnliche Beschreibungen genutzt, um jene Momente zwischen den Zeilen sichtbar zu machen, die durch Stimmungen und Auffälligkeiten geprägt sind und im gesprochenen Wort nicht unmittelbar zutage treten. Emotionale Bindungen und Zugehörigkeitsgefühle sind hierbei wesentliche Faktoren (Stempfhuber, 2012:21).
Das Interviewmaterial wurde offen codiert und iterativ abstrahiert, um Muster in den subjektiven Erfahrungen der Paare zu identifizieren (Mattissek et al., 2013:201–202). Die Kategorien für die Auswertung wurden direkt am Material entwickelt, basierend auf der Grounded-Theory-Methodologie (Strauss und Corbin, 1998) und eng verbunden mit dem Konzept der Offenheit (Lamnek und Krell, 2016:33–34), um das vielschichtige Material möglichst uneingeschränkt zu bearbeiten. Die induktive Arbeit führte zu einer Reihe von Codes und Hauptkategorien, die die Grundlage für die Auswertung bildeten. Dabei wurde die Analyse von der Frage geleitet, wie sich aus den Interviews ableiten lässt, dass sich Paare über ihre alltäglichen Praktiken räumlich verorten und wie sich dabei Werte, Emotionen und Interaktionen in ihren Aushandlungsprozessen zeigen. Die transkribierten Interviews wurden beispielsweise mit durch die auswertende Person zugeschriebenen Codes wie ängstlich, besorgt, nostalgisch, zufrieden, verbittert oder stolz durchcodiert, die anschließend unter dem Dach Emotionen zusammengefasst wurden. Parallel dazu wurden beobachtbare emotionale Ausdrucksformen wie lachend, traurig oder herausfordernd sowie kommunikative Hinweise wie spricht für beide kategorisiert. Letztere wurden unter dem analytischen Sammelbegriff interaktive Dynamiken zusammengeführt, da sie Hinweise auf relationale Aushandlungen im Gespräch geben. In der Analyse wurde ergänzend an ausgewählten Stellen eine rekonstruktive Perspektive eingenommen, um implizite Bedeutungszuschreibungen und nonverbale Ausdrucksformen systematischer zu erfassen – ein methodisches Vorgehen, das über klassisch induktive Grounded-Theory-Verfahren hinausweist (Bohnsack, 2017; Charmaz, 2006).
Der Raum- (oder Regions-)Bezug als übergeordnete Kategorie bildet die Basis, um den regionalen Bezug des Gesprochenen in den Textbausteinen sichtbar zu machen. Der Regionsbezug beschreibt die Verankerung der Teilnehmenden in regionalen Kontexten. Die Auswahl der Interviewpassagen basiert auf einigen, in den Paargesprächen wiederkehrenden Themen, Mustern und Beobachtungen, an denen das Potenzial der Paarinterviews im Kontext der erarbeiteten Dimensionen regionaler Identität signifikant zum Ausdruck kommt. Dafür wurden Teile aus den Gesprächen verwendet, die stark mit Emotionen durchsetzt sind.
In diesem Abschnitt werden Ausschnitte aus den Interviews diskutiert, wobei sowohl verbale Dialoge, illustriert durch Zitate, als auch nonverbale Kommunikationsformen wie Mimik, Gestik und körperliche Interaktionen mitberücksichtigt werden. In vier Perspektiven auf regionale Identifikation (aufbauend auf Paasi, 2003) – emotionale Bindung, räumlich-biografische Verankerung, kulturell-symbolische Rahmung und performative Sichtbarmachung – fungieren Emotionen nicht nur als Begleitphänomene, sondern als zentrale Modi der Beziehung zur Region. Sie strukturieren Wahrnehmung, erzeugen Resonanz oder Irritation und machen Zugehörigkeit spürbar – auch dann, wenn sie nicht explizit benannt wird. Im Zentrum steht dabei, wie Region erzählt, verkörpert und gemeinsam hervorgebracht wird. Anstelle von Typisierungen richtet sich der Blick auf Brüche, Verschiebungen und Ambivalenzen, in denen regionale Identität fragmentiert und konflikthaft in Erscheinung tritt. Gerade hier zeigt sich das analytische Potenzial der Paarinterviews: Sie eröffnen Zugänge zu nicht generalisierten, aber erkenntnisreichen Einzelmomenten – insbesondere dort, wo Differenzen, Emotionen und performative Dynamiken sichtbar werden.
4.1 Emotionale Bindung & Zugehörigkeit – die Grundlage regionaler Identifikationsprozesse
Die Gespräche wurden zur Bühne, auf der individuelle Zugehörigkeitsgefühle und kollektive Zukunftsvorstellungen miteinander in Dialog traten und verhandelt wurden. In diesem Abschnitt steht die Dimension der emotionalen Bindung und Zugehörigkeit im Vollzug im Zentrum. Paare reflektierten, wo sie sich verorten und zugehörig fühlen, was Region für sie bedeutet oder welche Bedeutung sie ihr zuschreiben. Familienhistorische Ereignisse, persönliche Schicksale und Sehnsüchte prägten diese Reflexionen. Zugehörigkeit wird nicht allein durch räumliche Gegebenheiten, sondern insbesondere durch emotionale Bindungen und soziale Beziehungen geprägt.
Die Auseinandersetzung mit regionaler Identität setzt Emotionen frei und bindet die Gesprächspartner:innen nicht nur kognitiv, sondern auch affektiv in den Austausch ein – viele Gesprächspartner:innen waren während des Interviews sichtbar bewegt. In den Interviews zeigt sich dies etwa, wenn Orte nicht wegen ihrer objektiven Merkmale, sondern aufgrund spezifischer Erlebnisse und Beziehungen als bedeutsam beschrieben werden. Ein Gesprächspartner schildert einen Moment tiefer emotionaler Verankerung:
Er sitzt mir gegenüber, leicht nach vorne gelehnt, die Hände ineinander verschränkt. Die Sonne blinzelt durch den Wintergarten in den Raum. Seine Stimme wird weich, während er spricht: ‚Dann hat sie meine Hand gehalten und irgendwie das hat [sich] so wie zu Hause [an]gefühlt irgendwie in diesem Moment.‘ Er hält inne, sucht meinen Blick, Stolz. Ich sehe, wie seine Augen glasig werden, bevor er den Kopf senkt und nach einem Taschentuch greift. Eigentlich wollte ich doch nur wissen, wie sie sich kennengelernt haben. (Vignette aus Interview 9, 2023)
Diese Szene verdeutlicht, dass das Gefühl von Zugehörigkeit relational und situativ entsteht – eingebettet in Emotionen, soziale Beziehungen (und alltäglichen Praktiken). In diesem Sinne lässt sich „Zuhause“ als emotional aufgeladener Bedeutungsraum verstehen, der nicht notwendigerweise mit einem bestimmten geographischen Ort übereinstimmen muss, sondern aus gelebten Erfahrungen hervorgeht (Mallett, 2004:84). Regionale Identifikation knüpft an ähnliche Prozesse an: Sie entsteht dort, wo emotionale Bindungen und vertraute Routinen miteinander verschmelzen. Diese Perspektive findet auch in raumbezogener Forschung Widerhall: „Heimat kann irgendwo sein, Region hat (noch) ihren Ort“ (Ipsen, 1993:10). Während sich der Begriff „Heimat“ zunehmend enträumlicht und zu einer individuellen Projektionsfläche geworden ist, kann „Region“ heute jene emotionale Verankerung und Sicherheit bieten – insbesondere in einer globalisierten, dynamischen und oft als unübersichtlich wahrgenommenen Welt (ebd.). Dies wird im Interview performativ sichtbar, etwa in der Aussage von Felix, der seit 2014 in Österreich lebt:
Felix: Home for me is, where you and the kids are… (hebt den Kopf, Blick zur Frau) it`s the people… Aber es ist… das ist einfach […] wo DU dich wohlfühlst, das ist Zuhause für mich. (Interview 9, 2023, anonymisiert)
Beziehung rückt ins Zentrum: Soziale Bindung wird nicht nur als emotionale Basis von home, sondern auch als konstitutives Element von Identität (Kühne und Spellerberg, 2010) gesehen. Zugehörigkeit manifestiert sich in gelebten Erfahrungen, alltäglichen Routinen und affektiven Verknüpfungen (Kühne et al., 2016) – jener emotionalen Ebene, die Paasi (2003:480) als zentral für regionale Identifikation beschreibt. Die emotionale Bindung bildet somit nicht nur eine Ausdrucksform regionaler Identifikation, sondern zugleich deren Fundament, auf dem sich weitere Dimensionen – wie räumlich-biografische Verankerung, kulturelle Rahmung oder performative Ausdrucksformen – aufbauen. Sie ist der emotionale Boden, aus dem regionale Zugehörigkeit erwächst.
4.2 Räumliche Verankerung – Entscheidungen, Übergänge, Konflikte
Verhandeln die Paare ihren Lebensmittelpunkt, diskutieren sie damit implizit ihre räumlich-biographische Verankerung – also die subjektive Verortung der Paare in Bezug auf alltägliche Routinen, emotionale Bindungen und lebensgeschichtliche Bezugspunkte. Wie das Material zeigt, passiert das nicht nur auf rationaler Ebene, sondern ist stark emotional geprägt – und wird im Gespräch zwischen den Partner:innen in Form wechselseitiger Spiegelungen, Konflikte und Aushandlungen sichtbar. Faktoren wie Wohneigentum, Arbeitsmöglichkeiten, Infrastruktur oder das Vorhandensein von Natur- und Erholungsräumen beeinflussen einerseits die Entscheidungen und die Zufriedenheit der Paare. Andererseits entsteht emotionale Verknüpfung durch positive Erlebnisse, die Bewertung regionaler Merkmale sowie das Erleben von regionalem Zusammenhalt. Region wird durch wiederholte Praktiken und Diskurse in den Identitäten der Menschen verankert, was zur Reifikation ihres regionalen Charakters führt (Miggelbrink, 2014).
Eva: Wir haben in Graz gewohnt. Happy Peppi in love, haben uns ein Kind gemacht. ha[…] (lacht sarkastisch) […]
Christian: Das war schon eine schöne Zeit… (lächelt verklärt)
Eva: Schwangerschaft auch noch, war eh ganz super toll […] Dann ist für mich der große Einbruch gekommen. Ja.
Christian: Na ja, es hat sich dann die Frage natürlich gestellt…
Eva: Für dich!
Christian: Für uns beide! (Beschwichtigendes Lächeln, Arme angehoben, Abwehrhaltung)
Eva: Nein für dich! (Körperliche Anspannung, Mimik aggressiv)
Christian: Na ja, die Entscheidung war […] ich wollt net in einer Wohnung leben. […] Das hat uns schon differenziert, weil wir…(Pause) Ich bin net einer, der raus geht bei der Tür und zusperrt. Ich bin a erdigerer Typ […] hab gern mein Umfeld, hab gern eine gewisse Freiheit. Ja, das hat mir in der Stadt gefehlt. […] Das war dann schon die schwierige Zeit. Da brauchen wir uns nichts schönreden.
Eva: Aber du hast, das musst du auch zugeben, nie ernsthaft über das [Bleiben in der Stadt] nachgedacht. (Unterton vorwurfsvoll)
Christian: Nachgedacht hab ich sehr wohl drüber.
Eva: Ich glaubs net (Blick wird traurig, Kopf nach unten)
Christian: Ich hab mich auch net gut gefühlt dabei. Du hast dich sowieso nie zugehörig irgendwo gefühlt […]
Eva: (unterbricht ihn, wütende Handbewegung) Ich wollte das ja gar nie… Ich hab eh keine Wahl gehabt […]
Christian: Die Eva denkt sehr viel darüber nach. (Blick Bestätigung suchend zur Forscherin) […] Ich hab halt versucht, dass du dich auch wohlfühlst hier. (Nimmt ihre Hand – entschuldigender Blick) (Interview 4, 2023, anonymisiert)
Regionale Identität wird hier im Spannungsfeld zwischen individuellen und kollektiven Vorstellungen performativ hergestellt (Paasi, 2003). Der Dialog verdeutlicht, wie die Region zur symbolischen Projektionsfläche für ambivalente Vorstellungen von Zugehörigkeit, Alltag und Lebensstil wird: Während Christian eine emotionale Bindung zur Region als vertrautem Lebensraum hat, empfindet Eva denselben Raum als begrenzend. Ihre Aushandlung von Alltagsrealität, Erwartungen und emotionaler Verortung zeigt sich verbal und nonverbal. Die Diskussion über den Lebensmittelpunkt macht Differenzen und auch Machtverhältnisse plakativ sichtbar. Emotionen wie Wut, Bedauern und Frustration verweisen auf ein Spannungsfeld, in dem die Region konkret als verdichteter Erfahrungsraum urbaner und ländlicher Wert- und Lebensvorstellungen erscheint. Durch die Konfrontation einer lokal verwurzelten und einer zugewanderten Perspektive wird der Aushandlungsprozess an einem Schwellen-Wendepunkt greifbar. Evas Beispiel zeigt, wie der Ortswechsel und der Anpassungsdruck ihren Identifikationsprozess beeinflussen. Diese Spannung deutet auf eine „Rahmeninkongruenz“ hin (Przyborski, 2004:217): Das Paar nimmt die Region und deren Bedeutung unterschiedlich wahr. Während Eva retrospektiv eine starke Bindung zur urbanen Umgebung empfindet, sieht Christian in der ländlichen Wohnregion die Verwirklichung seiner Werte. Diskussionen über Wohnortentscheidungen verhandeln nicht nur praktische Überlegungen, sondern – gerade in der partnerschaftlichen Interaktion – tieferliegende Fragen von Zugehörigkeit. Dennoch gelingt es dem Paar, einen „Arbeitskonsens“ (Lenz, 2009:193) zu etablieren, der es beiden ermöglicht, ihre Positionen zu artikulieren, ohne dass eine vollständige Übereinstimmung notwendig ist. Dieser Konsens zeigt sich in Christians Versuch, Evas Verlust und ihre Anpassung an die ländliche Umgebung zu würdigen („Ich hab halt versucht, dass du dich auch wohlfühlst hier“), sowie in Evas stillschweigendem Verbleib in der neuen Lebenssituation, obwohl sie diese kritisch hinterfragt. Gleichzeitig bleibt dieser Konsens fragil: Die zugrunde liegende Rahmeninkongruenz zwischen den Bindungen der Partner:innen an urbane und ländliche Lebenswelten bleibt bestehen und führt zu wiederkehrenden Spannungen. Diese Aushandlungen greifen in biographische Raumbezüge ein. Sie lassen sich im Sinne von Paasi (2002, 2003:479, 2002) als persönliche Suchbewegungen nach Zugehörigkeit verstehen, die sich auf individuelle und familiäre Raumgeschichten stützen: „At a personal level regional identity/consciousness provides an answer to the question ‚where do I belong?‘. This answer is based on a personal/family spatial history, which is rarely bound to one specific region“ (Paasi, 200:480). Zugehörigkeit wird demnach als vielschichtige und potenziell mehrfache Verankerung in unterschiedlichen räumlichen Bezugssystemen verstanden.
Man kann die Luft förmlich schneiden. Das Gespräch wird immer emotionaler. Er sieht mich an. Er sucht in meinen Augen nach einer Bestätigung für seine Worte. Ich greife nach meinem Wasserglas, leer. Jetzt fühle ich mich hilflos, etwas in mir will hier vermitteln. Sie tut mir leid. Er tut mir leid. Vielleicht ist das gerade das erste Mal, dass sie über das alles sprechen. (Vignette aus Interview 4, 2023)
Die Interaktionen in dieser Vignette machen sichtbar, wie Zugehörigkeit und Identität im gemeinsamen Tun aktiv hergestellt – oder auch infrage gestellt – werden. Christians suchender Blick zur Forscherin, kombiniert mit seiner Reflexion über Zugehörigkeit, lässt erkennen, wie er seine emotionale Bindung zur (in diesem Fall ländlichen) Lebensumgebung stark macht – hier in seiner Performanz sichtbar. Eva hingegen destabilisiert dieses Narrativ – wie sich an ihrer aggressiven Gestik und wiederholten Vorwürfen ablesen lässt – und bringt so ihren eigenen Verlust von Identität und Autonomie zum Ausdruck. Das zeigt, wie Emotionen in einer Gesprächssituation gemeinsam mit nonverbalen Signalen Rahmeninkongruenzen offenlegen und aktiv zum Reflektieren regionaler Identität beitragen.
Die emotionale Beteiligung der Forscherin macht deutlich, dass forschungspraktische Begegnungen auch ethisch reflektiert werden müssen – insbesondere dort, wo sich die Grenzen zwischen Beobachtung, Teilhabe und Betroffenheit verschieben (Bondi et al., 2007; Hubbard et al., 2001). Die Diskussionen über Wohnortentscheidungen spiegeln dabei nicht nur praktische Überlegungen wider, sondern verhandeln – gerade in der partnerschaftlichen Interaktion – tieferliegende Fragen räumlich-biographischer Verankerung und subjektiver regionaler Identifikation.
4.3 Kulturell-symbolische Rahmung – Bedeutungsräume des Kollektiven
Im Zentrum dieses Abschnitts steht die sinnstiftende Einbettung des gelebten Alltags in kollektive Praktiken, Bräuche und narrative Deutungsmuster. Wo finden wir Halt, wo können wir teilhaben?
Eine junge Frau öffnet mir. Babybauch. Sie lächelt. ‚Komm rein, magst an Kaffee? Ich zeig dir alles!‘ und ich werde durch das Haus geführt, es wird stolz präsentiert, auch die Aussicht auf das nahe Sporthaus. Wir setzen uns an den Tisch. Ihr Mann betritt den Raum in Arbeitshosen. Sie springt auf, legt ihm ein Tuch auf den Sessel ‚damit nix dreckig wird‘ und bringt ihm eine Flasche Bier. Und dann erzählt sie, dass sie schon immer einen Bauern heiraten wollte… (Vignette aus Interview 6, 2023)
Die durch die Forscherin erfahrene Gastfreundschaft und die performative Wiedergabe von Rollenmustern unterstreichen erneut die emotionale Aufladung gemeinsamer Situationen, in denen kulturelle und soziale Normen erfahrbar werden. Der Wunsch nach einem Lebensmittelpunkt mit spezifischen regionalen Charakteristika, wie beispielsweise Teil einer ländlich-bäuerlichen Familie zu sein, wird hier explizit genannt. Wohneigentum und Landschaft stehen in enger Verbindung mit Prozessen der Identitätsbildung, und Praktiken wie das „stolze Präsentieren“ des Hauses oder die wiederholte Bezugnahme auf den Blick zum Sporthaus unterstreichen die emotionale Beziehung zum Lebensraum.
Auch in anderen Interviews zeigt sich, dass emotionale Bindung über den unmittelbaren Wohnort hinausgeht. Die Befragten beziehen sich nicht nur auf Dorf oder Nachbarschaft, sondern benennen wiederholt ein symbolisch aufgeladenes Raumgefüge: „in der Region“, „unser Tal“, „in der Steiermark“, „die Gegend hier“, „bei uns“. Diese Bezugnahmen verweisen auf narrative Konstruktionen von Zugehörigkeit, in denen Landschaft, Sprache, Geschichte und Bräuche als kulturelle Marker fungieren (Paasi, 2003:478). Regionale Identität zeigt sich hier als relationales Konstrukt, das Alltagspraktiken mit symbolischen Räumen verknüpft (Miggelbrink, 2014; Paasi, 1986).
Diese symbolisch gerahmte Alltagsverankerung regionaler Zugehörigkeit wird in den Interviews deutlich – etwa im Zusammenhang mit Vereinsleben, Nachbarschaftsstrukturen und spontaner sozialer Nähe. Besonders im ländlichen Raum fungieren lokale Netzwerke als Orte der Selbstverortung, der Wiederholung gemeinschaftlicher Routinen und der stillschweigenden Reproduktion kultureller Normen. Die Aussagen von Max und Maria verdeutlichen, wie sehr Zugehörigkeit hier über den Modus der sozialen Teilhabe und Wiedererkennung funktioniert:
Max: So die Jungen, so wie wir […] san bei der Feuerwehr […] und durch die Feuerwehr und Sportverein hamma uns da an eigenen Freundeskreis entwickelt. […] die Leut […] triffst beim Sportplatz oder beim Feuerwehrhaus…
Maria: Stimmt […] wenn ich denke, wie lange ich Freunde aus [Stadt] nimma gesehen hab. Und da… wir gehen einfach runter [zum Sporthaus] und irgendwer wird schon da sein… Und dann sitzen schon drei, vier Leut und auf einmal kommt der Rest a dazu, ohne dass du was ausmachst… (begeistert)
[…] und die [älteren Damen] freuen sich voll über mich, haben mich sofort aufgenommen, als wäre nie was gewesen, auch bei den Festen und ganz lieb. Also vor allem von den anderen. Also bin ich gut aufgenommen worden. (schaut zufrieden zu ihrem Mann) (Interview 6, 2023, anonymisiert)
Vereine und lokale Netzwerke fungieren als Plattformen, auf denen Traditionen und Bräuche aktiv weitergegeben werden. Die emotionale Dimension dieser Prozesse ist prägend für das Verständnis regionaler Identität als dynamisches und kollektiv geteiltes Konzept. Durch die Wiederholung von Praktiken und Ritualen entsteht und festigt sich regionale Identität (Gans et al., 2023:307; siehe auch Lalli, 1992:292, der für den Raumbezug auch die Aktivitätsmuster der Menschen berücksichtigt). Vereinsaktivitäten ermöglichen genau diese Wiederholung von Ritualen, die die emotionale Bindung an die Region stärkt und soziale Netzwerke schafft, die durch gegenseitige Unterstützung und Solidarität charakterisiert sind.
Wie Maria betont, fördert die emotionale Akzeptanz innerhalb von Vereinsstrukturen das Zugehörigkeitsgefühl – auch in der Paarbeziehung, in der solche Erfahrungen geteilt, bestätigt oder verhandelt werden – und unterstreicht die Bedeutung sozialer Institutionen als Vermittler regionaler Identität. Informelle und spontane soziale Interaktionen, die für ländliche Strukturen typisch sind, verstärken diese Dynamik. Sowohl die performativen Alltagspraktiken als auch die durch Vereine geschaffenen strukturellen Rahmenbedingungen tragen zur Konstitution und Stärkung regionaler Identität bei. Diese duale Perspektive – die performative Ebene und die institutionellen Strukturen, wie etwa Vereinsheime als zentrale Orte sozialer Begegnung (Laurisch, 2018) – verdeutlicht, wie soziale Prozesse und organisatorische Kontexte zusammenspielen und regionale Identität stärken.
Michael: Wenn du willst… bist du sehr gut aufgehoben. Du kannst die Vereine nutzen. Du kennst jeden. Du wirst freundlich aufgenommen, aber… (Ausdruck schwankt zwischen Zufriedenheit und Abneigung)
Anna: Also ich […] kann nachvollziehen, wenn man quasi nicht reinpasst […], dass es sehr unangenehm sein kann, in so einer engen, beobachteten Gesellschaft zu wohnen, wie es [in der ländlichen Gemeinde] definitiv ist. (Blick zu Partner, aufmunternd) (Interview 1, 2021, anonymisiert)
Dabei kann durch emotionale Verankerung und das Gemeinschaftsgefühl auch ein subtiler Anpassungsdruck entstehen, insbesondere für neu Zugezogene. Gleichzeitig unterliegt die regionale Identität einem ständigen Wandel, der durch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Erfahrungen geprägt ist. Region kann nach Thrift (1983:40) als eine Reihe unterschiedlicher, aber miteinander verbundener Orte der Interaktion gesehen werden. Diese Interaktionen formen sich durch Erlebnisse und soziale Handlungen im Alltag, die einen aufführungsartigen Charakter annehmen – eine Aufführung von Beziehungen, Freundschaften, Nachbarschaften und Engagements. Externe Faktoren wie gesellschaftliche Normen, kulturelle Traditionen und der soziale Druck zur Anpassung an spezifische regionale Gegebenheiten haben eine Schlüsselbedeutung:
Sandra: Das weiß ich noch ganz genau, […] deine Urli-Oma hat uns ein […] Weihkorbdeckerl gestickt mit Buchstaben… jedenfalls gibt sie mir das und sagt ernsthaft zu mir: ‚Jetzt, wo du am Land lebst, wirst wohl zur Fleischweihe [traditionelle österliche Speisensegnung] gehen!‘ Ernsthaft! (entrüstet, Augen weit auf, richtig aufgeregt) Und dabei waren Peter und ich immer jedes Jahr in Graz zur Fleischweihe… jedes Jahr. (Interview 3, 2023, anonymisiert)
Obwohl dies nicht explizit erwähnt wird, deutet Sandras Bemerkung darauf hin, dass die Ausübung von religiösen Traditionen zum Leben ihrer Identität beiträgt. Traditionelle Feste, wie in diesem Fall die österliche Speisensegnung, fungieren als identitätsstiftende Elemente auf regionaler Ebene. Brauchtum trägt in diesem Zusammenhang zur regionalen Identitätsbildung durch Kontinuität und durch Transformation bei Wulf et al. (2010). Sandra legt großen Wert darauf, dass derartige Bräuche nicht nur im ländlichen Kontext, sondern auch in städtischen Umgebungen ihre Berechtigung haben. Für sie hat der Standort der Ausübung keinen Einfluss auf die Wertigkeit der Bräuche. Die Entscheidung, Traditionen in der eigenen Familie fortzuführen, betont, dass Identität durch den wiederholten Vollzug von solchen Ritualen entsteht und gepflegt wird. Gleichzeitig verdeutlicht die Bemerkung Sandras, wie generationenübergreifende Erwartungshaltungen und Vorurteile gegenüber Zugezogenen aus der Stadt die regionale Identität beeinflussen können. Diese symbolisch aufgeladenen Normen und Erwartungen wirken identitätsstiftend, zugleich aber auch grenzziehend. Region erscheint hier als ein Ort, der mit Symbolen, Geschichten und Ritualen aufgeladen ist – ein Deutungsraum, in dem Menschen Zugehörigkeit erleben und gestalten (Paasi, 2003).
4.4 Performative Sichtbarmachung – Ausdruck und Inszenierung im Alltag
Neben der Performativität in der Interviewsituation zeigt sich regionale Zugehörigkeit auch in alltäglichen Inszenierungen als sichtbare Ausdrucksform kollektiver und individueller Identifikation. In diesem Kapitel stehen die Inszenierung, Deutung und Wiederholung symbolischer Elemente wie Tracht, Bräuche oder Sprache im Vordergrund. Die Herausbildung und Stabilisierung regionaler Identität lässt sich als eine Form von „Performanz“ verstehen – im Sinne einer Selbstdarstellung, die in Anlehnung an das Theatergenre als „gespielt“ konzeptualisiert wird (Goffman, 2003). Das Regionale wird durch spezifische Skripte, etwa das Tragen von Tracht, den Gebrauch von Dialekt oder ritualisierte Feste, dargestellt, die sowohl im alltäglichen Leben als auch in der medialen Öffentlichkeit inszeniert werden (Hostniker, 2022). Diese Inszenierungen schaffen Bilder und Narrative, die historische, kulturelle oder politische Bezüge integrieren und so die Wahrnehmung von Region prägen. Diese Prozesse bieten Raum für Veränderung, Aushandlung und Widerspruch, wodurch regionale Identität fortlaufend neu interpretiert wird.
Sandra: Peter mag das [Tracht] überhaupt net. Ich mags irrsinnig gern. (verständnisloser Blick)
Peter: Na. Das kommt sicher von meiner Kindheit, ich hab es als Kind gehasst, das rotkarierte Roseggerjankerl [Trachtenjacke] zum Anziehen, weil's mir nie gefallen hat […] ich hasse es, eine Lederhose zum Anziehen. (aufgebracht, Handbewegungen, Kopfschütteln)
Sandra: […] Alle Männer haben eine Lederhose an, nur Peter hat keine an. (Unterton vorwurfsvoll)
Peter: Ich bin schon für Brauchtum, jo, alles recht und schön. Aber […] das ist a Geschäftemacherei worden […] ich halt's net aus. Die Leut haben vor 10 Jahren noch net amal gewusst, was a Dirndl ist, und heut laufens alle damit herum. (Interview 3, 2023, anonymisiert)
Dies ist ein besonders klares Beispiel für Konfliktlinien in der performativen Sichtbarmachung regionaler Symbole. Wie Paasi (2003:478) betont, beruhen Narrative regionaler Identität auf vielfältigen Elementen wie Bräuchen, Sprache, Geschichte oder stereotypen Bildern, die in Praktiken und Diskursen verhandelt werden. Tracht als sichtbares Symbol dient dabei als Medium der Aushandlung: Während Sandra in der Tracht ein verbindendes Element erkennt, das lokale Traditionen repräsentiert, lehnt Peter sie als oberflächlich und kommerzialisiert ab. Diese Divergenz verdeutlicht, dass Inszenierungen – ob nun durch Tracht, Feste oder kulturelle Praktiken – Diskursräume schaffen, in denen regionale Identität individuell und kollektiv reflektiert, angepasst oder abgelehnt wird. Ähnliche Spannungsfelder thematisiert auch die Kulturwissenschaft, etwa im Zusammenhang mit der Inszenierung von Tracht im urbanen Kontext und ihrer Nutzung auf Volksfesten (Egger, 2008; Scholz, 2015). Ihre kommerzielle Nutzung kann Entfremdung erzeugen, bleibt jedoch als performative Praxis bedeutend, um individuelle und kollektive Identität zu verhandeln und sichtbar zu machen, regionale Identität zu inszenieren und Zugehörigkeit zu signalisieren. Durch ihre symbolische Bedeutung verknüpft sie Individuen mit Kultur, Raum und Geschichte.
Das Gespräch stagniert, bis das Thema Tracht aufkommt. Sandra schwärmt davon, Peter verschränkt die Arme. Als er schließlich spricht, klingt seine Stimme schärfer als zuvor. Peter macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber dieser ‚Geschäftemacherei‘. Er wird richtig aufgeregt, beinahe wütend. Steht kurz auf. Für einen Moment scheint die Stimmung zu kippen. Ich überlege, ob ich eingreifen soll, doch dann lässt Sandra ein Lachen hören, hebt die Augenbrauen: ‚Egal, ich find's schön‘. (Vignette aus Interview 3, 2023)
Die performative Inszenierung regionaler Narrative – etwa bei Festen oder durch kulturelle Symbole – macht regionale Zugehörigkeit sichtbar und zugleich verhandelbar. Dabei entsteht eine Spannung zwischen Authentizität und Kommerzialisierung, die die komplexen kulturellen, sozialen und ökonomischen Dynamiken regionaler Identität widerspiegelt. Tradition und Brauchtum unterliegen einem ständigen Wandel: Viele Bräuche wurden im Laufe der Zeit verändert oder neu erfunden. Das Konzept der invention of tradition zeigt, dass vermeintlich alte Bräuche oft Konstrukte der Moderne sind, die spezifische kulturelle oder soziale Ziele verfolgen (Hobsbawm und Ranger, 2014). Auch in der Entwicklung der Tracht lässt sich in diesem Kontext ein neu interpretierter Brauch feststellen, der immer wieder an aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Gegebenheiten angepasst wurde. Wiederholte Darstellungen und Diskurse verstärken die Wahrnehmung, dass Tracht ein wesentlicher Ausdruck von Identität ist, und schaffen so eine neue, performativ geprägte Realität regionaler Identifikation. Regionale Identifikation wird so zu einem Ergebnis performativ wiederholter Bedeutungszuweisungen, in denen kollektive Symbole eine stabilisierende, aber auch konfliktbehaftete Funktion übernehmen (Paasi, 2003).
Dieser Beitrag untersuchte regionale Identität in der Steiermark aus einer performativen Perspektive und zeigte, welches Potenzial narrative Paarinterviews für die geographische Forschung bieten. Ausgangspunkt war die Frage, welche Einblicke in die Aushandlungsprozesse und individuellen Erfahrungen bezüglich raumbezogener Identitätsbildung in der Steiermark empirische Paarinterviews bieten und wie diese Erkenntnisse unser Verständnis von regionaler Identität vertiefen können.
Regionale Identität wurde nicht durch explizite Aussagen über „die Region“ untersucht, sondern durch interaktive Aushandlungen von Emotionen und gemeinsamen Zugehörigkeitserfahrungen. Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass performative Aushandlungsprozesse maßgeblich an der Herausbildung regionaler Identität beteiligt sind – insbesondere dort, wo regionale Verortung gefestigt oder neu verhandelt wird. Durch den Erzählimpuls entwickelte sich in allen geführten Gesprächen eine dialogische und vor allem emotionale Auseinandersetzung, die Einblicke in Echtzeitdynamiken zum Verständnis sozialer Prozesse ermöglichten (Mavhandu-Mudzusi, 2018). Emotionale Themen wie Zuhause, Nostalgie, Stolz oder Unsicherheiten traten sprachlich sowie nonverbal hervor – beispielsweise durch Blicke, Pausen oder Körperhaltungen, die als Indikatoren für emotionale Spannungen, Zustimmung oder Uneinigkeit fungierten.
Paare agieren als „soziale Einheit mit eigener Dynamik und eigenem Operationsmodus“ (Burkart, 2018:12). Die Interviewsituation erzeugte eine spezifische Form von Öffentlichkeit: Die Paare traten nicht nur als Individuen, sondern auch als Paar gegenüber der Forscherin auf, performten ihre Beziehung; grundlegende Werte wurden offengelegt, implizite Aushandlungsprozesse gemeinsamer Vorstellungen sichtbar und Geschlechterrollen verhandelt. Die Gespräche waren oftmals von einer fast theatralischen Darstellung geprägt, in der Emotionen und Werte inszeniert wurden (Goffman, 2003). Über den gemeinsamen Lebensraum zu sprechen – mit dem Menschen, mit dem man den Alltag zum Großteil bestreitet – bedeutet zugleich, gemeinsame Erfahrungen, verinnerlichte Werte sowie Zukunftserwartungen und Kompromisse zu verhandeln. Dadurch interagierten die Paare als Konstrukteure ihrer gemeinsamen sozialen Wirklichkeiten (Logemann und Egli, 2024). Es bleibt aber unklar, welcher Dissens im Paargespräch ausgespart wird (Kruse, 2014:164) und welche Präsentationsfassaden errichtet werden (Przyborski und Wohlrab-Sahr, 2014:124).
Konflikte wie auch Übereinstimmungen, die in den Gesprächen situativ ausgetragen wurden, machten das methodologische Potenzial von Paarinterviews für die geographische Identitätsforschung deutlich (Logemann und Egli, 2024; Przyborski und Wohlrab-Sahr, 2014). Die enge Verflechtung von Emotionen, narrativen Aushandlungsprozessen und performativen Inszenierungen trat hervor – Aspekte, die in Einzelinterviews möglicherweise verborgen geblieben wären. Gleichzeitig lässt sich auch durch die Nutzung von Paarinterviews kein lückenloses Bild von regionalen Identifikationsprozessen zeichnen. Grundsätzlich lassen sich viele beobachtete Dynamiken ebenso auf Orte unterschiedlicher Maßstabsebenen oder Konzepte von „home“ oder „Zuhause“ übertragen. Was hier als regional interpretiert wird, verweist damit auch auf allgemeinere Prozesse räumlicher Verankerung. Das Spezifische der regionalen Identität liegt in der gleichzeitigen sozialen, kulturellen und politischen Rahmung der Region als kollektiver Bezugsgröße – und in ihrer diskursiven wie materiellen Wirkmacht.
Die Forscherin wurde in ihrer zuhörenden Rolle in der Interviewsituation als stilles Gegenüber wahrgenommen, das eine Reflexion ermöglichte (Boyle, 2020:8), in dem klaren Bewusstsein, dass ein Interview keine alltägliche Handlungssituation zeigt. Dieses methodisch kontrollierte Fremdverstehen (Przyborski und Wohlrab-Sahr, 2014) eröffnete Zugang zu subjektiven Bedeutungszuschreibungen und emotionalen Raumbezügen. Die Interviews boten Einblicke in partnerschaftlich verhandelte Raumbezüge und ermöglichten eine Annäherung an jene Praktiken und Deutungsmuster, durch die regionale Zugehörigkeit im Alltag der Paare (re)produziert wird. Gerade durch diese dichte Materialität wird sichtbar, welchen Beitrag die Analyse zur Vertiefung unseres Verständnisses von regionaler Identität leisten kann: Durch die Verbindung eines performativen Forschungszugangs mit der relationalen Methode der Paarinterviews konnten regionale Identifikationsprozesse auf einer situativen, persönlichen Mikroebene sichtbar gemacht werden. Die vier heuristischen Zugänge, angelehnt an Paasi (2003) – emotionale Bindung, räumlich-biografische Verankerung, kulturell-symbolische Rahmung und performative Sichtbarmachung – erwiesen sich als hilfreich, um die Vielschichtigkeit von Zugehörigkeitserfahrungen differenziert zu erfassen und besser zu verstehen.
Zentral ist, dass Emotionen keine Nebenerscheinung, sondern die treibende Kraft regionaler Identifikation sind. Besonders sichtbar wurde dies in Szenen emotionaler Nähe oder Distanz, in denen Paare Identifikation mit ihrer Lebensumgebung nicht nur benannten, sondern affektiv inszenierten (Hostniker, 2022). Spannungen im Dialog – etwa zu Fragen des Wohnorts, sozialer Netzwerke oder gelebter Traditionen – spiegeln grundlegende Aushandlungen von Identität wider. Die Untersuchung macht deutlich, wie stark regionale Identität über Affekte wie Stolz, Zugehörigkeit, Irritation, Nostalgie oder Entfremdung vermittelt wird. Damit ergänzt der Beitrag bestehende theoretische Modelle um eine performative, affektive Perspektive.
Erkenntnisse ergaben sich nicht nur aus dem Inhalt des Gesagten, sondern auch aus deren Darstellung im Gesprächsverlauf (Butler, 1990; Fischer-Lichte, 2017): Zustimmungssignale, Unterbrechungen oder das Aushandeln von Deutungshoheit veranschaulichen, wie regionale Identität in der Gesprächssituation diskursorganisatorisch hervorgebracht wird (Przyborski, 2004). Dabei zeigen Konflikte und Anpassungsprozesse innerhalb der Paarbeziehung, wie unterschiedlich Bindung an einen Ort oder eine Region empfunden wird. Wer trifft die Entscheidung über den Wohnort? Wer empfindet Bindung zur Region, wer Fremdheit? Das reflektiert soziale Hierarchien ebenso wie emotionale Dynamiken.
Soziale Interaktionen erweisen sich in der Analyse als zentrales Moment von Zugehörigkeit, insbesondere in Form von nachbarschaftlichen Netzwerken, Vereinsaktivitäten und alltäglichen gemeinschaftlichen Praktiken. Auch Brauchtum und Rituale wurden häufig als symbolische Ausdrucksformen von Identität thematisiert. Emotionale Bindungen an die Region wurzeln in gelebten Traditionen, historischen Bezügen, Dialekten, gemeinsamen Erlebnissen und sozialen Ritualen (siehe bspw. Birnbaum et al., 2021:190 oder auch Fillipp und Heintel, 2024:58). Damit werden Regionen durch ritualisierte Wiederholungen als soziale und symbolische Einheiten gestärkt (Miggelbrink, 2014). Am Material zeigt sich, dass solche Formen des Engagements stark zur Identifikation beitragen, mehr als geographische oder infrastrukturelle Faktoren. Besonders prägend für regionale Zugehörigkeit sind biografische Wendepunkte. Der Wohnortwechsel als zentraler Punkt, an dem Paare ihre Identität und ihre Realität gemeinsam aushandeln, konnte in den Interviews bestätigt werden: Damit wurde ein Raum für Reflexion und (Neu-)Positionierung im Hinblick auf die Region geöffnet.
Spannendes Erkenntnispotenzial liegt in einer detaillierteren Analyse nonverbaler Interaktionen sowie impliziter Aushandlungen von Beziehungs-, Macht- und Geschlechterverhältnissen, die über das Gesprochene hinausgehen und in dieser Arbeit nicht tiefergehend bearbeitet werden konnten. Das Potenzial weiterführender qualitativer Forschung zur regionalen Identitätsbildung liegt zum einen in der vertieften Untersuchung thematischer Aspekte innerhalb des bestehenden Datenmaterials: Eine sozialstrukturelle Differenzierung der Datensätze ermöglicht den systematischen Vergleich unterschiedlicher lebensweltlicher Kontexte und kann an etablierte Kategorien wie Milieus oder Generationen anknüpfen. Andererseits könnten eine erweiterte Stichprobe sowie die Integration weiterer Methoden die vielschichtigen Verflechtungen zwischen Identität, Raum und Emotion noch differenzierter erfassen.
Die Untersuchung bestätigt bestehende konzeptionelle Zugänge, welche Identität als prozesshaft, kontextuell und sozial eingebettet verstehen (Hall, 1990; Pott, 2007). Gleichzeitig stellt die Methode der Paarinterviews hohe Anforderungen an einen ethisch achtsamen Forschungszugang: Die Gesprächssituation selbst erzeugt Dynamiken, die Einfluss darauf nehmen, wie Identität dargestellt und verhandelt wird. Gerade in der Humangeographie kann und soll die Forschung stärker von der Möglichkeit profitieren, sich die Lebensumstände und Emotionen anderer vorzustellen, sich hineinzuversetzen, in Beziehung zu treten: nicht nur, um das Verständnis für soziale Prozesse zu vertiefen, sondern auch eine sensiblere und empathischere Forschungspraxis zu fördern.
Im Rahmen dieser Studie wurde kein eigener Softwarecode entwickelt oder verwendet.
Die im Rahmen dieser Studie erhobenen und analysierten Interviewdaten enthalten personenbezogene Informationen und können aus Datenschutzgründen nicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Anonymisierte Auszüge können auf begründete Anfrage an die Autorin Forschenden zur Verfügung gestellt werden.
Die Autor:innen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Anmerkung des Verlags: Copernicus Publications bleibt in Bezug auf gerichtliche Ansprüche in veröffentlichten Karten, institutionellen Zugehörigkeiten oder anderen geographischen Begrifflichkeiten neutral. Obwohl Copernicus Publications alle Anstrengungen unternimmt, geeignete Ortsnamen zu finden und im Manuskript anzupassen, liegt die letztendliche Verantwortung bei den Autor:innen.
Ich möchte mich herzlich bei Alexandra Dev Kumar, Ulrich Ermann, Elena Flucher, Jörn Harfst, Malte Höfner, Daniela Lippe und Ernst-Michael Preininger sowie den anonymen Gutachter:innen für ihre Zeit und Mühe sowie die konstruktive Kritik bedanken. Ich bedanke mich außerdem bei meinen Interviewpartner:innen für ihre Zeit, Geduld und Offenheit sowie bei meinem Fördergeber, der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 17 Landes- und Regionalentwicklung und der Universität Graz.
Diese Forschung wurde vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Integrierte Regionalentwicklung) unterstützt.
Dieser Artikel wurde von Marco Pütz redaktionell betreut und durch zwei Expert:innen in einem double-blind Review-Verfahren begutachtet.
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Die hier vorgestellten Überlegungen sind ein Ergebnis aus dem Projekt „Forschungsvernetzung zur Regionalentwicklung in der Steiermark (FoReSt)“, bei dem der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis im Mittelpunkt stand.
In der deutschsprachigen Geographie wurde in diesem Zusammenhang der Begriff „Regionalbewußtsein“ seit Mitte der 80er Jahre sehr kontrovers diskutiert (Blotevogel et al., 1989; Hard, 1987; Pohl, 1993; Weichhart, 1990).
- Kurzfassung
- Einleitung – Was Performativität in der Region zu suchen hat
- Im Kaleidoskop regionaler Identität: Zwischen Raum, Performativität und Zugehörigkeit
- Methodik Paarinterviews: Regionale Identitätskomposition
- Regionale Identität im Dialog – Emotionen, Verankerung, Symbole, Performanz
- Abschluss
- Codeverfügbarkeit
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Finanzierung
- Begutachtung
- Literatur
- Kurzfassung
- Einleitung – Was Performativität in der Region zu suchen hat
- Im Kaleidoskop regionaler Identität: Zwischen Raum, Performativität und Zugehörigkeit
- Methodik Paarinterviews: Regionale Identitätskomposition
- Regionale Identität im Dialog – Emotionen, Verankerung, Symbole, Performanz
- Abschluss
- Codeverfügbarkeit
- Datenverfügbarkeit
- Interessenkonflikt
- Haftungsausschluss
- Danksagung
- Finanzierung
- Begutachtung
- Literatur