Articles | Volume 80, issue 1
https://doi.org/10.5194/gh-80-81-2025
https://doi.org/10.5194/gh-80-81-2025
Standard article
 | 
21 Mar 2025
Standard article |  | 21 Mar 2025

Geographien des Verlusts auf dem Tierfriedhof: Tote Tiere zwischen Subjekt, Objekt und Abjekt

Elisa Kornherr
Kurzfassung

When pets die, their owners often mourn a social loss. Pet cemeteries serve as spaces where this loss can be both experienced and processed. Based on empirical research on pet cemeteries, this article demonstrates that, in addition to the embodied experience of mourning, ambivalent attributions to pets as individualised social partners, material objects, and cadavers requiring hygienic disposal shape the place and the related practices. These attributions characterise dead animals with a multidimensional status, which the article explores through the concepts of subject, object, and abject. Situated within the frameworks of more-than-human geographies and animal geographies, the article argues (1) that analysing the multidimensional status of dead animals provides a productive lens for understanding human-animal relations and illustrates (2) how loss processing can be read in a more-than-human way by focusing on non-human beings, things, and atmospheres.

Share
1 Einleitung

Im Nieselregen stehe ich mit dem Bereichsleiter der Tierkörperbeseitigungsanlage vor mehreren großen Silos. Hier werde das Tiermehl gelagert, erklärt er mir. Bis zur Lagerung im Silo gehen die tierischen Nebenprodukte der „Kategorie 1“ (Material mit hohem Risiko für die Gesundheit) den Weg über Rohwarenannahme, Zerkleinerung, Sterilisation, Trockner, Presse und Mahlanlage. Das Mehl kann als Brennstoff in der Zementindustrie weiterverwertet werden. Über der gesamten Anlage liegt ein leichter, süßlich-würziger Geruch in der Luft.

Die Frau sitzt auf einer Bank im Schatten und erzählt mir von ihrer Hündin Malika. Als die Hündin wegen einer Tumorerkrankung starb, sei das sehr schlimm für sie gewesen. Seit deren Tod komme sie mindestens einmal in der Woche hier auf den Tierfriedhof. Ich entdecke, dass der Name der Hündin auf ihren Unterarm tätowiert ist. Malikas Grab ist das letzte in einer Reihe von kleinen, eingerahmten Parzellen. Mit dem Blick auf die gepflegte Grabstätte, auf der ein großes Foto der Hündin steht, meint die Frau, dass es dieses Grab geben werde, solange sie lebe.

Wie die beiden einleitenden Beobachtungen verdeutlichen, gehen Menschen an verschiedenen Orten sehr unterschiedlich mit toten Tieren um. In einer Tierkörperbeseitigungsanlage findet die Entsorgung und Verarbeitung von Tierkadavern und Bestandteilen toter Tierkörper statt. Der überwiegende Anteil des Materials besteht aus Fleischabfällen der Nutztierindustrie, zu einem geringen Anteil aus Kadavern von Wild- und Heimtieren1. Die Tierkörperbeseitigung erfüllt die Aufgabe der Vermeidung von Krankheiten und macht Tierkörper nach deren Tod in Form von Tiermehl und Tierfett noch nutzbar.

Die zentrale Funktion eines Tierfriedhofs ist es stattdessen, ehemaligen Halter*innen von Haustieren einen Ort für die Trauerbewältigung und das Gedenken an die verstorbenen Tiere zu bieten, mit denen sie ihr Leben teilten. Dieser Ort ist der Bestattung toter Haustiere vorbehalten. So legt beispielsweise die Tierfriedhofsordnung des Tierfriedhofs in Frankfurt am Main in Paragraf 2 fest, dass „im Sinne dieser Ordnung“ nur „Hunde, Katzen, sowie kleine Heimtiere (Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Frettchen, Ziervögel etc.)“ bestattet werden dürfen.

Wie Gesellschaft Tiere kategorisiert, zum Beispiel als Nutztier, Wildtier oder Haustier, entscheidet also darüber, welcher Umgang mit deren toten Körper angemessen erscheint und an welche Orte sie nach ihrem Tod gebracht werden. Tiere sind basierend auf solchen Kategorisierungen in soziale Ordnungen eingebunden, die das gesellschaftliche Verhältnis zu ihnen bestimmen. Haustieren kommt dabei eine Sonderrolle zu, da Menschen sie im Vergleich zu anderen Tierkategorien am stärksten in ihr Leben und alltäglich genutzte Räume integrieren (Philo, 1995:677). Der Tod von Haustieren wird von deren Halter*innen dementsprechend oft als krisenhaftes Erlebnis und als persönlicher Verlust empfunden (Meitzler, 2017:180). Nach Reckwitz (2021:o. S.) bedeutet Verlust „ein Verschwinden, welches markiert, negativ bewertet und häufig mit negativen Affekten verknüpft wird“ [Hervorhebung im Original]. Tierfriedhöfe machen anhand persönlich gestalteter Grabstätten individuell erlebte Verlustempfindungen nach dem Tod eines Haustieres sichtbar. Zudem verweisen sie auf die gesellschaftliche Relevanz des Verlusts von Haustieren.

Tierbestattungen sind ein Phänomen, das Menschen bereits seit prähistorischer Zeit praktizieren (Augstein, 2014). Auch wenn die Bestattung von Haustieren auf Tierfriedhöfen nur eine Möglichkeit ist, mit deren toten Körper umzugehen und ein großer Anteil in Privatgärten begraben oder in Krematorien verbrannt wird, entstanden in Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten vermehrt Tierfriedhöfe in ihrer modernen Form. Im Jahr 2021 lag ihre Zahl bei rund 220 (Neurath, 2021:22; Schröer und Hirsmüller, 2021:18). Der konstante Anstieg seit den 1990er-Jahren spiegelt den zunehmenden Wunsch nach einer „würdigen“ Bestattung von Haustieren wider. Mit der höheren Anzahl an Tierfriedhöfen geht eine verstärkte Ökonomisierung von Tierbestattungen einher (Neurath, 2019:76–77). Marktakteure wie Bestattungsunternehmen für Tiere entwickeln eine Produktvielfalt rund um deren Beisetzung, mit einer großen Auswahl an Särgen, Urnen, Grabsteinen oder Accessoires, in die die Asche der Tiere eingearbeitet ist. Tierfriedhöfe befinden sich überwiegend in städtischen Gebieten. Ein praktischer Grund dafür ist, dass Haustierhalter*innen hier seltener als in ländlichen Gegenden eigene Gärten besitzen, in denen sie die Tiere begraben können (Meitzler, 2018:8). Zudem lässt sich die wichtige soziale Bedeutung, die Haustiere für viele Menschen haben, auf Entwicklungen wie eine zunehmende Urbanisierung und eine damit einhergehende Individualisierung zurückführen (Neurath, 2021:22). Gerade in Städten, in denen viele Menschen alleine in einem Haushalt wohnen, können Haustiere im gemeinsamen Zusammenleben mitunter die elementarsten Sozialpartner sein und Rollen ausfüllen, die sonst andere Menschen einnehmen (Kornherr und Pütz, 2021:122). Solche Entwicklungen schlagen sich auch auf dem Tierfriedhof nieder. Denn die Bestattung von Haustieren auf Friedhöfen kann als sozialer Wandel hin zu einer zunehmenden Vermenschlichung dieser Tiere gedeutet werden (Meitzler, 2017:197).

Der Beitrag verortet sich in den more-than-human geographies (Lorimer, 2014; Whatmore, 2002) und der deutschsprachigen Debatte über mehr-als-menschliche Geographien (Steiner et al., 2022) sowie in den animal geographies (Buller, 2014; Gibbs, 2020; Philo und Wilbert, 2000) beziehungsweise der neuen Tiergeographie (Pütz et al., 2022). Die neue Tiergeographie beschäftigt sich mit raumbezogenen Dimensionen von Mensch-Tier-Verhältnissen, -Beziehungen und -Begegnungen. Prinzipielles Anliegen ist es, einen Beitrag zur Überwindung des Denkens in Dualismen zu leisten. Hybridität, wie zum Beispiel von Whatmore (2002) beschrieben, ist dabei ein zentraler Ansatz: Kategorische Unterscheidungen zwischen Kultur/Natur, Subjekt/Objekt und Mensch/Tier werden nicht als feststehend und allgemeingültig verstanden, sondern als fluide und im Wandel begriffen. Als Gegenentwurf zu einer anthropozentrischen Denkweise fokussiert eine mehr-als-menschliche Perspektive die Verflechtungen zwischen Menschen und nichtmenschlichen Lebewesen und Dingen. Dabei geht es weniger darum, dem „Menschlichen“ seine Bedeutung zu nehmen, als vielmehr die Wirkmächtigkeit des Nichtmenschlichen zu betonen. Zentral sind die Fragen, „wie wir gemeinsam unsere Geographien und Mitwelten ko-produzieren und was dabei für Menschen und Nichtmenschen in jeweils spezifischen Assemblages von Belang ist“ (Steiner et al., 2022:9). In diesem Zusammenhang gewinnen affektive und leibliche Erfahrungen an Bedeutung, indem ihr Potenzial als Untersuchungsgegenstand sowie als methodischer Zugang ergründet wird (Steiner et al., 2022:9).

Obwohl der Tod von Tieren als relevantes Forschungsthema für die interdisziplinären human-animal studies angesehen wird (Johnston und Probyn-Rapsey, 2013; Ullrich und Ulrich, 2014), haben Arbeiten in den animal geographies den Tod von Tieren bisher überwiegend vernachlässigt (Mazhary, 2021:2). Mazhary (2021) betont, dass Sterben und Tod von Tieren wichtige Erkenntnisse für das Verständnis von Mensch-Tier-Verhältnissen liefern können. Dadurch rückt unter anderem in den Blick, welche Tiere (nicht) betrauert werden und welche Rolle die gesellschaftliche Abgrenzung zu Tieren dabei spielt. Anknüpfend an die bisherigen Ausführungen frage ich in diesem Beitrag anhand von Verlustbearbeitung auf dem Tierfriedhof erstens, wie die Analyse des mehrdimensionalen Status toter Tiere ein hilfreicher Zugang zum Verständnis von Mensch-Tier-Verhältnissen sein kann und zweitens, wie eine mehr-als-menschliche Perspektive die Bedeutung des Nichtmenschlichen für den Umgang mit Verlust hervorhebt.

Um Verlustbearbeitung in Bezug auf tote Haustiere verstehbar zu machen, gehe ich im folgenden Kapitel zunächst auf das Verhältnis zwischen Menschen und (toten) Haustieren ein. Dabei diskutiere ich anhand der Begriffe Subjekt, Objekt und Abjekt, wie tote Haustiere einen mehrdimensionalen Status zwischen verstorbenem Sozialpartner, materiellem Ding und verwesendem Kadaver einnehmen. Im darauffolgenden Kapitel umreiße ich, wie eine mehr-als-menschliche Perspektive auf Tierfriedhöfe aussehen kann. Da sich die mehr-als-menschliche Geographie und die neue Tiergeographie als interdisziplinär ausgerichtete Forschungsfelder verstehen (Buller, 2014; Hovorka, 2018; Steiner et al., 2022), ist dieser Beitrag von psychoanalytischen (Kristeva, 1982) und neophänomenologischen (Hasse, 2017a; Schmitz, 2009) Ansätzen inspiriert. Diese Zusammenführung gibt mir die Möglichkeit, Verlustbewältigung auf dem Tierfriedhof aus verschiedenen konzeptionellen Blickwinkeln zu analysieren. Gleichzeitig werden durch die produktive Spannung zwischen den verschiedenen erkenntnistheoretischen Ansätzen Synergiepotenziale sichtbar. Im empirischen Teil des Artikels analysiere ich ethnographische Beobachtungen und narrative Interviews, die ich auf verschiedenen Tierfriedhöfen in Deutschland durchführte, sowie schriftliche Berichte von Menschen, die ihr Haustier bestatten ließen. Auf den Erkenntnisgewinn dieser Analyse hinsichtlich der beiden Fragen des Beitrags gehe ich im Fazit ein.

2 Der mehrdimensionale Status von toten Haustieren

Eine hybride Perspektive wendet sich von dualistischen Denkweisen ab und rückt stattdessen dynamische Verbindungen zwischen Kategorien wie Subjekt und Objekt in den Fokus. Statt eine strikte Trennung von traditionell dichotom gedachten Kategorien zu untermauern, wird der mehrdimensionale Charakter der Forschungsgegenstände betont (vgl. Hovorka, 2018; Whatmore, 2002). Mit Haraway (2008) können vor allem Tiere nicht eindeutig als Subjekte oder Objekte eingeordnet werden. Sie sind demnach „somebody as well as something, just as we humans are both subject and object all the time“ (Haraway, 2008:76).

Empirisch lässt sich der mehrdimensionale Status von Haustieren daran aufzeigen, dass sie gesellschaftlich gleichzeitig als Dinge und als sozial bedeutsame Individuen definiert und dementsprechend behandelt werden. Schon bei der Anschaffung von Haustieren verdeutlicht deren Vermarktung als Konsumgüter ihre Behandlung als Objekte. Aussehen oder Charakter der Tiere werden als Produkteigenschaften in Wert gesetzt. Dabei sind sie als Handelsgüter in Märkte für Haustiere eingebunden (Pütz und Poerting, 2020:131–133). Dass Tiere in diesem Kontext aber nicht ausschließlich als Sachen behandelt werden, zeigt sich daran, dass ihr Warencharakter durch ihre Lebendigkeit bestimmt ist (Collard, 2014; Pütz, 2021). Diese Lebendigkeit ist nicht nur für ihre Kommodifizierung entscheidend, sondern grundlegend für die Zuschreibung eines Subjektstatus. Wie Jürgens et al. (2022:119) darstellen, verstehen Haustierhalter*innen ihre Tiere als Individuen, deren eigene, artspezifische Bedürfnisse die Menschen im Verlauf des Zusammenlebens zunehmend erkennen und sich danach ausrichten. Im gemeinsam gestalteten Leben sehen Halter*innen sie häufig als Familienmitglieder an (Irvine und Cilia, 2017). Tuan (1984) legt dar, dass sich Beziehungen, die von positiven Emotionen für Haustiere geprägt sind, trotzdem durch Machtausübung über die Tiere kennzeichnen. Domestizierung versteht Tuan (1984:99–101) deshalb als Prozess der dominierenden Kontrolle von Tieren zum Zweck der Anpassung an Menschen. Auch Nast (2006:900) führt an, dass Haustiere innerhalb sozialer Beziehungen zu Menschen „love objects“ bleiben, wobei die Beziehung zwischen ihnen und ihren Besitzer*innen durch eine Machtasymmetrie zugunsten der Menschen gekennzeichnet ist. Denn Halter*innen entscheiden zu einem Großteil darüber, wie das Leben ihrer Tiere gestaltet wird und häufig auch, wann es durch das Einschläfern beendet wird (Nast, 2006:900–902). Nach dem Tod eines Haustieres bleibt es ein Objekt, bei dem die Besitzer*innen bestimmen, wie sie mit ihm umgehen und inwiefern sie sich weiter darum kümmern wollen. Zudem werden die Tiere fortwährend ökonomisch in Wert gesetzt, zum Beispiel von Tierbestattungsunternehmen. Gleichzeitig ist im Kontext des Tierfriedhofs der zugeschriebene Subjektstatus weiterhin bedeutsam. Da Tiere nicht bestattet werden müssen, sondern wie eingangs beschrieben auch entsorgt und verwertet werden können, hebt deren Begräbnis auf einem Tierfriedhof ihre soziale Bedeutung hervor. Nach Kean (2013:21) steht ein Grab auf einem Tierfriedhof für den Verlust eines Tieres als individualisiertes, soziales Gegenüber. Indem Haustierhalter*innen ihr Tier auf einem Tierfriedhof bestatten, geben sie zu verstehen, dass sie den Tod ihres Tieres als sozialen Verlust empfinden.

Analytisch lassen sich die sozialen und emotionalen Dimensionen von Verlust nur in Verbindung mit körperlich-materiellen Dimensionen verstehen. Hier kann an Benkel (2013) angeknüpft werden, der bei verstorbenen Menschen zwischen einer (subjektiv lebendigen) Erinnerungsfigur und dem (objektiv toten) biologischen Körper unterscheidet. Die Erinnerungsfigur ist „Impulsgeber für Erinnerungsleistungen, für emotionale Regungen“ und „potenzieller Ansprechpartner einseitiger Dialoge“ (Benkel, 2013:64). Damit kann diese Figur im Leben von Hinterbliebenen weiterhin sozial lebendig sein. Der materielle Körper, der auf dem Friedhof begraben wird, ist dagegen eindeutig tot. Da beide Dimensionen miteinander verbunden sind, beschreibt Benkel (2013:89) die Leiche als „Subjekt-Objekt-Gemisch“. Dieser hybride Status von Leichen zwischen ehemaligem Sozialpartner und totem Körper lässt sich ebenfalls für verstorbene Haustiere postulieren.

Rückt die Leiche eines Tieres in den Blick, darf nicht übersehen werden, dass diese durch den Tod gekennzeichnet und körperlichem Verfall ausgesetzt ist. Tote Tiere erscheinen also als verwesende und potenziell abstoßende Kadaver. Um diese Dimension des toten Tieres näher zu analysieren, begreife ich den Körper eines toten Haustiers in Anlehnung an Kristeva (1982) als Abjekt. Häufig wirkt Abjekthaftes abstoßend und bedrohlich. Kristeva (1982:4) begründet dies damit, dass das Abjekt internalisierte Ordnungen herausfordert und beschreibt es als etwas, „what disturbs identity, system, order. What does not respect borders, positions, rules. The in-between, the ambiguous, the composite“.2 Kristeva (1982:3–4) selbst nennt den toten Körper als Paradebeispiel für das Abjekt. Er konfrontiert die Lebenden mit ihrer eigenen Sterblichkeit und ruft dadurch eine Krise hervor. In Bezug auf Kristeva beschreiben Creed und Hoorn (2016:98–99) den toten Tierkörper als Abjekt. Sie beziehen sich dabei auf den Verfall des Körpers und Ängste, die dieser Prozess hervorrufen kann: „The dead animal reminds the human of its own abject and borderless future” (Creed und Hoorn, 2016:99). Nach Schramm (2021:79) manifestiert sich der „Zustand des Abjekten […] in der Abwesenheit bzw. Ungewissheit einer klaren Grenze – in der Unmöglichkeit Subjekt und Objekt, Innen und Außen, Eigenes und Fremdes zu trennen“. Um eine Ordnung aufrechtzuerhalten, die existenziell für die Konstitution des Selbst und der Gesellschaft ist, kennzeichnen Menschen das Abjekt als das Andere des Selbst und sind ständig bestrebt, sich von ihm abzugrenzen (Pfaller und Schetsche, 2021:1–2). Es gibt bereits Arbeiten zum toten Körper als Abjekt, an die ich anknüpfen kann. Sie weisen darauf hin, dass der Umgang mit dem toten Körper darauf abzielt, ihn zu kontrollieren und aus der Welt der Lebenden auszuschließen (Sheppard-Simms, 2016; Woodthorpe, 2016). Als Antwort auf die Bedrohung der abjekthaften Leiche für Grenzziehungen, die elementar für die gesellschaftliche Ordnung sind, werden auf dem Friedhof Rituale wie die Beerdigung praktiziert, die den Körper in einen kontrollierbaren Zustand transformieren sollen (Petersson, 2016:153–154). Übertragen auf den Tierfriedhof ergeben sich also interessante Spannungen zwischen einer Abgrenzung zum toten Körper und einer Hervorhebung der sozialen Bedeutung des Tieres.

3 Mehr-als-menschliche Perspektive auf Tierfriedhöfe

Tierfriedhöfe sind Orte, die stark von den Emotionen geprägt sind, die Menschen in Verbindung zu den dort begrabenen Tieren spüren (Lorimer, 2019). Maddrell und Sidaway (2016) betrachten „deathscapes“ als Räume und Orte, die sich durch die Verknüpfung mit Tod, Verlust und Gedenken sowie emotionale Bedeutungszuschreibungen auf individueller oder kollektiver Ebene kennzeichnen. Tote sind in ihrer materiellen oder imaginären Form eng mit diesen Räumen verwoben, weshalb sich Lebende, die sich in diesen Räumen aufhalten, mit ihnen verbunden fühlen können (Romanillos, 2015:561; Young und Light, 2016). Im Feld der animal geographies wird die Betrachtung dieser Räume erweitert, indem in den Blick genommen wird, „how these spaces are produced in part by discourse, politics, representation, and the material presence of non-human death“ (Pitas und Shcheglovitova, 2019:18). Tierfriedhöfe verstehe ich im Folgenden als Orte, die materiell wie imaginär mit dem Tod von nichtmenschlichen Lebewesen verbunden sind und für deren Gestaltung die Verbindungen von Menschen, toten Tieren und anderen mehr-als-menschlichen Elementen zentral ist.

Tierfriedhöfe weisen große Ähnlichkeiten zu Menschenfriedhöfen auf, weshalb Menschenfriedhöfe ein stetiger Bezugspunkt zur Erklärung von Phänomenen auf Tierfriedhöfen sind. Zum Beispiel werden sepulkralkulturelle Rituale übernommen (Meitzler, 2017:197) und die allgemeine Gestaltung der Gräber mit Grabfläche, Grabstein und Grabschmuck ähnelt sich. Bestattungen auf dem Tierfriedhof sind damit stark an den Umgang mit menschlichen Leichen angepasst (Neurath, 2019:302–303). Andere Umgangsweisen mit toten Tierkörpern wie Begräbnisse im eigenen Garten oder die Verwertung in einer Tierkörperbeseitigungsanlage sind stattdessen nur für Tiere möglich. Dennoch bestehen Unterschiede zwischen Menschen- und Tierfriedhöfen. Auf Tierfriedhöfen gibt es beispielsweise freiere Gestaltungsmöglichkeiten für die Grabstätten. Haustierhalter*innen nutzen diese häufig dafür, ihren Verlust in Inschriften und mit Grabdekoration persönlicher und emotionaler darzustellen (Neurath, 2019:303–306). Tiergräber charakterisieren sich also insbesondere dadurch, dass die ehemaligen Besitzer*innen ihrer Verbundenheit zu den Tieren gestalterisch Ausdruck verleihen.

Der Verbindung von Menschen zu ihren verstorbenen Haustieren kann sich mit einem erweiterten Verständnis von agency angenähert werden. Basierend auf dem agency-Konzept der neuen Tiergeographie wird Handlungs- oder Wirkungsmacht von Tieren relational definiert (Lorimer, 2015:25–26; Philo und Wilbert, 2000). Bezugnehmend auf Latour (vgl. z. B. 2005) meint agency damit das Vermögen von Tieren, Veränderungen bei anderen Lebewesen oder Dingen zu bewirken. Einige Arbeiten zu agency in Mensch-Tier-Beziehungen betonen, dass sich Wirkungsmacht von Tieren darin zeigt, dass sie Emotionen bei Menschen auslösen (Atchison, 2019; Lorimer, 2007). So verstanden, lässt sich agency auch toten Haustieren zusprechen – analog zu Arbeiten zur agency toter Menschen. Maddrell (2013) führt hier den Begriff der „absence-presence“ an, der einfängt, dass Praktiken, die Menschen in Bezug auf Verstorbene ausführen, die andauernde Dynamik der emotionalen Verbindung zu diesen aufzeigen. Dabei wird Verstorbenen agency zugeschrieben, da sich Handlungen Lebender auf die Toten ausrichten und deshalb nur in Bezug zu ihnen verstanden werden können. Dies lässt sich unter anderem an der Gestaltung von Denkmälern ablesen, die von Hinterbliebenen mit Gegenständen geschmückt werden, die sie in Zusammenhang mit den Toten bringen oder an denen sie durch Inschriften ausdrücken, dass deren Verlust sie noch immer beeinflusst (Maddrell, 2013:508–511). Es kann also davon gesprochen werden, dass die weiterhin bestehenden Verbindungen zu Toten die Handlungen Hinterbliebener anleiten (Benkel, 2013). Übertragen auf den Tierfriedhof ist die Verlustbearbeitung der Haustierhalter*innen auf die verstorbenen Haustiere ausgerichtet und erlangt daher relational zu diesen ihren Sinn.

Bestandteil der Verlustbearbeitung ehemaliger Haustierhalter*innen auf dem Tierfriedhof ist die materielle Gestaltung der Gräber. Um den Zusammenhang zwischen gestalterischen Elementen und Emotionen konzeptionell fassen zu können, lohnt es sich, auf die affektiven Erlebensqualitäten von Friedhöfen, insbesondere Arbeiten zu (Friedhofs-)Atmosphären genauer einzugehen. Der hier genutzte Atmosphärenbegriff geht auf die Neue Phänomenologie (Schmitz, 2009) und ihre Übertragung auf die Humangeographie (z. B. Hasse, 2017a) und Soziologie (z. B. Gugutzer, 2017) zurück. Das Erkenntnisinteresse der Neuen Phänomenologie liegt darin, leibliche Erfahrungen von Menschen freizulegen und zugänglich zu machen (Schmitz, 2009:7). In den human-animal studies gibt es in jüngerer Zeit Arbeiten, die Konzepte der Neuen Phänomenologie für die Analyse von Mensch-Tier-Interaktionen in Wert setzen und Anknüpfungspunkte für mehr-als-menschliche Perspektiven eruieren (vgl. Kornherr, 2023; Pütz, 2023). Bezugspunkte sind dabei Arbeiten, die die Neue Phänomenologie als konzeptionelle Grundlage für eine „transhumane Soziologie“ nutzen (Gugutzer, 2017; Uzarewicz, 2011). Der hier verwendete neophänomenologische Blick auf Atmosphärenerleben setzt daran anknüpfend menschliche Erfahrungen ins Zentrum der Betrachtung, rückt dabei aber gleichzeitig leibliche Verbindungen mit anderen Lebewesen oder Dingen ins Licht. Hasse (2005:224) konzipiert konkret Friedhofsatmosphären über ihre Verwobenheit mit Gefühlen, die auf Beziehungen zu den Verstorbenen aufbauen. Eine Atmosphäre auf einem Friedhof ist „nicht lokalisiert wie das Grab oder Mausoleum; sie umwebt vielmehr den Raum des Friedhofs wie den des Grabes, hüllt je spezifische Orte ein und macht sie zu situativ besonderen, gefühlsmäßig aufgeladenen Orten“ (Hasse, 2016:97). Friedhofsatmosphären sind demnach mythische Vermittler zwischen Lebenden und Toten, die sich im Zusammenspiel von materiellen Symbolen und Raumgestaltung durch Architektur oder Bepflanzungen herausbilden. Atmosphären können mit einem gezielten Arrangement dieser Elemente bewusst inszeniert werden (Hasse, 2016). Sie unterliegen darüber hinaus Gestaltungseinflüssen, die Menschen nicht steuern, wie zum Beispiel dem Wetter (Hasse, 2017c:49). Gugutzer (2020:387) merkt bei der Entwicklung einer soziologischen Atmosphärenforschung an, dass Atmosphären eine soziale Bedeutung besitzen, da sozial Handelnde stets in Atmosphären eingebunden sind. Zudem werden soziale Ordnungen unter anderem über atmosphärisch wirkungsvolle Rituale vermittelt. Auch die Konzeptualisierung leiblicher Kommunikation von Menschen und Tieren basiert fundamental auf atmosphärischen Elementen, die jede Begegnung und Kommunikationssituation ko-konstituieren (Pütz, 2023:258–263). Aufeinander bezogene leibliche Kommunikation zwischen Menschen und ihren lebendigen Haustieren, zum Beispiel im Streicheln oder Füttern, ist mit begrabenen Tieren nicht mehr möglich. Stattdessen ist die gespürte Verbindung zu den Tieren auf Tierfriedhöfen primär über Atmosphären vermittelt. Innerhalb der räumlichen Grenzen von Tierfriedhöfen ist die ästhetische Gestaltung darauf ausgerichtet, dass Friedhofsbesucher*innen kollektive Trauer und gemeinschaftliches Gedenken an verstorbene Haustiere atmosphärisch erleben können. Die Erinnerung an die soziale Beziehung zu den Haustieren und das Vorhandensein ihrer körperlichen Überreste ist für das Atmosphärenerleben elementar, weshalb die toten Tiere wirkmächtige Bestandteile der Atmosphären sind.

4 Methodischer Zugang zur Untersuchung von Tierfriedhöfen

Für meine empirische Forschung besuchte ich, teilweise mehrfach, vier Tierfriedhöfe in verschiedenen Bundesländern. Da ich Eindrücke von unterschiedlichen Friedhöfen einfangen wollte, lagen zwei in Großstädten (Dortmund, Frankfurt am Main), einer am Stadtrand einer kleineren Stadt (Bad Homburg) und ein weiterer in Form eines Ruhewaldes im ländlichen Bereich (in der Nähe von Coburg). Zudem besichtigte ich zwei Betriebe, die die Beseitigung toter Tierkörper durchführen. Der Besuch der Tierkörperbeseitigungsanlagen diente einer umfangreicheren Kontextualisierung und Ergänzung der auf den Friedhöfen gewonnenen Eindrücke. Methodische Ansätze der human-animal studies versuchen einzufangen, wie Tiere die Welt mitgestalten und inwiefern sie dabei den Forschungsprozess beeinflussen. Ziel dieser methodischen Konzepte ist es, die Verwobenheit von Menschen, Tieren und umgebender Welt zu erfassen und darstellen zu können (Bell et al., 2018; Colombino und Bruckner, 2023). Mit diesem Fokus führte ich neun ethnographische Beobachtungen und narrative Interviews mit neun Personen durch. Zusätzlich hielt ich Eindrücke vor Ort in Fotografien fest, um die sprachliche Repräsentation zu ergänzen und zu verdichten (vgl. Hasse, 2017b:79–80). Ich fotografierte sowohl mehr als hundert einzelne Gräber als auch umfassendere Szenerien.

Während der Beobachtungen nahm ich zum Beispiel nach vorheriger Absprache mit den Beteiligten an einer Beerdigung teil. Es ergaben sich bei anderen Friedhofsbesuchen spontan Gespräche mit Personal wie Gärtner*innen, mit denen ich mich über ihre Arbeit unterhielt, und mit Friedhofsbesucher*innen, die mir auf Nachfrage das Grab ihres Tieres zeigten und etwas über das verstorbene Tier und die Grabgestaltung erzählten. Im Sinne „mehr-als-menschlicher Ethnographien“ (Schröder, 2022:317) rückt das leibliche Spüren der forschenden Person in den Fokus. Dies zielt bei der Untersuchung von Mensch-Tier-Beziehungen unter anderem darauf ab, einzufangen, wie Menschen von Tieren affiziert werden. Bei den Beobachtungen war ich selbst affektiv in dortige Atmosphären eingebunden, weshalb ich mein Erleben dieser Situationen für den Erkenntnisgewinn in Wert setzen und als autoethnographische Reflexionen in die Beschreibungen aufnehmen konnte.

Ausführlichere Gespräche führte ich in Form narrativer Interviews (vgl. Fischer-Rosenthal und Rosenthal, 1997) mit Personen, die beruflich im Bereich der Tierkörperbeseitigung oder auf dem Friedhof arbeiteten, sowie mit Menschen, die ihr Tier auf dem Tierfriedhof bestatten ließen. In Anlehnung an Kusenbach (2003) konzipierte ich die Interviews vor Ort als go-alongs, spezifischer als multispecies go-alongs (Kornherr und Pütz, 2022:3–4). Bei multispecies go-alongs wirkt sich die Präsenz von Tieren auf die Erzählungen aus. So gaben nicht nur die erzählgenerierenden Fragen, sondern auch das Vorhandensein der toten Tiere und die Friedhofsumgebung Gesprächsimpulse für die Interviews. Bei multispecies go-alongs auf dem Tierfriedhof besteht die Besonderheit, dass die toten Tiere das Gespräch lediglich implizit beeinflussen und deshalb im Vergleich zu go-alongs mit lebenden Tieren das Verhalten der Menschen stärker im Vordergrund steht. Die bei den Interviews eingefangenen Schilderungen und Beobachtungen fasse ich anknüpfend an Jones (2023:79) als Narrationen, die den Einfluss von Tieren sensibel aufnehmen. Auch wenn diese Erzählungen stets menschliche Darstellungen bleiben, sollen sie nicht nur etwas über die Tiere aussagen, sondern Beschreibungen sein, die mit ihnen entstanden sind.

Der Verlust eines Haustieres ist für viele Menschen ein zutiefst emotionales Thema, weshalb ein rücksichtsvoller Umgang mit persönlichen Grenzen notwendig ist. Dies wirkte sich auf die Datenerhebung insofern aus, als dass einige Personen zwar bereit waren, sich kurz mit mir zu unterhalten, ein Interview aber ablehnten, da der Tod ihres Haustieres noch starke negative Emotionen bei ihnen hervorrufe und sie sich diesen bei einem Interview ungern aussetzen würden. Pierburg et al. (2023:Absatz 6) halten hierzu fest, dass sich ein kommunikativer Austausch bei der Forschung auf Friedhöfen schwierig gestalten kann. Eine Möglichkeit, trotzdem mehr über die Erfahrungen und Motivationen von ehemaligen Halter*innen zu erfahren, die ein Haustier auf dem Tierfriedhof bestatten ließen, stellen selbstverfasste, schriftliche Berichte der Betroffenen dar. Eine Person, die ich im Prozess der Datenerhebung kennenlernte, übergab mir ein selbstverlegtes Buch, in dem sie und weitere Personen ihre Erlebnisse mit dem Tod des Haustieres und dem Tierfriedhof beschreiben. Diese Berichte konnte ich als Ergänzung zu den Beobachtungen und Interviews mit codierenden Verfahren nach der qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Kuckartz und Rädiker, 2022) auswerten, wobei ich mich insbesondere auf Narrationen fokussierte, da in ihnen der Einfluss toter Tiere und anderer mehr-als-menschlicher Elemente auf den individuellen Umgang mit Verlust auf dem Tierfriedhof besonders deutlich wird.

5 Umgang mit Verlust auf dem Tierfriedhof

In der folgenden Analyse der Beobachtungen, Interviews und schriftlichen Berichte nehme ich zuerst in den Blick, wie der mehrdimensionale Status der toten Haustiere zwischen Subjekt, Objekt und Abjekt den Umgang mit ihnen auf dem Tierfriedhof prägt. Dafür fokussiere ich die Bestattung als Praxis, bei der die Auseinandersetzung mit dem toten Körper im Vordergrund steht. Danach führe ich aus, wie Haustierhalter*innen bei Friedhofsbesuchen nach der Beerdigung die soziale Dimension des Verlusts erleben und welche Rolle dabei mehr-als-menschliche Einflussfaktoren spielen.

5.1 Tote Tiere zwischen Subjekt, Objekt und Abjekt

Bestattungen dienen der rituell vermittelten Verabschiedung der Toten (Hasse, 2016:100). Wie bei Menschenbestattungen kommt bei Tierbestattungen der Auseinandersetzung mit dem toten Körper eine wichtige Funktion zu. Ein Friedhofsbetreiber, der gleichzeitig ein Bestattungsunternehmen für Tiere führt, beschreibt die Aufbereitung des toten Körpers vor der Beerdigung:

Sowohl beim Tierarzt als auch bei uns werden aus hygienevorschriftsrechtlichen Gründen die Tiere tiefgekühlt gelagert. […] 99 % der Tierärzte geben sich beim Einpacken der Tiere überhaupt keine Mühe, die kommen in diesen Kremierungsbeutel und da liegen die so (macht eine Verrenkung nach) und werden dann eingefroren. Und dann holen die [Haustierhalter*innen] ihr Tier da ab, bringen es selber hier her, packen das aus und rennen schreiend davon. Weil das furchtbar ist. Deshalb haben wir jetzt-, versuchen wir jetzt eigentlich immer diesen Weg zu gehen über uns bei der Bestattung. Wir frieren die auch ein. Und wenn wir die so vom Tierarzt kriegen, so verknödelt, dann legen wir die bei uns in die Tiefkühltruhe. So und jetzt wird dann ein Bestattungstermin vereinbart, an dem die dabei sein können. Und da guck ich dann immer, dass wir Zeit haben, das Tier bei uns in dem Bestattungsbüro aufzutauen, sodass man das anständig hinlegen kann, dass die Leute keinen Schreck kriegen.

Wie der Tierkörper hier behandelt wird, hängt von verschiedenen Zuschreibungen ab. Einerseits gilt er aufgrund gesetzlicher Regelungen als hygienisches und gesundheitliches Risiko, was die tiefgekühlte Lagerung erforderlich macht. Zusätzlich betrachten die Halter*innen den toten Körper als noch vorhandene Hülle des lebenden Tieres, die nach dem Tod emotional bedeutsam bleibt. Um der emotionalen Bedeutung des toten Tieres für die Halter*innen Rechnung zu tragen, findet bei der Aufbereitung eine Transformation des Körpers statt. Dabei bemüht sich der Bestatter, ein optisches Abbild des lebendigen Tieres zu schaffen. Wenn die Trauernden die Tiere vor der Bestattung noch einmal sehen, sollen sie nicht von deren Anblick in verrenkter Körperposition negativ affiziert werden. Denn die unnatürliche Körperhaltung des eingefrorenen Tieres ist eine Konfrontation mit dessen Andersartigkeit im Vergleich zu seiner lebenden Version. Da ich den toten Tierkörper in Anlehnung an Kristeva (1982) als Abjekt begreife, verstehe ich die Aufbereitungspraktiken als Mittel, um seinen abjekthaften Charakter zu transformieren. Der Schutz des menschlichen Subjekts vor der Konfrontation mit dem Abjekt und der damit einhergehenden Erinnerung an den unausweichlichen Tod (vgl. Sheppard-Simms, 2016:10) ist hier als Handlungsmotivation zentral. Inwiefern bei entsprechender Aufbereitung des Körpers die Begegnung mit diesem an sein lebendiges Abbild erinnern kann, zeigt ein Zitat über eine Beisetzung aus dem schriftlichen Bericht des Halters von Hund Spencer3:

Am Tag der Beerdigung brachte uns der Bestatter den Hund in einer Decke gehüllt, legte ihn auf eine Bank und nahm die Decke beiseite. Es war traurig und doch auch tröstlich zugleich: Spencer war da, man glaubte, er schlafe – das Fell war struppig wie immer, und er roch wie zu Lebzeiten. Die Situation war ziemlich unwirklich.

Die Inszenierung des Tieres als lebendiges Abbild verdeckt die abjekthafte Verwesung des Körpers. Die Aufbereitung ist so gestaltet, dass sie Fragmente der Begegnung mit dem lebendigen Tier reproduziert, wie die Berührung des Fells und das Wahrnehmen des Geruchs des Tieres. Verstanden werden kann dies als Versuch, die positiv erlebte leibliche Interaktion zu konservieren.

Hier liegt es nahe, die lebensechte Darstellung des Tieres als schützendes Element vor der Krise des Verlusts zu lesen. Denn auch im weiteren Verlauf der Bestattung findet eine Abgrenzung zum krisenbehafteten toten Körper statt. Im Zitat über die Beerdigung von Spencer wickelt der Bestatter den Körper vor der Niederlegung in das Grab in eine Decke ein. So wie es Hasse (2016:103) für die Verdeckung des menschlichen Leichnams in einem Sarg anführt, die dabei helfen kann, den Verstorbenen von sich zu distanzieren, geschieht dies auch bei der Verhüllung des Tierkörpers mit Stoff. Auf diese erste Schutzschicht folgt die zweite Schutzschicht aus Erde, mit der das Grab aufgefüllt wird. Die Beerdigung stellt damit ein Ritual dar, das die Lebenden von Tod und Verlust als Gefahren für die Ordnung der Gesellschaft und für die Konstituierung des Selbst abgrenzt. Sie vermittelt den Lebenden den Eindruck, sie könnten diese Gefahren kontrollieren und sich davon lossagen (Petersson, 2016:153–154; in Bezug auf Kristeva, 1982:109). Regeln und Konventionen bilden dabei den Rahmen für die Verlustbearbeitung, die ein Empfinden von Sicherheit vermitteln sollen (Benkel, 2015:347).

Dennoch zeigen sich in Bezug zum toten Tierkörper Unsicherheiten bei den Haustierhalter*innen. Eine Frau schildert in einem schriftlichen Bericht zum Beispiel, dass die Frage nach dem Zustand des toten Körpers sie im Gespräch mit einer anderen Friedhofsbesucherin beschäftigt:

Ich gehe noch mal zum Grab unseres Hundes. […] Ich überlege, was noch von ihm übrig geblieben ist, wie so manches Mal. Aber sie meint, da sei wohl nichts mehr. Ja, wahrscheinlich liegen da nur noch Knochen, aber sicher sind wir nicht.

Da die körperliche Transformation des Hundes in Form der Verwesung nicht einsehbar ist, weil sie unter der Erde stattfindet, besteht eine „Krise der Ungewissheit“ (Schramm, 2021:77). Denn obwohl den Menschen bewusst ist, dass der Körper seine ursprüngliche Gestalt verliert, können sie diesen Prozess nicht unmittelbar nachvollziehen. Indem sich die Grenzen des Körpers materiell auflösen, wird die Einordnung des Leichnams als Subjekt oder Objekt irritiert. Nach einiger Zeit ist der Körper weder ein Abbild des lebendigen Individuums noch ein vollständiges Objekt in Form von Knochen. Hierbei fällt eine eindeutige Grenzziehung schwer, was den abjekthaften Zustand toter Körper verdeutlicht (vgl. Woodthorpe, 2016:66).

Neben dem abjekthaften Status des toten Tierkörpers ist dieser dadurch gekennzeichnet, dass für die Haustierhalter*innen die körperliche Hülle sinnbildlich für das Tier als wertvolles soziales Subjekt steht. So betonen mehrere Haustierhalter*innen, dass es ihnen wichtig sei, die Tiere angemessen zu beerdigen. Ein Halter erzählt, dass ein negatives Erlebnis bei der Entsorgung seines toten Hundes der Auslöser dafür war, nachfolgende Haustiere auf dem Tierfriedhof zu bestatten:

Wo unser Pekinese abgeholt worden ist von diesem sogenannten Abdecker, da habe ich noch aus dem Fenster geguckt. Der hat den regelrecht in seinen Wagen fliegen lassen wie ein Stück etwas. […] Der war eingepackt und der ist gerade so über die Schulter geflogen wie ein Stück etwas. Und da stellst du dir auch vor: Hoppala, den hast du jetzt auch 16 Jahre gehabt. […] Das wolltest du nicht noch einmal erleben. Das hat sich auch erstmal so in den Kopf eingebrannt.

Dass der Pekinese im Prozess der Tierkörperbeseitigung als „Stück etwas“ behandelt wird, ruft beim Tierhalter Unbehagen hervor. Auch wenn der Hund als Tierkadaver, der aus hygienischen Gründen entsorgt werden muss, einen Objektstatus besitzt, wird er gleichzeitig in der Rolle des langjährigen Gefährten vom Besitzer als noch vorhandene körperliche Repräsentation des Subjekts gesehen. Der Umgang mit dem Tierkörper entspricht somit nicht dem zugeschriebenen Wert des Subjekts und der über die Jahre gewachsenen persönlichen Beziehung.

Der Tierfriedhof erscheint als Gegenentwurf zur Tierkörperbeseitigungsanlage und zum Verständnis von toten Haustieren als Kadavern, bei denen primär die Entsorgung aus Gründen der Seuchenabwehr im Vordergrund steht. Bei einem Interview nach der Beerdigung einer Katze wird deutlich, dass die Bestattung des Körpers auf dem Tierfriedhof im Empfinden der Besitzer*innen der persönlichen und emotionalen Beziehung Rechnung trägt. Die Halterin beschreibt dies so: „Hauptsache, sie haben ein Plätzchen, wo sie ihre Ruhe finden. […] Das ist ein Familienmitglied. […] Sie waren eigentlich 24 Stunden in der Familie mit.“ Der andere Halter der Katze fügt bestätigend an: „Wir waren halt ein Rudel.“ In Bezug auf diese Aussagen lässt sich die Arbeit von Irvine und Cilia (2017) anführen, die Familie als etwas beschreiben, das neben menschlichen Beziehungen auch durch mehr-als-menschliche Verbindungen entsteht. Haustiere sind im Empfinden ihrer Besitzer*innen Teil dieser Arrangements und gestalten familiäre Beziehungen mit.

Für den Umgang mit dem toten Körper ist also die soziale Bedeutung, die Menschen dem verstorbenen Tier zuschreiben, von grundlegender Relevanz. Das Tier wird als Subjekt gesehen, das in soziale Beziehungen mit Menschen eingebunden war. Individuelle Verbindungen zum Tier werden bei Ritualen der Verlustbearbeitung rekapituliert. Dies zeigt sich in der Aussage eines Friedhofsbetreibers, der in einem Interview von einer eindrücklichen Beerdigung erzählt:

[Der Haustierhalter] hatte alle die Freunde eingeladen, die das Tier schon mal-, die das Tier kannten. Die kamen aus Freiburg, aus Norddeutschland. Also es waren insgesamt zehn Leute da. Und es war eine Trauerfeier von zweieinhalb Stunden. Für einen Mops. […] Jeder hatte dann eine Rose in der Hand und hat jeder eine Geschichte erzählt, was er mit dem Tier erlebt hat. Deswegen dauerte das auch so lange. […] Und dann alles Gute, und Tschüss, und die Rose dann da reingelegt.

Hier ist, wie Meitzler (2017:197) beschreibt, die Übernahme von Bestattungspraktiken ersichtlich, die sich sepulkralkulturell im Umgang mit toten Menschen ausgebildet haben. Die Adaption von Praktiken wie Blumen mit ins Grab zu geben und die menschenähnliche Bestattung des Mopses verdeutlichen die Personalisierung und Individualisierung des Tieres. Im Erleben der Haustierhalter*innen ist es nicht „nur ein Tier“, das gestorben ist, sondern ein soziales Gegenüber, mit dem sie gemeinsame Erlebnisse teilen.

5.2 Mehr-als-menschliche Einflüsse auf den Umgang mit Verlust

Lorimer (2019:332) beschreibt den Tierfriedhof als Ort, „where the dead are put to work, cohabiting with the living“. Diese Kohabitation zeichnet sich durch die emotionale Verbindung aus, die lebende Menschen zu ihren toten Tieren auf dem Friedhof aufrechterhalten. Andauernde Friedhofsbesuche nach der Bestattung verdeutlichen dieses Aufrechterhalten der Verbindung zum toten Tier und damit die fortbestehende soziale Bedeutung des Tieres im Leben seiner Halter*innen. Der materielle Körper, der nun unsichtbar unter der Erde liegt, rückt in den Hintergrund und die Erinnerungsfigur des Tieres in den Vordergrund. Für die Verlustbearbeitung nehmen mehr-als-menschliche Einflüsse, also Tiere, Grabschmuckartefakte oder Atmosphären, eine wichtige Rolle ein.

Atmosphären sind elementar für das Raumerleben auf dem Tierfriedhof. Als „Medien leiblicher Kommunikation“ (Hasse, 2015:234) vermitteln sie „auf spürbare Weise etwas vom Wesen eines Ortes“ (Hasse, 2015:250). Ziel mancher Haustierhalter*innen ist es, eine bestimmte Atmosphäre herzustellen, von der sie selbst beim Besuch des Friedhofs affektiv ergriffen werden. Sie versuchen also, eine Atmosphäre auf dem Tierfriedhof bewusst zu erschaffen. Verdeutlichen lässt sich das an einer Beobachtung, bei der mir eine junge Frau das Grab ihres Hundes Benjo zeigt:

Ich sage ihr, dass es mich überrascht, wie gepflegt es hier aussieht, da ich vor einigen Wochen schon einmal hier war und der Bereich damals noch stärker wildbewachsen war. Sie freut sich, dass mir die Veränderung auffällt und erzählt, dass sie den Baum neben dem Grab schmückte, um sich dort wohler zu fühlen. Im Baum hängen Traumfänger und Schmuckbänder aus hellem Garn, die sich leicht im Wind bewegen. Darunter hat sie eine weiße Bank platziert, von der aus sie auf Benjos Grab blicken kann, das sie mit frischen Blumen dekoriert hat.

https://gh.copernicus.org/articles/80/81/2025/gh-80-81-2025-f01

Abb. 1Atmosphärengestaltung mit geschmücktem Grab und Bändern, die sich im Wind bewegen (eigene Aufnahme).

Download

Wie genau eine Atmosphäre wirkt, kann nicht vollständig beeinflusst werden (Gugutzer, 2020:386). Denn wen Atmosphären ergreifen und auf welche Weise sie wahrgenommen werden, ist abhängig von individuellen Stimmungen derjenigen, die eine Atmosphäre erleben (Hasse, 2015:214–216). Die Atmosphäre, auf die Benjos Halterin mit ihrer Dekoration einwirkt, zielt darauf ab, dass sie sich in der Stimmung, in der sie das Grab des Hundes aufsucht, wohler fühlt. Bei der Gestaltung des Grabes und der näheren Umgebung verbinden sich verschiedene materielle und immaterielle Elemente miteinander (Abb. 1). Dies zeigt sich im Zusammenspiel von Baum, Traumfängern und Wind, das erst in der gemeinsamen Vernetzung atmosphärische Qualität ausbildet. Hierbei wird deutlich, dass „Atmosphären der Natur“ (Hasse, 2017c:49) auf Tierfriedhöfen walten. Jahreszeiten, Wetter, Pflanzen und Tiere sind wichtige Einflussfaktoren auf diese Atmosphären. Der Halter von Hund Spencer beschreibt in einem schriftlichen Bericht die atmosphärische Wirkung von Wildtieren auf dem Friedhof, die er erlebt, als er das Grab seines Hundes besucht: „Die Stimmung ist friedlich und auch tröstlich, wenn z.B. die Hasen mal die Blumen abnagen oder die Vögel auf den Grabsteinen sitzen oder Spencer Besuch von einer kleinen Nacktschnecke bekommt“. Das Atmosphärenerleben bildet sich also durch die Verbindung verschiedener mehr-als-menschlicher Elemente wie dem materiellen Artefakt des Grabsteins, Pflanzen und Tieren heraus.

Die Atmosphärengestaltung auf Tierfriedhöfen kann darauf ausgerichtet sein, eine Erinnerung an das verstorbene Tier lebendig zu halten. Ein persönlich gestaltetes Erinnerungsarrangement wird in der Beobachtung deutlich, bei der mir die Besitzerin von Benjo dessen Grab zeigt:

Seit der Beerdigung kommt die junge Frau jede Woche auf den Friedhof und kümmert sich um das Grab. […] Auf dem Grab liegen ein Kauknochen und der Stock, mit dem Benjo zu Lebzeiten gerne spielte. Als wir vor dem Grab stehen und kurz mit dem Gespräch innehalten, scheint sie vom Tod des Hundes noch merklich betroffen zu sein. Sie schluckt und erzählt, dass Benjo ihr und ihrem Leben so viel Schönes gegeben hat, dass sie ihm jetzt mit diesem Grab auch etwas Schönes zurückgeben will.

Wie auf diesem Grab fand ich Spielzeuge für Tiere auf vielen Gräbern der verschiedenen Tierfriedhöfe. Die Gestaltung solcher Gräber ist ein menschlicher Entscheidungs- und Handlungsprozess, in dem gleichzeitig relationale agency toter Tiere deutlich wird. Agency der Beziehung zu Tieren definiert sich hier dadurch, dass sie in affektiven Gefügen Wirkung entfaltet und damit auf Menschen einwirkt (vgl. Gieser, 2023:66–68). Gegenstände wie Stock und Kauknochen, die in gemeinsame Aktivitäten eingebunden waren, verfügen zum Beispiel nur in ihrem relationalen Zusammenhang als verbindendes Element zum Hund eine emotionale Bedeutung. Ähnlich wie Hasse (2005:225) es für sepulkralkulturelle Zeichen beschreibt, wirken auf Tiergräbern Symbole und Gefühle ineinander. Der Stock steht sinnbildlich für die Interaktion mit dem Hund. Damit kann er gleichzeitig als Symbol für den Verlust des Tieres gelesen werden. Im Erleben der Grabatmosphäre ruft er ein Gefühl der Trauer bei der Halterin hervor. War die Begegnung zwischen Halterin und Hund zu dessen Lebzeiten durch zweiseitige Reaktionen geprägt, findet sie jetzt nur noch einseitig ausgehend von der Halterin statt. Die Erinnerung an den Hund ist also durch materielle Artefakte wie den Stock vermittelt.

Die Wirkungsmacht der Erinnerung wird im Beispiel von Benjos Halterin zudem an den wöchentlichen Friedhofsbesuchen deutlich. Das alltägliche Zusammensein mit dem Hund findet hier nicht mehr mit dem lebenden Tier statt, sondern wird auf die Grabpflege übertragen. Durch die Friedhofsbesuche bleibt die Erinnerung an das Tier in das Leben der Halterin integriert und prägt die zeitliche Gestaltung ihres Alltags. Hier lässt sich mit Maddrell (2013:505) von einer dynamischen „absence-presence“ sprechen, in der das Tier und insbesondere die Leerstelle, die durch seinen Verlust entstanden ist, mit dem Besuch des Grabes von der Halterin präsent gehalten wird. Der anhaltende Einfluss toter Haustiere auf hinterbliebene Menschen wird an einem Zitat aus einem multispecies go-along deutlich, in dem ein Mann erzählt, wie er in den Tagen nach der Bestattung seines Hundes dessen Grab besuchte, weil er nicht wollte, dass der Hund dort alleine ist:

Und wenn man dann das erste Mal den weg hat, dann war dann so: Puh, der ist jetzt alleine. […] Zum Schluss konnte der nicht mehr richtig sehen, der hatte Angst vor Dunkelheit. Dann bin ich abends um 10 Uhr im Winter, bin ich hierhergefahren, habe mich da hingesetzt und dann geguckt.

Die Angst vor Dunkelheit des lebenden Tieres wird von dessen Halter auf das tote Tier projiziert. Die emotionale Beziehung ist davon geprägt, dass der lebende Hund zwar abwesend ist, die Erinnerung an sein Verhalten aber noch so anwesend ist, dass sie den Mann dazu verleitet, das Tier auf dem Tierfriedhof zu besuchen. Das fortgeführte Zusammensein mit dem Hund kann als Mechanismus der Verlustbewältigung betrachtet werden.

Die Gestaltung der Friedhöfe und individuellen Trauerstätten wird auch von lebenden Wildtieren beeinflusst. Dabei erlaubt der Umgang mit Wildtieren Rückschlüsse darauf, wie sich gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse auf dem Tierfriedhof niederschlagen. Der tote Haustierkörper wird nach der Bestattung in praktischen Handlungen sowie in normativen Vorstellungen im Grab verortet. Dieser Ort ist dem toten Haustier vorbehalten und deshalb häufig von anders kategorisierten Tieren wie lebenden Wildtieren abgegrenzt. Wie Petersson et al. (2018:7–8) beschreiben, nehmen Friedhofsbesucher*innen Wildtiere teilweise als Schädlinge wahr, da sie Gestaltungselemente auf dem Grab beschädigen. Zaunkonstruktionen, wie in Abb. 2 zu sehen, sollen zum Beispiel Kaninchen vom Grab fernhalten. Ein Friedhofsbetreiber erklärt dazu:

Die Hälfte der Grabbesitzer […] findet die ganz furchtbar, weil die Kaninchen die Blumen abfressen. Deswegen haben die alle da so Zäunchen drum. Das sind Kaninchen-Abwehrzäune.

https://gh.copernicus.org/articles/80/81/2025/gh-80-81-2025-f02

Abb. 2Einhegung des Grabes als Ort des toten Haustieres mit Zaunkonstruktion zur Kaninchenabwehr (eigene Aufnahme).

Download

Kategorisierungen von Tieren schlagen sich also auf dem Tierfriedhof in räumlichen Zuordnungen nieder, die festlegen, wo sich Tiere der normativen Vorstellung nach aufzuhalten haben (vgl. Philo und Wilbert, 2000:10–11). Grabbesitzer*innen schützen das Grab als Ort, an dem das tote Haustier liegt, gezielt vor der Raumaneignung wildlebender Tiere. Für „Schädlinge“ wie Kaninchen, die entgegen der menschlichen Planungslogik auf die Grabgestaltung einwirken, findet damit ein räumlicher Ausschluss statt, der durch die Zäune materiell vermittelt ist.

Gleichzeitig können Abgrenzungen zwischen verschiedenen Kategorisierungen von Tieren auf dem Tierfriedhof herausgefordert werden. Dies lässt sich anhand eines schriftlichen Berichts einer Besucherin des Tierfriedhofs verdeutlichen:

Da sehe ich neben einem Grab eine tote Taube liegen. Wie sie zu Tode kam, ist nicht ersichtlich. Ich lege sie auf ein Grab in der Nähe, das offensichtlich aufgegeben wurde und bedecke den toten Körper mit einigen Blättern.

Tauben werden diskursiv als schmutzig und krankheitsübertragend charakterisiert, wirken infolgedessen häufig abstoßend und sind Gegenstand räumlicher Ausschlussmaßnahmen (Jerolmack, 2008). Durch den Tod kann sich die Wahrnehmung von Tieren als unrein noch verstärken (Kristeva, 1982:109; in Bezug auf Levitikus 11:24–40). Auch wenn es im Umgang mit dem Körper von toten Haustieren bei der Bestattung und dem Umgang der Frau mit der Taube deutliche Unterschiede gibt, zeigen sich Parallelen. So macht die Frau das Grab als Ort aus, an dem die tote Taube liegen soll. Das Bedecken des Körpers mit Blättern erinnert zudem an das Verdecken des Leichnams mit Erde bei einer Bestattung. Sowohl räumliche Grenzen des Friedhofs und des Grabes, die als Orte für tote Haustiere geplant sind, wie auch normative Grenzen zwischen Haustieren und wildlebenden Tieren zeichnen sich hier durch Fluidität aus.

6 Fazit

Tierfriedhöfe sind bisher ein wenig beachtetes Thema in der Humangeographie. Ihre Untersuchung ist allerdings lohnenswert, da sie auf die individuelle und gesellschaftliche Bedeutung des Verlusts von Haustieren hinweisen. Des Weiteren liefern sie Impulse, um über die wichtige Rolle des Todes in Mensch-Tier-Verhältnissen nachzudenken. Für die Frage, wie Menschen Tiere im Kontext ihres Todes kategorisieren und mit ihnen umgehen, nutzte ich in diesem Beitrag Hybridität als konzeptionellen Zugang. Wie lebende Tiere nehmen auch tote Haustiere in Beziehungen, die Menschen zu ihnen aufrechterhalten, einen mehrdimensionalen Status zwischen Subjekt und Objekt ein. Für tote Tiere kann neben den Begriffen Subjekt und Objekt das Konzept des Abjekts in Anlehnung an Kristeva (1982) verwendet werden. Der Zugang über den Abjekt-Begriff rückt in den Fokus, welche Aspekte die Gesellschaft an Tieren als abstoßend wahrnimmt. Im Beispiel des Tierfriedhofs betrifft das den toten und potenziell verwesenden Haustierkörper, bei dem für Halter*innen vermeintlich feststehende Grenzen zwischen Subjekt und Objekt verschwimmen. Tote Haustiere konfrontieren die Halter*innen mit der Krise des Todes, weshalb diese als Schutz vor der Konfrontation versuchen, sich durch Rituale wie die Bestattung davon abzugrenzen. Dabei bemühen sich die Menschen, den abjekthaften Charakter des toten Tieres zu transformieren und dessen subjektiven Status in den Vordergrund zu rücken. Das Tier stellt dabei in seiner körperlichen Dimension nicht nur ein materielles Objekt dar, das aus hygienischen Gründen entsorgt werden muss, sondern wird von den Halter*innen zudem als Repräsentation des Subjekts gesehen. Die menschenähnliche Bestattung des Tieres kann als Hervorhebung seiner Rolle als wichtiges soziales Gegenüber gedeutet werden. War das Tier schon zu Lebzeiten in soziale Beziehungen mit den Halter*innen eingebunden, werden diese Verbindungen auf dem Tierfriedhof in einer Art Projektion fortgeführt.

Der Zugang über die Begriffe Subjekt, Objekt und Abjekt ist darüber hinaus auf andere Tiere und räumliche Kontexte übertragbar. Bei anders kategorisierten Tieren liefert die Analyse ihres mehrdimensionalen Status ebenfalls Hinweise darauf, welche Hintergründe es für den gesellschaftlichen Umgang mit ihnen gibt. Je nachdem, welche Einordnung von Tieren als subjektivierte Gegenüber, objektivierte Dinge oder abjekthafte Andere bestimmend ist, erscheinen unterschiedliche Praktiken angemessen. Zum Beispiel findet für Nutztiere selten die Zuschreibung eines Subjektstatus statt, was entscheidend dafür ist, dass sie nach dem Tod primär als Krankheitsrisiko gelten und als objektifiziertes Rohstoffmaterial in Tierkörperbeseitigungsanlagen verwertet werden. Mit der fehlenden Subjektivierung geht ein fehlendes Empfinden von Verlust einher. Denn ob Trauer und Verlust erlebt werden, hängt von der emotionalen Nähe zum Tier ab (Johnston und Probyn-Rapsey, 2013:xvii). Eine Vielzahl von Tieren erscheint auf emotionaler Ebene nicht relevant genug, um ihren Tod als Verlust zu kennzeichnen. Paganini (2021:37) regt Sensibilität für die Frage an, welche Tiere als bedeutsam genug bewertet werden, um Gegenstand menschlicher Trauer zu sein. Daran anknüpfend kann dieser Beitrag ein Ausgangspunkt dafür sein, um über die Ungleichbehandlung von (toten) Tieren nachzudenken und weitere Forschung zu Verlust aus einer mehr-als-menschlichen Perspektive anzustoßen.

Denn wie Menschen Trauer und Verlust erleben und bearbeiten, ist von mehr-als-menschlichen Einflüssen mitgeprägt. Affektive und leibliche Dimensionen des Erlebens können als methodischer Zugang und empirischer Gegenstand dabei helfen, diese Verbindungen von Menschen, Tieren und umgebender Welt einzufangen. Die Erhebungen auf Tierfriedhöfen zeigten, welche Bedeutung Nichtmenschliches wie Tiere, Dinge oder Atmosphären für die Verlustbearbeitung haben kann. Das Raumerleben von Tierfriedhöfen entsteht in seiner atmosphärischen Qualität in der Verwobenheit von materiellen und immateriellen Elementen. Tieren kann dabei nach dem Tod relationale agency zugesprochen werden. Insbesondere Emotionen, die durch Verbindungen zum Tier entstehen, leiten Menschen zu Handlungen an wie regelmäßige Friedhofsbesuche oder Grabpflege. Emotionen, die immer noch für die Tiere vorhanden sind, beeinflussen zum Beispiel die Auswahl der Artefakte für die Grabgestaltung. Diese Artefakte sind dabei materielle Träger der Erinnerung an die Haustiere. Die teilweise aufwendige Gestaltung der Gräber sowie die allgemeine Zunahme von Tierfriedhöfen in den letzten Jahrzehnten sind Ausdruck der gesellschaftlichen Bedeutung, die der Verlust von Haustieren hat. Um die soziale Relevanz des Verlusts von Tieren zu analysieren, bietet eine mehr-als-menschliche Perspektive einen konzeptionellen Rahmen, der über ein rein anthropozentrisches Verständnis hinausgeht. Auch wenn der Fokus auf der menschlichen Verlustbearbeitung liegt, gewinnen Bezüge zwischen Menschen und Tieren an Relevanz. Die Perspektive lenkt damit die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Verflechtungen zwischen Menschen und mehr-als-menschlichen Lebewesen und Dingen für die Konstituierung von Orten der Verlustbearbeitung.

Datenverfügbarkeit

Für diesen Artikel wurden keine Datensätze genutzt.

Haftungsausschluss

Anmerkung des Verlags: Copernicus Publications bleibt in Bezug auf gerichtliche Ansprüche in veröffentlichten Karten, institutionellen Zugehörigkeiten oder anderen geographischen Begrifflichkeiten neutral. Obwohl Copernicus Publications alle Anstrengungen unternimmt, geeignete Ortsnamen zu finden und im Manuskript anzupassen, liegt die letztendliche Verantwortung bei den Autor:innen.

Interessenkonflikt

Die Autor:innen erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Finanzierung

This research has been supported by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (grant no. 512513565).

Begutachtung

Dieser Artikel wurde von Simon Runkel redaktionell betreut und durch drei Expert:innen in einem double-blind Review-Verfahren begutachtet.

Literatur

Atchison, J.: Between disgust and indifference: Affective and emotional relations with carp (Cyprinus carpio) in Australia, T. I. Brit. Geogr., 44, 735–748, https://doi.org/10.1111/tran.12312, 2019. 

Augstein, M.: Gefährte, Opfer, Statussymbol? Tierdeponierungen im Kontext prähistorischer Bestattungsplätze, Tiersstudien, 5, 75–88, 2014. 

Bell, S. J., Instone, L., und Mee, K. J.: Engaged witnessing: Researching with the more-than-human, Area, 50, 136–144, https://doi.org/10.1111/area.12346, 2018. 

Benkel, T.: Das Schweigen des toten Körpers, in: Sinnbilder und Abschiedsgesten: Soziale Elemente der Bestattungskultur, Herausgeber*innen: Benkel, T. und Meitzler, M., Verlag Dr. Kovac, Hamburg, 14–92, ISBN 9783830061779, 2013. 

Benkel, T.: Todesrituale: Zur sozialen Dramaturgie am Ende des Lebens, in: Körper und Ritual: Sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge und Analysen, Herausgeber*innen: Gugutzer, R. und Staack, M., Springer VS, Wiesbaden, 335–360, https://doi.org/10.1007/978-3-658-01084-3_16, 2015. 

Buller, H.: Animal geographies I, Prog. Hum. Geogr., 38, 308–318, https://doi.org/10.1177/0309132513479295, 2014. 

Collard, R.-C.: Putting animals back together, taking commodities apart, Ann. Assoc. Am. Geogr., 104, 151–165, https://doi.org/10.1080/00045608.2013.847750, 2014. 

Colombino, A. und Bruckner, H. K. (Hrsg.): Hidden in plain sight: How (and why) to attend to the animal in human-animal relations, in: Methods in human-animal studies: Engaging with animals through the social sciences, Routledge, Abingdon, New York, 1–29, https://doi.org/10.4324/9781351018623-1, 2023. 

Creed, B. und Hoorn, J.: Animals, art, abjection, in: Abject visions: Powers of horror in art and visual culture, Herausgeber*innen: Arya, R. und Chare, N., Manchester University Press, Manchester, 90–104, ISBN 9780719096297, 2016. 

Fischer-Rosenthal, W. und Rosenthal, G.: Warum Biographieanalyse und wie man sie macht, ZSE, 17, 405–427, 1997. 

Fleischmann, L.: More-than-human political geographies: Abjection and sovereign power, Polit. Geogr., 107, 1–11, https://doi.org/10.1016/j.polgeo.2023.102949, 2023. 

Gibbs, L. M.: Animal geographies I: Hearing the cry and extending beyond, Prog. Hum. Geogr., 44, 769–777, https://doi.org/10.1177/0309132519863483, 2020. 

Gieser, T.: Leben mit Wölfen: Affekte, Gefühle und Stimmungen in Mensch-Wolf-Beziehungen, Human-Animal Studies, 29, transcript Verlag, Bielefeld, https://doi.org/10.14361/9783839465226, 2023. 

Gugutzer, R.: Leib und Situation: Zum Theorie- und Forschungsprogramm der Neophänomenologischen Soziologie, Z. Soziol., 46, 147–166, https://doi.org/10.1515/zfsoz-2017-1009, 2017. 

Gugutzer, R.: Atmosphären, Situationen und der Sport: Ein neophänomenologischer Beitrag zur soziologischen Atmosphärenforschung, Z. Soziol., 49, 371–390, https://doi.org/10.1515/zfsoz-2020-0030, 2020. 

Haraway, D. J.: When species meet, Posthumanities, 3, University of Minnesota Press, Minneapolis, ISBN 0816650462, 2008. 

Hasse, J.: Zur sepulkralkulturellen Bedeutung räumlicher Grenzen auf Friedhöfen: Ausgehend vom Beispiel der Friedhöfe für ertrunkene Seeleute, Geogr. Z., 93, 221–236, 2005. 

Hasse, J.: Was Räume mit uns machen – und wir mit ihnen: Kritische Phänomenologie des Raumes, 2. Auflage, Verlag Karl Alber, Freiburg, München, ISBN 9783495860540, 2015. 

Hasse, J.: Bestattungsorte: Zur Atmosphäre sepulkralkultureller Räume der Gegenwart, Siedlungsforschung. Archäologie – Geschichte – Geographie, 33, 95–123, 2016. 

Hasse, J.: Die Abwesenheit der Phänomenologie in der deutschen Humangeographie, Geogr. Helv., 72, 351–360, https://doi.org/10.5194/gh-72-351-2017, 2017a. 

Hasse, J.: Die Aura des Einfachen, Mikrologien räumlichen Erlebens, 1, Verlag Karl Alber, Freiburg, München, ISBN 9783495488522, 2017b. 

Hasse, J.: Urbane Atmosphären der Natur, in: Die Experimentalstadt: Kreativität und die kulturelle Dimension der Nachhaltigen Entwicklung, Herausgeber*innen: Reinermann, J.-L. und Behr, F., Springer VS, Wiesbaden, 41–58, https://doi.org/10.1007/978-3-658-14981-9_3, 2017c. 

Hovorka, A. J.: Animal geographies II: Hybridizing, Prog. Hum. Geogr., 42, 453–462, https://doi.org/10.1177/0309132517699924, 2018. 

Imhof, N.: The multispecies city: Becoming with rats in Zurich, PhD Thesis, University of Lausanne, Lausanne, 2023. 

Irvine, L. und Cilia, L.: More-than-human families: Pets, people, and practices in multispecies households, Sociol. Compass, 11, 1–13, https://doi.org/10.1111/soc4.12455, 2017. 

Jerolmack, C.: How pigeons became rats: The cultural-spatial logic of problem animals, Soc. Probl., 55, 72–94, https://doi.org/10.1525/sp.2008.55.1.72, 2008. 

Johnston, J. und Probyn-Rapsey, F. (Hrsg.): Introduction, in: Animal death, Sydney University Press, Sydney, xv–xxii, ISBN 9781743325247, 2013. 

Jones, O.: Re-thinking animal and human personhood: Towards co-created narratives of affective, embodied, emplaced becomings of human and nonhuman life, in: Methods in human-animal studies: Engaging with animals through the social sciences, Herausgeber*innen: Colombino, A. und Bruckner, H. K., Routledge, Abingdon, New York, 63–84, https://doi.org/10.4324/9781351018623-5, 2023. 

Jürgens, K., Kurth, M., und Mönkeberg, S.: Konvivales Leben mit Haustieren? Eine empirische Spurensuche, Tierstudien, 22, 111–120, 2022. 

Kean, H.: Human and animal space in historic “pet” cemeteries in London, New York and Paris, in: Animal death, Herausgeber*innen: Johnston, J. und Probyn-Rapsey, F., Sydney University Press, Sydney, 21–42, ISBN 9781743325247, 2013. 

Kornherr, E.: Fütterungen von Nilgänsen: Mensch-Tier-Begegnungen zwischen Nähe und Distanziertheit, in: Berühren und berührt werden: Zur Phänomenologie der Nähe, Herausgeber*innen: Uzarewicz, C., Gugutzer, R., Uzarewicz, M., und Latka, T., Verlag Karl Alber, Baden-Baden, 277–308, ISBN 9783495997741, 2023. 

Kornherr, E. und Pütz, R.: Wildes Frankfurt: Nilgänse im Fokus räumlicher Konflikte, in: Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe, Herausgeber*innen: Betz, J., Keitzel, S., Schardt, J., Schipper, S., Schmitt Pacífico, S., und Wiegand, F., transcript Verlag, Bielefeld, 121–129, https://doi.org/10.1515/9783839454770-011, 2021. 

Kornherr, E. und Pütz, R.: Othering, governing, and resistance of abject urban animals: Egyptian geese and their right to the city, Polit. Geogr., 99, 1–10, https://doi.org/10.1016/j.polgeo.2022.102775, 2022. 

Kristeva, J.: Powers of horror: An essay on abjection, European perspectives, Columbia University Press, New York, ISBN 0231053460, 1982. 

Kuckartz, U. und Rädiker, S.: Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung, 5. Auflage, Grundlagentexte Methoden, Beltz Juventa, Weinheim, Basel, ISBN 9783779962311, 2022. 

Kusenbach, M.: Street phenomenology: The go-along as ethnographic research tool, Ethnography, 4, 455–485, 2003. 

Latour, B.: Reassembling the social: An introduction to Actor-Network-Theory, Clarendon lectures in management studies, Oxford University Press, Oxford, ISBN 0199256047, 2005. 

Lorimer, H.: Human–non-human, in: Introducing human geographies, 3. Auflage, Herausgeber*innen: Cloke, P., Crang, P., und Goodwin, M., Routledge, Abingdon, New York, 37–50, ISBN 9781444135350, 2014. 

Lorimer, H.: Dear departed: Writing the lifeworlds of place, T. I. Brit. Geogr., 44, 331–345, https://doi.org/10.1111/tran.12278, 2019. 

Lorimer, J.: Nonhuman charisma, Environ. Plann. D., 25, 911–932, https://doi.org/10.1068/d71j, 2007. 

Lorimer, J.: Wildlife in the Anthropocene: Conservation after nature, University of Minnesota Press, Minneapolis, ISBN 9780816681082, 2015. 

Maddrell, A.: Living with the deceased: Absence, presence and absence-presence, Cult. Geogr., 20, 501–522, https://doi.org/10.1177/1474474013482806, 2013. 

Maddrell, A. und Sidaway, J. D. (Hrsg.): Introduction: Bringing a spatial lens to death, dying, mourning and remembrance, in: Deathscapes: Spaces for death, dying, mourning and remembrance, Routledge, Abingdon, New York, 1–16, ISBN 9781315575988, 2016 [first published 2010 by Ashgate]. 

Mazhary, H.: Distancing animal death: Geographies of killing and making killable, Geogr. Compass, 15, 1–13, https://doi.org/10.1111/gec3.12582, 2021. 

Meitzler, M.: Hunde, wollt ihr ewig leben? Der tote Vierbeiner – ein Krisentier, in: Auf den Hund gekommen: Interdisziplinäre Annäherung an ein Verhältnis, Herausgeber*innen: Burzan, N. und Hitzler, R., Springer VS, Wiesbaden, 175–200, https://doi.org/10.1007/978-3-658-13740-3_11, 2017. 

Meitzler, M.: Transzendenz und Animalität: Zur Gegenwart und Zukunft des Heimtiertodes, Swiss Future, 45, 7–10, 2018. 

Nast, H. J.: Critical pet studies? Antipode, 38, 894–906, https://doi.org/10.1111/j.1467-8330.2006.00484.x, 2006. 

Neurath, U.: Tier und Tod: Mensch und Tier am Beispiel von Tierbestattungen, Friedhofskultur heute, 7, Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main, ISBN 9783947273195, 2019. 

Neurath, U.: Unzertrennlich bis in den Tod: Das Kulturphänomen der (Mensch-)Tier-Bestattungen, Leidfaden, 10, 20–24, 2021. 

Paganini, C.: „Multispecies Mourning“: Die Trauer um nichtmenschliche Tiere, Leidfaden, 10, 35–38, 2021. 

Petersson, A.: The production of a memorial place: Materialising expressions of grief, in: Deathscapes: Spaces for death, dying, mourning and remembrance, Herausgeber*innen: Maddrell, A. und Sidaway, J. D., Routledge, Abingdon, New York, 141–159, ISBN 9781315575988, 2016 [first published 2010 by Ashgate]. 

Petersson, A., Cerwén, G., Liljas, M., und Wingren, C.: Urban cemetery animals: An exploration of animals' place in the human cemetery, Mortality, 23, 1–18, https://doi.org/10.1080/13576275.2017.1282942, 2018. 

Petrus, K.: Heimtier, in: Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen, Herausgeber*innen: Ferrari, A. und Petrus, K., transcript Verlag, Bielefeld, 144–146, ISBN 9783837622324, 2015. 

Pfaller, L. und Schetsche, M.: Theorie und Phänomenologie des Abjekts, Cult. Psych., 2, 1–6, https://doi.org/10.1007/s43638-021-00026-8, 2021. 

Philo, C.: Animals, geography, and the city: Notes on inclusions and exclusions, Environ. Plann. D., 13, 655–681, https://doi.org/10.1068/d130655, 1995. 

Philo, C. und Wilbert, C. (Hrsg.): Animal spaces, beastly places: An introduction, in: Animal spaces, beastly places: New geographies of human-animal relations, Critical geographies, 10, Routledge, London, New York, 1–35, ISBN 0415198461, 2000. 

Pierburg, M., Benkel, T., Coenen, E., Meitzler, M., und Sitter, M.: Autoethnografie in Todesnähe: Soziologische Arbeit an und mit herausfordernden Identifikationsprozessen, FQS, 24, 7, https://doi.org/10.17169/fqs-24.2.4065, 2023. 

Pitas, J.-H. und Shcheglovitova, M.: Discourses, bodies, and the production of space: Challenging the (re)production of more-than-human deathscapes, Human Geography, 12, 18–35, https://doi.org/10.1177/194277861901200202, 2019. 

Pütz, R.: Making companions: Companionability and encounter value in the marketization of the American Mustang, Environ. Plann. E., 4, 585–602, https://doi.org/10.1177/2514848620924931, 2021. 

Pütz, R.: Reiten als leibliche Kommunikation: Zum Potenzial der Neuen Phänomenologie für die Human-Animal-Studies, in: Berühren und berührt werden: Zur Phänomenologie der Nähe, Herausgeber*innen: Uzarewicz, C., Gugutzer, R., Uzarewicz, M., und Latka, T., Verlag Karl Alber, Baden-Baden, 241–275, ISBN 9783495997741, 2023. 

Pütz, R. und Poerting, J.: Mensch-Tier-Verhältnisse in der Konsumgesellschaft, Berichte. Geographie und Landeskunde, 93, 123–143, 2020. 

Pütz, R., Schlottmann, A., und Kornherr, E.: Einführung in die neue Tiergeographie, in: Mehr-als-menschliche Geographien: Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken, Herausgeber*innen: Steiner, C., Rainer, G., Schröder, V. und Zirkl, F., Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 181–222, https://doi.org/10.25162/9783515132305-008, 2022. 

Reckwitz, A.: Auf dem Weg zu einer Soziologie des Verlusts, Soziopolis: Gesellschaft beobachten, https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/80750 (letzter Zugriff: 17. März 2025), 2021. 

Romanillos, J. L.: Mortal questions: Geographies on the other side of life, Prog. Hum. Geogr., 39, 560–579, https://doi.org/10.1177/0309132514545908, 2015. 

Schmitz, H.: Kurze Einführung in die Neue Phänomenologie, Verlag Karl Alber, Freiburg, München, ISBN 9783495483619, 2009. 

Schramm, T.: Abjektion und existenzielle Krise, Cult. Psych., 2, 73–82, https://doi.org/10.1007/s43638-021-00025-9, 2021. 

Schröder, V.: Tierliche Lebenswelten verstehen lernen? Perspektiven mehr-als-menschlicher Ethnographien, in: Mehr-als-menschliche Geographien: Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken, Herausgeber*innen: Steiner, C., Rainer, G., Schröder, V., und Zirkl, F., Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 317–339, https://doi.org/10.25162/9783515132305-013, 2022. 

Schröer, M. und Hirsmüller, S.: Wenn Paul und Nepomuk über die Regenbogenbrücke gehen – wo Hund und Katz begraben sind: Über Todesanzeigen für Tiere und Tierfriedhöfe, Leidfaden, 10, 16–19, 2021. 

Sheppard-Simms, E. A.: Islands of the abject: Absence, trauma and memory in the cemetery island, Landscapes of Violence, 4, 1–26, 2016. 

Steiner, C., Rainer, G., und Schröder, V.: Mehr-als-menschliche Geographien: Entwicklungslinien, Grundzüge und Schlüsselkonzepte, in: Mehr-als-menschliche Geographien: Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken, Herausgeber*innen: Steiner, C., Rainer, G., Schröder, V., und Zirkl, F., Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 9–38, https://doi.org/10.25162/9783515132305-001, 2022. 

Tuan, Y.-F.: Dominance and affection: The making of pets, Yale University Press, New Haven, London, ISBN 0300032226, 1984. 

Ullrich, J. und Ulrich, A.: Editorial, Tierstudien, 5, 7–12, 2014. 

Uzarewicz, M.: Der Leib und die Grenzen der Gesellschaft: Eine neophänomenologische Soziologie des Transhumanen, Lucius & Lucius, Stuttgart, ISBN 9783828205376, 2011. 

Whatmore, S.: Hybrid geographies: Natures, cultures, spaces, Sage, London, Thousand Oaks, New Delhi, ISBN 076196567x, 2002. 

Woodthorpe, K.: Buried bodies in an East London cemetery: Re-visiting taboo, in: Deathscapes: Spaces for death, dying, mourning and remembrance, Herausgeber*innen: Maddrell, A. und Sidaway, J. D., Routledge, Abingdon, New York, 57–74, ISBN 9781315575988, 2016 [first published 2010 by Ashgate].  

Young, C. und Light, D.: Interrogating spaces of and for the dead as “alternative space”: Cemeteries, corpses and sites of dark tourism, Int. Rev. Soc. Res., 6, 61–72, https://doi.org/10.1515/irsr-2016-0009, 2016. 

1

Der Begriff Heimtier bezeichnet im Tierschutzrecht Tiere, mit denen Menschen zum Vergnügen oder aufgrund anderer emotionaler Motive zusammenwohnen (Petrus, 2015:144). Im alltäglichen Sprachgebrauch werden Heimtiere meist Haustiere genannt (Petrus, 2015:144) und auch in der sozialwissenschaftlichen Literatur werden die Ausdrücke häufig synonym verwendet. In diesem Text nutze ich aus Gründen der besseren Lesbarkeit den gebräuchlicheren Begriff Haustier.

2

Das Konzept des Abjekts wird jüngst vermehrt in Arbeiten der Humangeographie aufgegriffen z. B. von Fleischmann (2023), Imhof (2023) oder Kornherr und Pütz (2022).

3

Zum Schutz der Privatsphäre der Haustierhalter*innen sind die Namen der Tiere anonymisiert.

Download
Short summary
Empirical research on pet cemeteries demonstrates that ambivalent attributions to pets as social partners, material objects, and abject cadavers shape the place and related practices. Situated within the frameworks of more-than-human geographies and animal geographies, the article argues (1) that analysing the multidimensional status of dead animals provides a productive lens for understanding human-animal relations and illustrates (2) how loss processing can be read in a more-than-human way.
Share